Voodoo-Hexe zwingt junge Frauen zum Sex
Eine Frau mit Wohnsitz in Nürnberg soll die Drahtzieherin der üblen Machenschaften sein. Wie viele Opfer es gibt, ist noch völlig unklar. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt bestätigt die Festnahme von „Madam Joyce“.
NÜRNBERG Das ist eine ganz besonders fiese Tour: Junge Frauen aus Schwarz-Afrika werden zur Prostitution gezwungen – mit Voodoo-Zauberei! Eine Nigerianerin, die sich „Madam Joyce“ nennt und in Nürnberg einen Wohnsitz hat, gilt als eine der maßgeblichen Drahtzieher des skrupellosen Menschenhandels.
In vielen afrikanischen Staaten haben Voodoo-Priester eine ungeheuere Macht. Sie gelten als Bindeglied zwischen der hiesigen Welt und dem Reich der Götter und Verstorbenen. Große Teile der Bevölkerung halten Geister für real existierende Wesen. Das machen sich gierige Menschenhändler wie „Madam Joyce“ zu Nutze.
Dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ schilderte eine junge Afrikanerin, wie sie in ihrem westafrikanischen Heimatland in die Fänge der eiskalten Menschenhändler geriet, in Deutschland in einem schäbigen Zimmer landete und zur Prostitution gezwungen wurde. Da war sie gerade erst 14 Jahre alt.
„Madam Joyce“ hatte sich mit dem Mädchen, das gerade seine Mutter verloren hatte, angefreundet – und dann zu einem Voodoo-Priester gebracht. Der schüchterte das Mädchen in einer mehrstündigen Beschwörungszeremonie ein und gab ihm den Auftrag, alles zu machen, was „Madam Joyce“ verlangt. Ansonsten, so seine Drohung, drohe der Tod oder der Wahnsinn. Wenig später saß sie mit falschen Papieren im Flugzeug nach Europa und wurde in ein Bordell geschleppt.
„Madam Joyce“, die nach den Ermittlungen der Frankfurter Staatsanwaltschaft eng mit einem Mann zusammenarbeitet, der sich mit dem Pseudonym „God's Power“ (Gottes Kraft) schmückt, kommt finanziell offensichtlich auf ihre Kosten. Sie besitzt nicht nur in Nürnberg, sondern auch in Berlin, Düsseldorf und Neuss Wohnungen. Alle wurden vor wenigen Wochen durchsucht. Doch „Madam Joyce“ war spurlos verschwunden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde sie jetzt verhaftet.
Verhexte Opfer wollen keine Aussagen machen
Erstmals waren die Behörden auf die „Voodoo“-Prostitution während der Fußballweltmeisterschaft 2006 aufmerksam geworden. Zwar konnten speziell geschulte Ermittler des Bundeskriminalamts (BKA) einige Fälle aufdecken. Doch an die verhexten Opfer ist nur schwer heranzukommen. Die allermeisten schweigen aus purer Angst.
Die junge Frau, die jetzt auspackte und den Ermittlern wertvolle Hinweise auf die Hintermänner des unwürdigen Geschäfts lieferte, ist eine absolute Ausnahme.
In welche Konflikte an Voodoo-Zauber glaubende Frauen geraten können, wurde vor gut einem Jahr in einem Prozess vor dem Nürnberger Landgericht deutlich. Er glich einer Zeitreise ins finsterste Mittelalter.
Wegen mehrfacher Vergewaltigung seiner dunkelhäutigen Lebensgefährtin (40) musste sich ein Iraker (39) verantworten. Nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft hatte er sein Opfer zu der Überzeugung gebracht, über magische Zauberkräfte zu verfügen. Ihm sei es aber nur um Sex gegangen.
In den Vernehmungen der Polizei hatte die Frau unter anderem ausgesagt, dass sie nur deshalb mit ihm intim geworden sei, weil er gedroht habe, sie sonst in einen Hund zu verwandeln. Als es dann zum Prozess kam, war die traumatisierte Frau nicht mehr zu einer Aussage fähig. Das führte dazu, dass der Angeklagte nur wegen Körperverletzung verurteilt werden konnte. Er erhielt 22 Monate Haft auf Bewährung.
Helmut Reister
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