Vorbereitung auf den Blackout: Was passiert, wenn das Licht ausgeht?

In Oberbayern bereiten sich immer mehr Kreise auf einen möglichen Blackout im Winter vor. Aber wie wappnet man sich? Die AZ hat nachgefragt.
Leonie Fuchs |
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Bei einem überregionalen Stromausfall hilft auch der Gang zum Sicherungskasten nichts. So ein Blackout gilt jedoch als sehr unwahrscheinlich.
Bei einem überregionalen Stromausfall hilft auch der Gang zum Sicherungskasten nichts. So ein Blackout gilt jedoch als sehr unwahrscheinlich. © IMAGO/Bihlmayerfotografie

München - Kein Wasser fließt mehr aus der Leitung, der Herd ist aus, Smartphones sind offline, Aufzüge stehengeblieben, Supermarkttüren geschlossen: Wenn es in Städten dunkel wird, weil es zu einem großflächigen, andauernden Stromausfall, einem sogenannten Blackout, gekommen ist, wird das alltägliche Leben zur Herausforderung. Einen solchen hat es in Europa zum Glück noch nie gegeben.

In oberbayerischen Landkreisen will man angesichts der Energiekrise auf dieses, wenn auch unwahrscheinliche, Schreckens-Szenario dennoch gut vorbereitet sein. Wie genau? Die AZ hat nachgefragt.

Die Sicherheit in der Stromversorgung hat oberste Priorität in der Bayerischen Staatsregierung, wie das Wirtschaftsministerium auf AZ-Anfrage mitteilt. Diese sei hierzulande grundsätzlich sehr hoch. Eine stundenweise krisenhafte Situation im Stromsystem diesen Winter sei zwar sehr unwahrscheinlich, könne aktuell aber sowohl regional als auch überregional nicht vollständig ausgeschlossen werden.

Bei einem Blackout müssen kritische Infrastrukturen geschützt werden

Kommt es wirklich zu einem solchen Blackout, verläuft die Versorgung der Bevölkerung dezentral. Denn: "Die Auswirkungen einer Katastrophenlage können nur vor Ort bewältigt werden", erklärt das bayerische Innenministerium der AZ. Den Gemeinden wurde dafür bereits 2019 eine Planungshilfe zur Verfügung gestellt.

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Kernaufgabe bei einem Blackout sei demnach der Schutz kritischer Infrastrukturen, wie Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Hilfsorganisationen, Einrichtungen zur Aufrechterhaltung der Wasser- und Abwasserversorgung sowie Sicherheitsbehörden. Dies soll mittels Notstromaggregaten gewährleistet werden. Diese verfügen in der Regel über Treibstoffvorräte, die einen Betrieb von "mindestens 24 Stunden" sicherstellen. Die Vorsorge in diesen Bereichen sei teils Aufgabe der Betreiber, so das Landratsamt München. Das gilt etwa auch für Supermärkte.

Im Kreis Erding hat man den Totalausfall bereits simuliert

Für eine Not-Versorgung im Kreis München können die mobilen Notstromaggregate der Feuerwehr und des Technischen Hilfswerks verwendet werden, so die Sprecherin weiter zur AZ. "Es ist jedoch absehbar, dass mit den vorhandenen Kapazitäten nur eine Versorgung lebenswichtiger Einrichtungen möglich sein wird."

Auch in Starnberg arbeitet man daran, die kritische Infrastruktur mit den nötigen Treibstoffmengen für einen Zeitraum von rund 21 Tagen zu bevorraten, heißt es dort vom Landratsamt. Ebenso in Dachau, bestätigt Landrat Stefan Löwl der AZ. "Auch eine zumindest rudimentäre Wasserversorgung muss im Notfall in Privathaushalten sichergestellt sein." Menge und Druck könnten dann jedoch auch mal geringer ausfallen, so Löwl.

Die "Führungsgruppe Katastrophenschutz" im Kreis Erding sei gerade durch eine neue Alarmierungssoftware modernisiert worden, um sicherzustellen, dass alle Mitglieder innerhalb kürzester Zeit erreicht werden. Im örtlichen Klinikum habe laut Landratsamt zudem ein "Black-Test" stattgefunden, um einen Totalausfall zu simulieren. Der Dieseltank für das Notstromaggregat sei dort voll betankt worden und könne die Klinik im Notfall rund drei Tage mit Strom versorgen. Auch die Heizöltanks seien voll.

So würde die Kommunikation im Ernstfall aussehen

Damit Städte, Gemeinden und Einsatzkräfte bei einem Stromkollaps dennoch miteinander kommunizieren können, wurden im Kreis München Satellitentelefone und Satellitenfunkgeräte beschafft. "Die können an einem Notstromaggregat oder zur Not im Auto geladen werden", sagt auch Löwl. In Freising sollen ebenso wichtige Stellen mit den Geräten ausgestattet werden. Um auch die Bevölkerung informieren zu können, wird im Kreis Fürstenfeldbruck zudem mit Radiodurchsagen oder mit Lautsprecherfahrzeugen gearbeitet. Genauso in Erding, wo nun "Backup-Konzepte zur Kommunikation" entwickelt werden.

Zudem arbeiten Gemeinden und Städte daran, Anlaufstellen einzurichten, an die sich hilfesuchende Bürger bei medizinischen Notfällen, Verkehrsunfällen oder Bränden wenden könnten, wenn Festnetz und Mobilfunk ausgefallen sind. In Fürstenfeldbruck werden bereits warme Stellen geplant. Hierfür stehen Turnhallen mit Notstromeinspeisemöglichkeit bereit. Ebenso im Kreis Bad Tölz/ Wolfratshausen und Miesbach, wo derzeit mögliche Sammelpunkte, etwa im Gemeindezentrum oder in Turnhallen, abgefragt werden.

Auch im Kreis Dachau sollen diese "Leuchttürme für Notfälle" entstehen, so Löwl. Dass Privathaushalte so weit abkühlen, dass warme Stellen aufgesucht werden müssten, sei jedoch erst nach mehr als 24 Stunden relevant, meint der Landrat. "Leuchttürme" als Anlaufstelle und Stromspender sollen im Falle eines Blackouts auch etwa in Augsburg, Landshut und Nürnberg entstehen.

Für den Ernstfall müssen die Bürger selbst vorsorgen

Generell gelte: "Keine Behörde, weder Gemeinde, Landkreis, noch Staat, können die Versorgung der Bevölkerung ad hoc übernehmen, wenn ein überregionaler Blackout eingetreten ist", so Löwl. Deshalb seien Bürger aufgerufen, eigenverantwortlich vorzusorgen. Die Gemeinden verweisen deshalb einstimmig auf den "Ratgeber für Notfallvorsorge" des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, das bereits vor der Pandemie darauf hingewiesen hat, dass Menschen bei sich daheim Notreserven anlegen sollten.

Auch der Starnberger Sprecher erklärt: Dies sei das elementarste Instrument, autark - zumindest für mehrere Tage - einen Krisenfall unbeschadet zu überstehen.

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