Von der Leyen sucht Freiwillige für Ebola-Einsatz
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sucht in der Bundeswehr nach Freiwilligen für einen Einsatz gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika.
Berlin/Genf/Freetown - In einem Tagesbefehl an die Truppe bat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen Ärzte und Pfleger, aber auch Techniker und Logistiker, sich für die Hilfe zu melden. "Zusehends gefährdet die Epidemie nicht nur die Sicherheit und Stabilität Westafrikas, sondern nimmt eine globale Dimension an", schrieb sie an alle Soldaten und Zivilisten der Bundeswehr. "Wir sind jetzt alle gefragt, schnell und wirkungsvoll zu helfen.
Nach Auskunft des Verteidigungsministeriums sollen die Helfer der Bundeswehr eine spezielle Ausbildung für den Kriseneinsatz bekommen. Es soll auch sichergestellt werden, dass für den Fall einer Infektion ein schneller Heimflug und eine Behandlung in Deutschland gewährleistet ist.
Die Bundeswehr will sich zusammen mit der französischen Luftwaffe auch an einer Luftbrücke in die am meisten betroffenen Länder Liberia, Guinea und Sierra Leone beteiligen. Transall-Transportmaschinen sollen täglich bis zu 100 Tonnen Hilfsgüter in das Krisengebiet bringen. Dazu soll ein Drehkreuz im senegalesischen Dakar entstehen. Außerdem sollen zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz ein Feldlazarett mit mehr als 200 Betten und zwei Basisgesundheitsstationen aufgebaut werden.
Von der Leyens Sprecher Jens Flosdorff sagte, dass es für einen Einsatz gegen eine Seuche wie Ebola keine festen Einheiten in der Bundeswehr gebe. "Das gehört nicht zum Aufgabenspektrum der Bundeswehr." Deswegen setze die Ministerin auf Freiwilligkeit. Solche Härten weise man nicht an.
Von der Leyen, die selbst Ärztin ist, sagte im ARD-"Morgenmagazin" auf eine entsprechende Frage, dass sie selbst zu einem solchen Kriseneinsatz bereit wäre: "Das ist eine Frage, die ich unterm Strich, wenn ich wüsste, dass ich geschützt bin, mit Ja beantworten könnte."
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Die dreitägige Ausgangssperre in Sierra Leone werteten die Behörden des Landes als Erfolg im Kampf gegen die Epidemie. Offenbar hielten sich die meisten der rund sechs Millionen Einwohner des westafrikanischen Landes an die Anordnung, die von Freitag bis Sonntag galt. Die Beteiligung der Bürger sei "überwältigend" gewesen, sagte der Chef der örtlichen Notfallagentur, Stephen Gaojia, dem britischen Sender BBC. "Wir haben zahlreiche Menschen ausfindig gemacht, die infiziert sind", erklärte Gaojia. Eine genaue Zahl gebe es aber zunächst nicht.
Seit Freitag waren fast 30 000 Gesundheitsarbeiter von Haus zu Haus gegangen, um die Bevölkerung über das Virus aufzuklären und mögliche Ebola-Kranke ausfindig zu machen. Zudem verteilten die Helfer rund 1,5 Millionen Stück Seife. Den Teams sei es gelungen, über 60 Ebola-Tote zu begraben, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde. Um die Krankheit einzudämmen, gilt es als äußerst wichtig, die Leichen schnell zu beerdigen.
Es gab jedoch auch Kritik an der Ausgangssperre. Sie sei zu spät erfolgt und nicht die richtige Antwort auf die derzeitige Situation, bemängelte der deutsche Salesianerbruder Lothar Wagner, der in Sierra Leone arbeitet. "Wir brauchen so schnell wie möglich mindestens 5000 Betten für Ebola-Infizierte, mehr Labore, die sofort Ebola-Tests durchführen können und natürlich dazu entsprechendes Fachpersonal."
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte unterdessen eindringlich vor einer Isolation der von Ebola betroffenen Länder in Westafrika. Generelle Flug- und Reiseverbote hätten nachteilige wirtschaftliche Folgen und führten letztlich dazu, dass der Kampf gegen die Seuche behindert werde. Das könne möglicherweise zu einer weiteren Ausbreitung führen.
Die spanische Regierung flog erneut einen mit Ebola infizierten Spanier aus Westafrika aus. Der 69-jährige Geistliche Manuel García Viejo wurde in der Nacht zum Montag mit einer Maschine der spanischen Luftwaffe aus Sierra Leone nach Madrid und dort in die Quarantänestation eines Krankenhauses gebracht. Der Zustand des Priesters sei sehr ernst, teilte die Madrider Gesundheitsbehörde mit. Er ist der zweite Ebola-Kranke, den Madrid heimgeholt hat.
Die WHO hat nach jüngsten Daten in Westafrika bis 18. September 5762 Ebola-Patienten registriert, 2793 davon waren gestorben. Die Dunkelziffer liegt vermutlich wesentlich höher. Zudem gibt es einen davon unabhängigen Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo, bei dem 71 Erkrankte gemeldet wurden, davon 40 Todesfälle.