Von wegen harmlos: Ein Erfahrungsbericht über die Schweinegrippe

Diagnose: Schweinegrippe. Hier beschreibt ein Patient aus Bayern, wie schlimm die Krankheit bei ihm ist. Seit fünf Tagen hat er hohes Fieber und wird in der Klinik von der Außenwelt abgeschirmt
von  Abendzeitung
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Diagnose: Schweinegrippe. Hier beschreibt ein Patient aus Bayern, wie schlimm die Krankheit bei ihm ist. Seit fünf Tagen hat er hohes Fieber und wird in der Klinik von der Außenwelt abgeschirmt

Als der Internist sagte: „Es ist sicher die Schweinegrippe“, war es bei mir aus. Der Schock traf mich wie ein Schlag. Schweinegrippe! Ich war einigermaßen gut über die Krankheit informiert – aus beruflichen Gründen, weil ich in der Gesundheitsbranche arbeite. Doch plötzlich fühlte ich mich hilflos.

Das Virus muss ich mir bei der Arbeit geholt haben. In der vergangenen Woche bekam ich plötzlich Halsweh. Nach der Arbeit legte ich mich gleich ins Bett, um mich zu erholen. Am nächsten Morgen waren die Halsschmerzen noch da. Gliederschmerzen hatte ich auch noch bekommen. Ich nahm mehrere Paracetamol-Tabletten – doch es wurde noch schlimmer. Am nächsten Tag hatte ich schlimmen Husten und fühlte mich richtig krank. In der Nacht wachte ich schweißgebadet auf.

Am dritten Tag bin ich zum Notdienst gegangen, man gab mir ein Antibiotikum gegen Bronchitis. Und dann kam das Fieber: Das Thermometer kletterte auf über 39 Grad. Später bin ich dann ins Krankenhaus gefahren. In den ersten Stunden habe ich Infusionen bekommen, gegen das Fieber. Ein Arzt machte einen Nasen- und Rachenabstrich.

Die erste Nacht im Krankenhaus habe ich nicht geschlafen. Schüttelfrost und Hitzewallungen wechselten sich ab. Dann am nächsten Morgen die Diagnose: „Es ist sicher die Schweinegrippe.“ Ich wurde von anderen Patienten isoliert, vor meiner Tür hing ab jetzt ein Schild mit der Aufschrift „Achtung, Infektionsgefahr!“. Und die Menschen, die zu mir ins Zimmer kamen, mussten spezielle Schutzbrillen, Kittel, Handschuhe und Mundschutz tragen. Eigentlich ist dieser sterile Anblick für mich ja nichts Ungewöhnliches: In meiner Krankheit war es aber trotzdem ein mieses Gefühl. Das wurde noch verstärkt, als hörte, wie jemand vor meinem Zimmer sagte: „Jetzt noch mal tief Luft holen. Das ist das Seuchenzimmer.“

Als ich erfuhr, dass ich Schweinegrippe habe, kam ich mir irgendwie degradiert vor. Schweinegrippe! Das klingt so verharmlosend. Ich bin wirklich krank! Außerdem haben die meisten Menschen von der Krankheit gehört – wie man damit umgeht, weiß aber keiner. Auf der einen Seite empfiehlt zum Beispiel das Robert-Koch-Institut auf seiner Homepage, dass man sich selbst sieben Tage unter Quarantäne stellen soll, wenn man erkrankt. Aber wie soll das gehen? Man braucht doch Menschen, die einem helfen! Was ist mit der Ansteckungsgefahr?

Fieber habe ich immer noch. Ich fühle mich schlapp, kann nicht einmal aufstehen. Ich habe Angst, dass ich bereits Menschen aus meinem Umfeld angesteckt habe. Die Schweinegrippe steckt immer noch in mir drin.

Als ich die Schweinegrippe bekam, konnte man sich noch nicht dagegen impfen lassen. Ich hätte es auch nicht getan. Nach dem, was ich jetzt erlebt habe, kann ich nur allen raten, die für eine Impfung infrage kommen: Lasst euch impfen! Protokoll: vth

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