Wal suchte "exotisches Fischrestaurant"
Als er auf Futtersuche seinen Artgenossen auswich, gelangte er zu Heringsschwärmen in paradiesischen Größenordnungen - so jedenfalls die Theorie einiger Forscher zum Falschabbieger-Wal. Das hätte Folgen für seinen Ostsee-Aufenthalt.
Der Buckelwal in der Ostsee ist nach Expertenansicht möglicherweise wegen eines gewachsenen Walbestands im Nordatlantik in die Ostsee ausgewichen. Der dänische Walforscher Carl Kinze in Kopenhagen sagte am Donnerstag, die Bestände des einst fast ausgerotteten Buckelwals hätten sich durch das internationale Walfangverbot erholt. Das Tier sei auf der Nahrungssuche in die Ostsee geschwommen, wo ihm Heringsschwärme wohl wie ein «exotisches Fischrestaurant» erschienen seien.
Dem Wal kann nach Ansicht von Forschern nicht geholfen werden, in den Atlantik zurückzufinden. «Das Beste ist, ihn in Ruhe zu lassen», sagte Stralsunds Meeresmuseumsdirektor Harald Benke. Kinze zufolge ist es nicht auszuschließen, dass er es nicht zurück schafft. Buckelwale hätten als Bartenwale keine solche Schallorientierung wie Zahnwale. «Wir wissen sehr wenig darüber, wie sie sich orientieren», sagte Kinze. «Irgendetwas müssen sie können. Aber wir rätseln, wir wissen es nicht.» Buckelwale reagierten auf Geräusche im Frequenzbereich von Schiffen sehr sensibel.
Gefahr bei Eingriff in Wal-Tour
Falls der Wal sich in die Ostsee verirrt habe, weil er krank sei, habe er wenig Chancen, meinte Kinze. Wenn er aus freien Stücken in die Ostsee geschwommen sei, könne er auch wieder herausfinden. Benke verwies auf die Gefahr durch die zahlreichen Stellnetze der Fischerei, in denen sich ein Wal verfangen, die er aber nicht zerreißen könne. Wenn es ihm nicht gelinge, an die Luft zu kommen, sehe es schlecht aus. Das gleiche treffe zu, wenn er in flachem Wasser strande. Dann könne er wegen der Überhitzung einen Kreislaufzusammenbruch erleiden.
Der etwa zwölf Meter lange Buckelwal war vergangenen Freitag von Kap Arkona auf Rügen aus von Ornithologen entdeckt worden. Zuvor war er in Dänemark nahe der Insel Ven im nördlichen Öresund und unter der Öresund-Brücke nach Schweden gesichtet worden, wo sich derzeit große Fischschwärme aufhalten. Seit Freitag ist keine weitere Beobachtung bekanntgeworden. (dpa)
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