Vom Kopf aufs Konto: Wie Sie sich in drei Schritten reich denken können

"Reichtum ist die Fähigkeit, das Leben voll auszukosten." – Henry David Thoreau
Reine Glückssache?
Wir haben alle ähnliche Träume und Wünsche: Wir wollen ein Leben führen, in dem wir die Wahl haben, wie und wo wir es leben. Wir wollen uns frei und sicher fühlen, das Leben genießen und am besten auch anderen dabei helfen.
So sehr uns diese Bedürfnisse verbinden, so sehr trennt uns oft die Art und Weise, wie wir sie uns erfüllen können: Manche Menschen plagen sich viele Jahre lang, um sich etwas gönnen zu können.
Bei anderen hingegen wird fast alles zu Gold, was sie anpacken, und manche wiederum müssen gar nicht arbeiten, um ein gutes Leben zu führen.
Woran liegt das? Haben reiche und erfolgreiche Unternehmer einfach "mehr Glück"? Und warum gibt es Lottogewinner, die über Nacht reich werden und fast genauso schnell wieder alles verlieren?
Die Einstellung ist entscheidend
Was uns oft nicht bewusst ist: Unsere Einstellung bezüglich Reichtum, also unsere Gedanken und Emotionen, die wir rund um das Thema Geld und Besitz haben, bestimmen maßgeblich, wie viel davon wir in unserem Leben haben.
Wer sich selbst für arm oder Geld an sich für anrüchig oder schwer zu bekommen hält, der wird sich hart tun, ein Vermögen aufzubauen.
Und wer weiß, wie Reichtum sich anfühlt, egal, wie viel Geld er auf dem Konto hat, der kann sich im wahrsten Sinne des Wortes "reich" denken.
"Money-Mindset" ist der Begriff, der sich für diese innere Einstellung in den letzten Jahren etabliert hat.
Dass dieser "vom Kopf aufs Konto"-Mechanismus funktionieren kann, ist kein Hokuspokus, sondern hängt mit der psychologischen Gesetzmäßigkeit der selbsterfüllenden Prophezeiung zusammen: Schon in den 1940er Jahren wurde wissenschaftlich bewiesen, dass unsere Überzeugungen bestimmen, wie unser Leben verläuft.
Fühlen wir uns "arm", dann meldet unser Nervensystem: Gefahr!
Unsere Gedanken und Gefühle haben einen so gewaltigen Einfluss, weil sie unsere Wahrnehmung programmieren: Fühlen wir uns "arm", "zu kurz gekommen" oder "benachteiligt", meldet unser Nervensystem Gefahr.
Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch heißt dieser innere Aufruhr nicht umsonst "Überlebensmodus". Es entsteht dann Stress, körperlich erkennbar
- an einem Gefühl der Enge im Hals, Herzen oder Bauch.
- am nächtlichen Aufwachen, bei dem wir uns dann noch mehr Sorgen machen.
- an hartnäckiger Gewichtszunahme, weil der Körper beim Gefühl, zu wenig zu haben, vermehrt Fett speichert.
Auch emotional ist ein Gefühl des "Mangels" absolut unangenehm, denn es äußert sich in:
- Existenzangst.
- Wut auf das Leben, die äußeren Umstände oder auf Menschen, die mehr haben.
- Selbstvorwürfen, weil wir denken, wir haben in der Vergangenheit die falschen Entscheidungen getroffen - oder in dem irrigen: "Ich kann einfach nicht mit Geld umgehen."
Das Gefühl hingegen, genug oder sogar mehr als genug von allem zu haben,
- entspannt.
- schenkt Sicherheit.
- ein Gefühl der Freiheit.
- ein Gefühl der Vorfreude und Unbeschwertheit.
Mit einer gestressten Denkweise, in der man sich "arm" fühlt, wird man reflexhaft sparen, weil einem im Überlebensmodus nichts anderes einfällt – Angst blockiert uns.
Damit verstärken wir das Gefühl der Knappheit noch mehr. Ein Teufelskreis, der dazu führt, dass wir immer mehr sparen und gefühlt immer weniger haben: weil wir dann die Möglichkeiten, uns aus diesem Schlamassel zu befreien, nicht mehr wahrnehmen.
Wenn wir uns innerlich auf "zu wenig Geld" programmiert haben, werden wir uns, auch wenn wir das eigentlich gar nicht wollen, unbewusst so verhalten, dass es so bleibt.
Hat man also wirklich Geldsorgen, ist es paradoxerweise durchaus sinnvoll, diese erst einmal zu vergessen, um aus diesem "Überlebensmodus" zu kommen.
Es fällt einem leichter, aus finanziellen Schwierigkeiten zu kommen, indem man es schafft, sich reich zu fühlen, ganz unabhängig vom Kontostand oder vom Stapel der Rechnungen auf dem Küchentisch.
Denn ein Geist, der sich "reich" fühlt, gibt uns den Mut und die Ideen, aus der Komfortzone zu gehen oder mit Finanzen anders umzugehen, als wir oder unser Umfeld sie bisher gehandhabt haben.
Denn letztendlich wollen wir ja finanziellen Erfolg haben, unter dem wir nicht ächzen oder ausbrennen: Am schönsten ist der Reichtum, der sich nicht wie harte Arbeit anfühlt.
Wie fühlt man sich auf Knopfdruck "reich"?
Mit etwas Geduld kann man sich tatsächlich ein neues Money-Mindset antrainieren. Wenn Sie das möchten, sollten Sie es nicht nur tun, um Geld anzuhäufen, sondern weil so eine dankbare Einstellung das Leben einfach angenehmer macht.
Da man nun einmal Rechnungen zahlen und einkaufen gehen muss, ist das im Alltag erst einmal gar nicht so einfach. Zu Beginn sollte man sich also bewusst Inseln schaffen, in denen man die neuen "Ich bin reich"-Gedanken aktiv ins Leben holt.
Am besten geht das zu einer Tageszeit, an der sich die Sorgen noch nicht so in den Vordergrund drängen: Morgens direkt nach dem Aufwachen.
Für ein neues Mindset kann man sich dann täglich folgende Fragen beantworten (am besten schriftlich in ein Notizbuch - das man sich auch immer wieder vornehmen kann):
Was habe ich - und was davon eventuell sogar im Überfluss?
Welcher Wohlstand ist bereits Teil meines Lebens? Eine Krankenversicherung? Ein Supermarkt, in dem ich alles kaufen kann, was ich essen möchte? Auf Knopfdruck sauberes und nötigenfalls warmes Wasser? Ein Auto? Internet? Saubere Luft? Ein kuscheliges Bett? Eine wunderbare und sichere Heimatstadt? Welche technischen Geräte erleichtern mir das Leben?
Was besitze ich, was wirklich unbezahlbar ist?
Schlagen Sie auch den Bogen zu nicht materiellen Dingen: Die Liebe meines Partners, meiner Kinder, meiner Tiere? Wissen oder Fertigkeiten, die mir niemand nehmen kann? Guten Geschmack? Humor? Den Zugang zu Informationen - etwa durch die Abendzeitung, das Internet oder durch Bücher, Kurse oder Bibliotheken?
Was bedeutet Geld für mich?
Geld an sich ist ein neutraler Wert, der für jeden eine andere emotionale Bedeutung hat. Überlegen Sie: "Was symbolisiert Geld für mich? Glück? Freiheit? Sicherheit? Anerkennung?"
Definieren Sie das für sich und schreiben Sie sich auf, wo Sie genau das schon in Ihrem Leben haben. Sind Sie zum Beispiel glücklich, wenn ein lieber Mensch Sie unverhofft anruft? Fühlen Sie sich frei, wenn Sie die Isar entlang radeln, und sicher, wenn Sie zu Hause in Ihrem warmen Bett liegen?
Finden Sie für jedes Gefühl mindestens fünf Beispiele aus Ihrem Leben.
Wenn Sie es schaffen, sich über zwei Wochen hinweg täglich in diesen Übungen des "Habens" anstatt des "Nicht-Habens" aufzuhalten, sind Sie schon ein großes Stück näher an einem neuen "Reichtums-Mindset".
Wenn Ihnen vermehrt Dinge auffallen, die Sie haben und für die Sie dankbar sind, ist dies das erste Zeichen, dass Ihr Fokus beginnt, sich zu verändern.
Wie schnell so ein neues Mindset sich dann tatsächlich auf dem Konto zeigt, hängt von unseren limitierenden Überzeugungen ab, was Geld und Reichtum angeht.
Erkennbar sind die oft an Sprichwörtern, die wir schon als Kind gelernt haben, wie "Geld verdirbt den Charakter". Sie lassen uns denken, dass uns niemand mehr mag, wenn wir mehr Geld haben. So ein Glaubensmuster wirkt psychologisch wie eine angezogene Handbremse, was die Vermögensbildung angeht.
Und je empathischer wir sind, desto wichtiger ist uns, was andere von uns denken - schließlich wollen wir Freunde und Familie nicht vor den Kopf stoßen.
Auch hier gibt es viele Möglichkeiten zu verhindern, dass wir uns mit diesen Überzeugungen selbst im Weg stehen:
- Sagen Sie sich immer wieder: "Geld an sich ist neutral". Es gibt in jeder Einkommensschicht gute oder schlechte Menschen. Und Geld ist so gut und schlecht wie das, was Sie damit tun.
- Geben Sie. Ganz egal, wie viel oder wie wenig Sie haben: Teilen Sie – und zwar mit vollem Herzen. Spenden Sie. Geben Sie von dem ab, was Ihnen zur Verfügung steht – und erleben Sie, dass Sie danach eher mehr haben als weniger.
- Spielen Sie das "Was wäre, wenn"-Spiel: Überlegen Sie, wie hoch Ihr ganz persönliches "Wohlfühlvermögen" ist. Mit wie viel Geld mehr würden Sie sich noch "sympathisch" fühlen? Mit 20.000, 200.000 oder zwei Millionen Euro?
Dann schreiben Sie sich auf, was Sie machen würden, wenn Ihnen dieses Geld jetzt zur Verfügung stehen würde. Mit wem würden Sie feiern, was würden Sie sich endlich gönnen? Wem würden Sie damit helfen? Mit wem würden Sie verreisen und wohin?
Es ist eine Frage des Zulassens: Wenn Sie dieses Spiel täglich spielen, beweisen Sie Ihrem Gewissen im Voraus, dass Sie mit Ihrem Geld nur Gutes anfangen würden. Und Sie können dann mit der Zeit erleben, dass Ihre psychologische Vermögensgrenze sich nach oben verschiebt und Sie weniger "Angst" davor haben, reich zu werden.
Je dankbarer wir sind für das, was wir haben, desto reicher fühlen wir uns. Und je reicher wir uns fühlen, desto vermögender können wir werden – und zu einem Menschen, der mit vollen Händen Gutes bewirken kann.
Sigi Heidi Hohner ist Autorin, Psychologin und Coach. www.sigiheidihohner.com