Vom Kleiderschrank in den Müllsack

Viele Deutsche werfen Klamotten weg – obwohl die noch in Ordnung wären. Das zeigt eine aktuelle Greenpeace-Umfrage.
von  Rosemarie Vielreicher
Eine Frau mistet ihren Kleiderschrank aus.
Eine Frau mistet ihren Kleiderschrank aus. © dpa

München/Berlin - Viele kennen das: Der Schrank platzt aus allen Nähten, man hat aber komischerweise nie das Passende zum Anziehen. Unter den Klamotten-Stapeln kommt dann irgendwann ein Pulli zum Vorschein, bei dem man sich fragt: Habe ich den gekauft? Getragen habe ich ihn jedenfalls noch nie. Und werde ich wohl auch in Zukunft nicht. Also weg damit.

Wie die Deutschen mit Kleidung umgehen, das hat die Umweltorganisation Greenpeace in einer Umfrage ermittelt. Eins vorweg: Wenn Sie oben genanntes Szenario kennen, sind Sie nicht allein. Denn das Ergebnis zeigt: Wir haben viel zu viel Kleidung, die wir nicht tragen, und viele werfen auch teils gute Sachen einfach in den Müll. Die Ergebnisse der Umfrage im Überblick:

 

Wie viel im Schrank hängt

 

Kleider, Hosen, Röcke, T-Shirts – im Schnitt hat jeder Deutsche 95 Kleidungsstücke zuhause. Den meisten Platz im Schrank nehmen dabei kurzärmlige Oberteile ein: Davon besitzen wir durchschnittlich 30 Stück. Bei den Frauen ist der Schrank meist ein bisserl voller als bei Männern: Laut Greenpeace haben die Damen im Schnitt 118 Kleidungsstücke – Strümpfe und Unterwäsche sind dabei noch gar nicht eingerechnet. Die Männer begnügen sich mit 73 Teilen.

 

Wie lange wir Kleidung tragen

 

Besonders Schuhe werden schnell aussortiert. Die Umfrage zeigt: Jeder Achte trägt Stiefel, Turnschuhe und mehr nicht länger als ein Jahr. Hosen und Oberteile dagegen behält jeder Zweite immerhin rund drei Jahre. Von Jacken und Mänteln sowie Röcken und Kleidern trennen sich die meisten erst nach mehr als drei Jahren.

 

Wie viel wir nie tragen

 

In den deutschen Kleiderschränken hängen insgesamt etwa 5,2 Milliarden Teile. Davon werden 40 Prozent laut Greenpeace sehr selten oder sogar niemals angezogen. Das macht mehr als zwei Milliarden so gut wie nie getragene Hosen, Shirts, Kleider und mehr. Pro Person sind das in etwa 25 Stücke, die wir also eigentlich nicht brauchen. Unsere Lieblingsteile, sprich, was wir regelmäßig (mindestens einmal in drei Wochen) tragen, machen etwa 36,2 Prozent der Kleidung aus.

 

Wie viel wir wegwerfen

 

Häufig im Frühjahr und Herbst, manchmal auch zwischendrin mistet so mancher Deutsche seinen Kleiderschrank aus. Was dann mit der Kleidung passiert? Jeder zweite Befragte gab an, dass er in den letzten sechs Monaten Kleidung einfach weggeworfen hat. Greenpeace kritisiert diese Wegwerf-Mentalität: „Das geht zulasten der Umwelt und der Gesundheit, denn die Kleidung wird mit hunderten giftiger Chemikalien produziert“, so die Greenpeace-Expertin Kirsten Brodde. „Mode ist zum Wegwerfartikel verkommen und genauso kurzlebig wie Plastiktüten oder Einweg-Geschirr.“

Lesen Sie hier: Viele Deutsche werfen Kleidung weg

Seine Kleider an Bekannte weiterzugeben oder zu tauschen – das macht so gut wie keiner von den Befragten. 83 Prozent sagen: Wir haben noch nie Kleider getauscht. 44 Prozent haben Stücke immerhin schon einmal weiterverkauft. Und was ist mit dem guten alten Schuster oder Änderungen bei der Schneiderin? Nur jeder Siebte lässt seine Kleidung reparieren.

 

Warum wir ausmisten

 

Ein Loch im Ärmel oder zu eng um den Bauch – es gibt verschiedene Gründe, warum wir unseren Schrank immer mal wieder ausräumen. Aber nur 21 Prozent sortieren Klamotten einzig und allein dann aus, wenn sie kaputt sind oder nicht mehr passen. Warum sortieren wir dann aus? 64 Prozent gaben an, noch gute Kleidung auszusortieren, wenn sie dem persönlichen Geschmack nicht mehr entsprechen.

40 Prozent orientieren sich nach der Mode – sprich: Wenn nächsten Winter Ponchos nicht mehr angesagt sind, dann werden sie wohl zum großen Teil aus den Schränken verschwinden. 31 Prozent sagen auch: Sie wollen neue Sachen kaufen, sie haben aber keinen Platz – also müssen alte Teile weichen.  

 

Die Umfrage

 

Die Umweltorganisation Greenpeace hat im September mehr als 1000 Deutsche zwischen 18 und 69 Jahren befragt.

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