Video zeigt Ahnungslosigkeit von "Sewol"-Passagieren
Ein neues Video vom Untergang der südkoreanischen Fähre "Sewol" zeigt, dass viele Passagiere bis zuletzt kaum über ihre verzweifelte Lage Bescheid wussten. " Was macht der Kapitän? " , fragt jemand in dem Clip.
Seoul - "Sie sollten uns wissen lassen, was los ist " , lautet eine weitere Stimme. Im Hintergrund ist die Durchsage der Besatzung zu hören , dass sich alle Passagiere ruhig verhalten und an ihrem Ort bleiben sollten.Über das rund dreiminütige Smartphone-Video berichteten der südkoreanische Sender JTBC und der US-Nachrichtensender CNN am Montag. Demnach nahm ein Teenager das Video vor seinem Tod auf.
Seit dem Unglück vor fast zwei Wochen wurden etwa 190 Tote geborgen. Etwa 110 der ursprünglich 476 Menschen an Bord wurden weiter vermisst. Die Bergungskräfte kamen am Montag nur mühsam voran. Die Tauchgänge am Wrack im Südwesten Südkoreas mussten wegen schlechten Wetters mehrmals unterbrochen werden, wie südkoreanische Sender berichteten. Hohe Wellen und starke Winde erschwerten laut südkoreanischem Fernsehen wie schon am Wochenende die Arbeiten. Mehr als die Hälfte der 64 Kabinen, in denen Eingeschlossene vermutet wurden oder werden, seien bisher durchsucht worden.
"Denkst du, dass ich wirklich sterben muss?", ist auf dem Video zu hören. "Was ist los?", fragt jemand. " Es (das Schiff) kippt sehr stark. Wir rutschen auf die Seite... kann mich nicht bewegen " , ist weiter zu hören.Allerdings scheint einigen der Passagiere der Ernst der Lage anfänglich nicht bewusst gewesen zu sein. "Dieser Ausflug hat sich erledigt", witzelt ein Schüler. Auf dem Schiff befanden sich 325 Schüler aus der Nähe von Seoul, die zur südlichen Urlaubsinsel Cheju unterwegs waren.
Das Video sei von dem Vater des Teenagers, der den Clip aufgenommen habe, übergeben worden, berichtete JTBC. Das Smartphone sei zusammen mit der Leiche des Jungen gefunden worden. Die Speicherkarte war demnach noch intakt.
Unter Hinweis auf schlechtes Krisenmanagement hatte Ministerpräsident Chung Hong Won am Sonntag seinen Rücktritt erklärt. Insbesondere die Familien der Opfer werfen der Regierung vor, nicht schnell genug auf das Unglück reagiert und alle verfügbaren Mittel zur Rettung der Passagiere eingesetzt zu haben.
Nur 174 Menschen hatten gerettet werden können, darunter der Kapitän und die anderen 14 leitenden Besatzungsmitglieder. Sie sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen droht eine Anklage wegen Fahrlässigkeit, Verstoßes gegen die Dienstpflicht und anderer Vorwürfe. Sie werden beschuldigt, das Schiff schon früh im Stich gelassen und keine Versuche zur Rettung der Passagiere unternommen zu haben.