Vier Engel im Sturzflug

Verheerende Blamage für die No Angels: Aus 41 von 43 Ländern gab’s am Samstag beim Grand Prix null Punkte. Experten erklären, warum Deutschland beim Song Contest keine Chance hatte.
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Vom Pop-Himmel in die Grand-Prix-Hölle: Die No Angels
dpa 2 Vom Pop-Himmel in die Grand-Prix-Hölle: Die No Angels
Russlands Gewinner Dima Bilan (Mitte)
dpa 2 Russlands Gewinner Dima Bilan (Mitte)

Verheerende Blamage für die No Angels: Aus 41 von 43 Ländern gab’s am Samstag beim Grand Prix null Punkte. Experten erklären, warum Deutschland beim Song Contest keine Chance hatte.

Die vier Engel landeten auf dem letzten Platz – aber zum Glück nicht alleine. Nur weil aus Bulgarien zwölf Punkte für die Mädels kamen, können die sich mit insgesamt 14 Punkten – weitere zwei kamen aus der Schweiz – die Verlierer-Schmach mit den Vertretern aus Großbritannien und Polen teilen.

Dank sei Sängerin Lucy. Sie stammt aus Bulgarien, sitzt dort in der Jury einer Casting-Show und hat kräftig Werbung gemacht.

Russland erstmals erfolgreich

Zum ersten Mal in der Geschichte des Eurovision Song Contest hat Russland den Wettbewerb für sich entschieden. Der russische Super-Star Dima Bilan bekam für „Believe“ 272 Punkte. Platz zwei ging an die Ukrainerin Ani Lorak mit „Shady Lady“ (230).

„Wir sind immer noch eure Engel“, sagte Lucy nach der Show. „Wir haben ein geile Performance hingelegt“, findet Kollegin Sandy. „Wie die Länder dann abgestimmt haben – ja, das ist einfach so, das muss man hinnehmen.“ Wie schon im vergangenen Jahr dominierten die Länder der ehemaligen Sowjetunion und die Nachfolgestaaten Jugoslawiens.

ARD-Unterhaltungs- Koordinator Thomas Schreiber erklärt denn auch die Niederlage der No Angels mit dem „Abstimmungsverhalten im erweiterten Europa“. Allerdings hätten in den vergangen Jahren acht verschiedene Länder gewonnen, darunter Griechenland und Finnland, sagt Schauspieler und Grand-Prix Georg Uecker der AZ. „Und das sind keine osteuropäischen Länder.“ Die ganze Abstimmungs- Debatte habe ihn schon im vergangenen Jahr gestört. „Das ist doch schließlich eine Unterhaltungsshow und kein Bürgerkrieg.“

Zum deutschen Beitrag sagt Uecker: „Schade, dass es so gelaufen ist, aber der Song ist einfach viel schlechter, als es die No Angels sind. “Wären sie mit einem ihrer früheren Hits angetreten, wäre es ganz anders ausgegangen.

Eine eher fade Wirkung

Auch für andere Experten ist das desaströse deutsche Abschneiden keine große Überraschung. „Das ist ein Radiosong und kein Lied, zu dem man auf der Bühne eine spektakuläre Show abliefern kann“, sagt Grand-Prix-Kenner Irving Wolther, Dozent an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover. Im knappen Outfits und wehenden Kleidern hatten die vier Engel ihr balladesk angehauchtes Lied „Disappear“ vorgetragen – im Vergleich zur Bühnenshow der Konkurrenz, vor allem auch des Siegers Bilan, wirkte das Ganze aber eher fad.

Ralph Siegel gibt vor allem dem NDR, der federführenden ARD-Anstalt, die Schuld am Desaster. Ein bisschen beleidigt sagte er der „Bild am Sonntag“: Mit „Ein bisschen Frieden“ habe er Deutschland 1982 den bislang einzigen Sieg beim Grand Prix beschert. Dennoch seien in den vergangenen vier Jahren seine Lieder immer wieder vom NDR abgelehnt worden. Sein Fazit: „Beim NDR wird bei der Vorauswahl erst gar nicht nach Siegern gesucht.“

Sinkende Quote

Bei der Einschaltquote konnte der Sender jedenfalls nicht wirklich punkten. Mit 6,38 Millionen Zuschauer schalteten eine Million weniger ein als vor einem Jahr. 2006 hatten noch 10,5 Millionen Zuschauer den Contest verfolgt. Volker Herres, Programmdirektor Fernsehen des NDR: „Wir werden in Ruhe analysieren, was sich besser machen lässt.

Ein Vorschlag kommt von Uecker: „Einzig die ,Big Four’ – Deutschland, England, Frankreich und Spanien müssen sich nicht im Halbfinale beweisen. Das sollte man ändern.“ Dann können die Interpreten ihr Lied schon mal vorab präsentieren und sich so beim europäischen Gesamtpublikum etablieren.“

Angelika Kahl

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