Von Barack Obama reden lernen

Die rhetorischen Tricks des US-Präsidenten – und wie jeder sie nachmachen kann. Das Buch "Sag's mit Obama" verrät die sprachlichen Kniffe. Die AZ stellt einige vor.
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Ein Meister der Rhetorik: Barack Obama.
AP Ein Meister der Rhetorik: Barack Obama.

WASHINGTON - Die rhetorischen Tricks des US-Präsidenten – und wie jeder sie nachmachen kann. Das Buch "Sag's mit Obama" verrät die sprachlichen Kniffe. Die AZ stellt einige vor.

Er ist seit genau fünf Wochen im Amt – und begeistert weiterhin viele Amerikaner. Aber nicht nur durch seine mutigen politischen Entscheidungen, sondern auch durch seine rhetorischen Gaben. Der neue US-Präsident Barack Obama belebt die Kunst der politischen Rede wieder, jubeln viele Anhänger – kein US-Politiker seiner Generation könne so begeistern wie der neue Präsident. Wer schlau ist, guckt bei Obama ab, um Erfolg im Beruf und Privatleben zu haben, verkündet das Buch „Sag’s wie Obama.“ Eine Auswahl der Tricks:

Den Stier bei den Hörnern packen. Sie haben das Gefühl, irgendwas stehe zwischen Ihnen und Ihrem Publikum? Dann gehen Sie bloß nicht schamhaft darüber weg, sprechen Sie es gleich an. So macht es jedenfalls Obama, der immer wieder die Rede auf seinen Vornamen bringt, den er selbst „komisch“ nennt, auf seine Hautfarbe und seinen Status als Newcomer im politischen Geschäft Washingtons.

Mit einem starken Anfang punkten. Wer zu Beginn einer Rede fahrig wirkt, hat (fast) schon verloren, weiß Obama – und zieht die Zuhörer gleich mit dem ersten Satz in seinen Bann. Beispielsweise nach den verlorenen Vorwahlen in Pennsylvania: „Zunächst möchte ich Senatorin Clinton zu ihrem heutigen Sieg gratulieren“ – und das war nicht einmal ironisch gemeint, erklärt er dann, denn: Hatte Hillary Clinton nicht den Abstand zu den Republikanern verkürzt? Ein witziges Zitat, ein starkes rhetorisches Bild – das hilft Obama auch, wenn er einmal den Faden verloren hat, wieder neuen rhetorischen Schwung zu nehmen.

Soviel Wir wie möglich. Unglaublich, mit wem sich Obama alles identifizieren kann – und das auch noch glaubwürdig. Natürlich mit den Amerikanern – denn er ist ja einer. Mit den Christen – ist er auch. Mit den Nicht-Christen – irgendwie ist er ja auch Angehöriger einer Minderheit, und sein zweiter Vorname Hussein klingt mohammedanisch. Mit den gemeinnützigen Organisationen – denn er hat ja mal als Sozialarbeiter gearbeitet. Mit den allein erziehenden Müttern – denn waren nicht auch seine Mutter und seine Großmutter allein erziehende Frauen?

Buße tun. Obama zickt nicht lange herum, wenn er Fehler macht, sondern gibt gleich alles zu. Beispielsweise „Ich habe mich ungeschickt geäußert“, nachdem er despektierlich über Amerikas Waffennarren gesprochen hatte. Meist schiebt Obama noch eine weitere Erklärung nach, die seine Verbundenheit mit den amerikanischen Werten betont - und schafft es dadurch sogar, seinen vermeintlichen Fauxpas zu seinen Gunsten umzuwandeln.

Die Teflon-Strategie. Obama lässt kaum eine Gelegenheit aus, seine hohen moralischen Standards zu betonen, beispielsweise wenn er von seinem früheren schlecht bezahlten Job als Sozialarbeiter berichtet. „Ich hatte den Job unbesehen angenommen, getrieben allein von einer Idee, einer einfachen, schlichten, mächtigen Idee – ich könne eine kleine Rolle dabei spielen, ein besseres Amerika aufzubauen.“ Die Teflon-Strategie lässt Vorwürfe an Obama abperlen. Sie dürfte für Obamas PR-Berater zu einem Problem werden, sollten Gegner dem neuen US-Präsidenten einmal einen ernsten moralischen Lapsus nachweisen können. Aber noch ist es ja nicht soweit.

Susanne Stephan

Shel Leanne, „Sag’s wie Obama“, Linde International, 260 Seiten, 24,90 Euro

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