Vier Kita-Kinder in NRW mit Coronavirus infiziert

Heinsberg - Bei vier Kindern in Nordrhein-Westfalen ist eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden. Die Kinder gehen in die Kita im Kreis Heinsberg, in der eine an Covid-19 erkrankte Frau als Erzieherin arbeitet.
Den Kindern gehe es gut, teilte der Kreis Heinsberg nach einer Sitzung des Krisenstabs mit. Sie zeigten "allenfalls leichte Erkältungssymptome", sagte eine Sprecherin.
Insgesamt besuchen 114 Kinder die Kita. Rund 100 Jungen und Mädchen machten den Test, bei vieren war der Befund positiv. Die anderen rund 14 Kinder seien zu dem freiwilligen Test nach bisherigen Erkenntnissen nicht erschienen. Insgesamt sei die Zahl der Personen, die sich mit dem Erreger Sars-CoV-2 im Kreis Heinsberg nachweislich infizierten, nun auf 60 gestiegen.
Alle Personen, die unmittelbar zu einer infizierten Person Kontakt hatten und die selber Krankheitssymptome zeigen, sollen in häusliche Quarantäne gehen. Sie sollen der Kreissprecherin zufolge ihren Hausarzt konsultieren, der entscheide, ob ein Test vorgenommen wird.
Im nordrhein-westfälischen Lüdenscheid wurde bei einem Lehrer das neuartige Coronavirus nachgewiesen. Ein Sprecher des Märkischen Kreises sagte auf dpa-Anfrage, es seien 36 Kontaktpersonen in häusliche Quarantäne geschickt worden. Man habe von allen Abstriche genommen, die nun ins Labor geschickt würden. Die Förderschule des Kreises mit 95 Schülern und 20 Lehrern bleibe bis Ende der kommenden Woche geschlossen. Der Lehrer habe in dem besonders betroffenen Kreis Heinsberg an der Karnevalssitzung teilgenommen, die für NRW bisher als Ausgangspunkt gilt.
In Südkorea ist die Zahl der Infektionsfälle binnen 24 Stunden auf mehr als 3000 gestiegen. Die Gesundheitsbehörden meldeten im Verlauf des Samstags 813 neue Infektionen. Damit steckten sich bisher 3150 Menschen in dem Land mit dem Erreger von Covid-19 an. Die Zahl der Todesfälle, die mit dem Virus in Verbindung gebracht werden, kletterte um vier auf bisher 17.
Erstmals wurde in Südkorea eine Patientin gemeldet, die zum zweiten Mal positiv auf den Erreger getestet wurde. Es handelt sich den Behördenangaben zufolge um eine über 70-jährige Frau, die zuerst als 25. Covid-19-Patientin geführt worden war.
Die nationale Nachrichtenagentur Yonhap berichtete unter Berufung auf einen Behördenvertreter, die Frau könnte sich ein zweites Mal angesteckt haben, weil ihr Immunsystem sehr schwach sei. Möglich sei aber auch, dass sich der Körper nicht vollständig der Viren entledigt habe, als sie das erste Mal wegen der Krankheit behandelt worden sei.
Die Mehrzahl der neuen Fälle konzentriert sich weiter auf die südöstliche Millionen-Stadt Daegu und die umliegende Region. Allein 476 der neuen Infizierungen wurden in Daegu erfasst. Dort gibt es die größte Anhäufung von Fällen unter Anhängern der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesus Christus.
Weltweit werden wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus immer mehr Veranstaltungen gestrichen. Der Restaurantführer Guide Michelin sagte die für Dienstag geplante Sterneverleihung in Hamburg ab.
Die US-Regierung sagte am Freitagabend (Ortszeit) ein für den 14. März geplantes Gipfeltreffen mit den Staaten des Verbands Südostasiatischer Nationen (Asean) in Las Vegas ab. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) strich ihr Jahres-Symposium vom 17. bis 19. März in der Schweiz. Die große US-Fluggesellschaft United Airlines verschob ihren für Donnerstag geplanten Investorentag. Kurz zuvor war die weltgrößte Reisemesse ITB Berlin vom 4. bis 8. März abgesagt worden.
In Deutschland war die Zahl der mit dem neuartigen Coronavirus Infizierten am Freitag auf über 50 angestiegen. Betroffen sind die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg. Bayern, Rheinland-Pfalz, Hessen und Hamburg beziehungsweise Schleswig-Holstein. Besonders stark betroffen ist derzeit der Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Dort war die Zahl der Infizierten bis Freitagabend auf 37 gestiegen.
Der Krisenstab von Bundesinnenministerium und Bundesgesundheitsministerium teilte am Freitagabend mit, die Bundesregierung verlange von Reiseunternehmen künftig Angaben zur Gesundheit von nach Deutschland kommenden Passagieren aus insgesamt fünf Staaten. Zusätzlich zu China sei künftig für Reisende aus Südkorea, Japan, Italien und dem Iran vor der Einreise der Gesundheitsstatus der Passagiere zu melden.
Die Regierung in Rom schob derweil am Freitagabend ein Bündel von Nothilfen für Menschen in den vom Coronavirus stark betroffenen Gebieten an.
Bei dem Coronavirus-Ausbruch, der in der Lombardei vor rund einer Woche seinen Anfang nahm, stieg die Zahl der erfassten Infizierten in ganz Italien in Richtung 900. Davon starben 21 Menschen bis Freitagabend an der neuen Lungenkrankheit oder im Zusammenhang damit. Elf Gemeinden im Norden sind gesperrt, in weiten Teilen des Landes ist der Tourismus stark geschrumpft.
Die US-Gesundheitsbehörde CDC riet wegen des Coronavirus-Ausbruchs in Italien von nicht notwendigen Reisen in das Land ab. Das US-Außenministerium stufte den Reisehinweis für Italien am Freitagabend (Ortszeit) daher von Stufe zwei ("erhöhte Vorsicht walten lassen") auf Stufe drei ("Reisen überdenken") hinauf - eine Stufe vor der höchsten Stufe vier ("nicht reisen").
Von der Absage des Asean-Gipfels hatte der US-Sender NBC unter Berufung auf ungenannte US-Regierungsvertreter berichtet. Weiter hieß es, auch ein für kommenden Dienstag geplantes Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz sei auf unbestimmte Zeit verschoben worden.
Die Wada teilte mit, Grundlage für die Absage des Symposiums sei die Entscheidung der Schweizer Behörden gewesen. Der Bundesrat verbot wegen des Ausbruchs von Sars-CoV-2 bis zum 15. März alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern. So wurden auch alle Fußball-Erstligapartien des Wochenendes auf einen unbestimmten Termin verlegt.
Die Organisatoren ITB Berlin hatten erklärt, in den Tagen und Wochen zuvor hätten sich immer mehr Aussteller abgemeldet, nicht nur aus China.
Auch in Nordrhein-Westfalen hat die Ausbreitung des Coronavirus Auswirkungen auf die umfangreichen Messeaktivitäten und damit auch auf zahlreiche Hotels und Gaststätten. Nach der Kölner Eisenwarenmesse sind auch die Internationale Messe für Technologien der Metallbearbeitung in Düsseldorf und die Kölner Fitnessmesse Fibo auf einen späteren Zeitpunkt verschoben worden, wie die Veranstalter mitteilten.
Die meisten Sars-CoV-2-Infizierten haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. 15 von 100 Infizierten erkrankten schwer, hieß es vom RKI. Sie bekommen etwa Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Nach bisherigen Zahlen sterben ein bis zwei Prozent der Infizierten, weit mehr als bei der Grippe.