Vor 50 Jahren starb John F. Kennedy

Der Mythos Kennedy wird alljährlich wieder in Frage gestellt. Der Mann, der heute vor 50 Jahren erschossen wurde, war ein Mann voller Fehler und voller Ausstrahlung.
von  az

Washington - Es musste so kommen. An jedem runden Jahrestag soll er wieder sterben, der „Mythos“ Kennedy“. Auch jetzt, genau 50 Jahre nach den Schüssen von Dallas: „Kein großer Präsident“ sei John Fitzgerald Kennedy gewesen, befindet der Historiker Stephen Hess: „Vielleicht nicht mal ein guter.“ Viele Sprüche, nichts dahinter, so die Kritik. Aber sie werden es nicht schaffen. Die Legende von JFK – seit neuestem wieder beliebtester US-Präsident aller Zeiten, zumindest in Deutschland – sie lebt.

Ein paar Bilder, ein paar Redeschnipsel genügen, um das zu verstehen. Der jugendliche Mann mit seiner rötlichen Tolle und dem strahlenden Lächeln war „cool“, bevor es das Wort gab. Er war reich, der Erfolg flog ihm zu, er hatte eine hübsche Frau, entzückende Kinder, er war ein guter Redner: „Er konnte die Vögel aus den Bäumen locken mit seinem Charme“, sagten sie. So jemand hat Neider.

Und John Fitzgerald Kennedy, Sohn eines überehrgeizigen Industriellen und Politikers, machte es ihnen leicht. Die politische Bilanz des 35. und ersten katholischen USPräsidenten, war außerordentlich gemischt.

Mit Papas Geld hauchdünn gegen Richard Nixon zum Präsidenten gewählt, war das erste Jahr im Weißen Haus katastrophal. Die Schweinebucht-Mission zur Beseitigung von Fidel Castro – gescheitert. Der Gipfel mit Chruschtschow in Wien – eine Pleite. Kennedy wirkte wie ein Anfänger, der Russe nahm ihn nicht ernst – und ließ zwei Monate später die Berliner Mauer bauen.

Im selben Jahr schickte Kennedy Militärberater nach Vietnam – der Anfang der Tragödie mit Millionen Toten, darunter 50000 US-Soldaten. Aber das konnte noch keiner ahnen damals. Und als der junge Präsident Konrad Adenauer und die deutschen Politiker so richtig alt aussehen ließ beim Berlin-Besuch im Juni 1963, da war seine Untätigkeit beim Mauerbau vergessen: „Heute ist der stolzeste Satz in der freien Welt: ,Ich bin ein Berliner’“, sagte er am 23. Juni 1963 vor dem Schöneberger Rathaus. Eine halbe Million Zuhörer gerieten in Verzückung.

Mit einem Satz richtete er die Bedrückten wieder auf. Mittlerweile wird auch an Kennedys größter Leistung gemäkelt. Die Kuba-Krise, in der er mit seiner Unnachgiebigkeit in letzter Sekunde einen Atomkrieg verhinderte, sei „ein exzellenter Job“ gewesen, sagt Historiker Hess. Aber erst seine Schwäche habe die Russen auf die Idee mit den Raketen auf Kuba gebracht. Er war ein Unvollendeter.

Als er heute vor 50 Jahren nach 1036 Tagen im Amt in Dallas erschossen wurde, da hatte er die Gesetze zu Aufhebung der Rassentrennung in den USA auf den Weg gebracht. Es gibt Hinweise, dass er das Engagement in Vietnam überdenken wollte. Wir wissen nicht, ob er ein großer Präsident geworden wäre. Aber der Mann, der trotz seines sportlichen Äußeren ein körperliches Wrack war, der seine Rückenschmerzen nur mit Hammer-Schmerzmitteln unterdrücken konnte, war ein Sinnbild von Elan und Energie für eine Generation – und das ist kein Mythos.

 

 

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