Vierfachmord von Eislingen: Das perfekt geplante Verbrechen
ULM - Prozess gegen die beiden Vierfach-Mörder von Eislingen. Ihre Vorkehrungen waren minutiös. Die Leichen sollten durch Säure beseitigt oder verbrannt werden. Jetzt gibt es angeblich einen ersten Hinweis auf das Motiv.
Wenn zwei junge Männer vor Gericht stehen, die beschuldigt werden, die Familie des einen komplett ausgelöscht zu haben – dann kann man mit Fug und Recht vom „Prozess der Jahres“ sprechen. Gestern sagte dann einer der beiden Angeklagten, der 19-jährige Frederik Begenat, zum ersten Mal vor der Jugendkammer des Landgerichtes Ulm aus – und der Hype rund um das prächtige Renaissancegebäude in der Olgastraße in Ulm war heftig.
Auch das Mediengeplänkel war groß. Der Prozess um den Eislinger Vierfachmord findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Lediglich neun Medienvertreter sind im Gerichtssaal zugelassen – sie wurden aus hunderten von Bewerbungen ausgelost. So weit, so gerecht.
Das sahen aber nicht alle abgewiesenen Bewerber so. Die „Süddeutsche Zeitung“ sowie die Nachrichtenagenturen AP und ddp zogen sogar vor das Bundesverfassungsgericht – scheiterten aber dort am Vormittag mit ihrem Eilantrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung sowie einer Verfassungsbeschwerde.
Die Richter in Karlsruhe gaben dem Ulmer Landgericht recht: Eine zahlenmäßige Beschränkung der Prozessbeobachter sei aus „jugendpädagogischen Gründen“ gerechtfertigt.
Auch neue Enthüllungen vor dem gestrigen Verhandlungstag wurden von den Prozessbeobachtern mit Spannung registriert. So geht laut „stern.de“ aus den Ermittlungsakten hervor, dass Frederik Begenat und der mitangeklagte Andreas Häussler offenbar neben den Eltern und Schwestern Häusslers auch die Eltern Begenat töten wollten. Diese Aussage soll Häussler gegenüber einem Sozialarbeiter im Ulmer Gefängnis gemacht haben. Einzige Begründung für die angeblich geplante Tat: Frederik sei von seinen Eltern mit den Problemen allein gelassen worden.
Andreas habe erklärt, dass die Bluttat in seinem Elternhaus von Frederik ausgegangen sei und er im Gegenzug die Eltern Frederiks hätte ermorden sollen.
Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, so berichtet die „Neue Württembergische Zeitung“, hätten die beiden befreundeten Schüler auch detaillierte Vorkehrungen getroffen, um ihre Täterschaft zu verdecken und falsche Spuren zu legen.
So soll Andreas Häussler beispielsweise sein Handy unmittelbar vor dem Mord an seinen Schwestern hinter einer Bäckerei in Eislingen deponiert haben, um einen anderen Aufenthaltsort vorzutäuschen als das Haus der Eltern in der Eislinger Friedhofstraße.
Ferner sei laut den Ermittlungsakten auch geplant gewesen, Andreas als Opfer zu inszenieren – er sollte sich in den Oberarm schießen. Gemeinsam hätten die beiden Freunde auch überlegt, wie sie die Leichenteile durch Säure oder durch Verbrennen beseitigen könnten.
Notizen mit solchen Hinweisen fanden sich laut Recherchen der „Stern“-Reporter in einem Erddepot im Wald, wo auch die Tatwaffen versteckt waren.
Lange ist auch über das Motiv gerätselt worden, warum die beiden Halbwüchsigen Häuslers Eltern und seine beiden Schwestern erschossen haben. Angeblich gibt es jetzt in den Ermittlungsakten einen ersten Hinweis. Der 19-jährige Andreas Häussler habe ausgesagt, seine Familie sei ihm intellektuell unterlegen gewesen.
Über sich selbst soll der Angeklagte gegenüber einem Gefängniswärter gesagt haben, er habe sich schon in seinen frühen Jahren aus der Familie zurückgezogen und in seiner eigenen Welt gelebt. mh
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