Vollgas beim Carsharing
Die Branche verzeichnet im letzten Jahr zweistellige Zuwachsraten. Warum München Vorreiter ist
Sie wollen Geld sparen, etwas Gutes für die Umwelt tun – oder beides: Immer mehr Deutsche verzichten auf ein eigenes Auto und steigen auf Carsharing um. Die Zahl derer, die sich nur bei Bedarf ein Auto nehmen, steigt rasant. Anfang 2012 gab es in Deutschland 220000 Carsharer, das sind 15,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Und die Zahl wird weiter wachsen – nicht zuletzt, weil immer mehr Automobilfirmen die neue Absatzmöglichkeiten entdeckt haben.
Der Bundesverband Carsharing (BCS) zählte zuletzt rund 5600 Fahrzeuge von konventionellen Anbietern, wie zum Beispiel Stattauto, und mehr als 1500 Fahrzeuge von den mitmachenden Automobilherstellern, wie zum Beispiel BMW. Der Münchner Konzern arbeitet beim Carsharing-Projekt „DriveNow“ mit dem Autovermieter Sixt zusammen. München ist beim Teilen von Autos ein Vorreiter.
In der Landeshauptstadt stellen insgesamt sechs Anbieter rund 850 Autos zur Verfügung. Rund 50000 Kunden sind für sie als potentielle Nutzer registriert. Die Münchner Anbieter sind:
Stattauto Das schon seit vielen Jahren etablierte Unternehmen bietet seinen 11500 Kunden mehr als 4000 Autos auf mehr als 80 Standplätzen im Stadtgebiet an.
Stadtteilauto gibt es schon seit 1992 – es war damit das erste derartige Unternehmen in München. Es verfügt über 19 Autos auf sechs Standplätzen.
Drivecarsharing bietet in München Fahrzeuge an zwölf Standorten 35 Fahrzeuge an.
Zebramobil hält für seine knapp 4000 Kunden nach BCS-Angaben rund 70 Fahrzeuge bereit.
DriveNow von BMW und Sixt verfügt über rund 350 Fahrzeuge für 25000 Kunden.
Flinkster (Deutsche Bahn) hat nach eigenen Angaben in München für rund 16000 Kunden knapp 500 Fahrzeuge. Der BCS kann diese hohen Werte allerdings nicht bestätigen.
Grundsätzlich unterscheidet man beim Carsharing zwischen den klassischen Anbietern (zum Beispiel Stattauto), bei denen die Fahrzeuge an festen Stationen stehen – und zu denen auch wieder zurückgebracht werden müssen – und denen ohne feste Stationen, wie es die meisten Autohersteller bieten (zum Beispiel DriveNow). Letztere sind seit ungefähr einem Jahr etabliert und erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Gabi Lambrecht vom BCS beschreibt den typischen Kunden von DriveNow und Co.: „Er benutzt die Fahrzeuge meist für eine kurze Zufallsfahrt, hat vielleicht irgendwo ein Auto des Anbieters stehen sehen oder ist in den Regen gekommen und entschließt sich spontan, eine Buchung via Smartphone vorzunehmen.“
Die Kriterien für „echtes“ Carsharing seien es aber, dass die Kunden – im Sinne der Umwelt – tatsächlich weniger Auto fahren, mehr öffentliche Verkehrsmittel benutzen, mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, im Idealfall sogar ihr eigenes Auto abschaffen. Das hat nach BCS-Angaben knapp die Hälfte aller Neukunden gemacht. Ob die Benutzer von DriveNow und anderen diese Bedingungen erfüllen, soll noch genau untersucht werden.
Etwas zäh schreitet die allegmein gewünschte Integration von Elektro-Autos in die Fahrzeugflotte der Carsharer voran. Grundsätzlich seien sie eine gute Sache, sagt Gabi Lambrecht, allerdings hätten – das haben Tests gezeigt – viele Kunden noch Berührungsängste mit dieser Art Fahrzeuge. Alleine schon die andere Art zu „tanken“ stelle für viele eine Hemmschwelle dar. Außerdem seien die E-Autos in der Anschaffung noch „sehr, sehr teuer“ und müssten daher in sehr hohe, also für den Kunden sehr kostspielige Fahrzeugkategorien eingestuft
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