Victoria's-Secret-Model Cameron Russel beklagt sexuellen Missbrauch in Modebranche
Cameron Russell (30) berichtet anonymisiert von Übergriffen im Modebusiness - ihre Kampagne zeigt, dass sexuelle Belästigung in vielen Branchen auf der Tagesordnung steht.
Es sind Hunderte. Hundert Einträge, die in wenigen Tagen auf den Aufruf des Victoria's-Secret-Models Cameron Russell eingesandt wurden. Hunderte anonyme Berichte von Frauen, jungen Mädchen aus dem Mode-Business, die sich ihre Erfahrungen mit Erniedrigungen, Belästigungen und Missbrauch von der Seele schreiben.
Nicht nur in Hollywood und dem Filmgeschäft scheint all das zur traurigen, alltäglichen Erfahrung für viele Frauen geworden zu sein (AZ berichtete). Der Weinstein-Skandal löst Zusammenschlüsse und Hilferufe weit darüber hinaus aus.
Angefangen hatte Model Cameron Russell (30) vergangene Woche damit, über ihren Instagram-Account dazu aufzurufen, ihr persönliche Erlebnisse mit sexueller Belästigung zu schicken. Sie veröffentlicht die Berichte anonymisiert unter dem Stichwort #MyJobshouldnotincludeAbuse (zu deutsch: "Mein Beruf sollte keinen Missbrauch beinhalten").
Es sind Geschichten von Anfängerinnen in der Modebranche, von Probeaufnahmen männlicher Fotografen, die die Mädchen dazu zwangen, sich auszuziehen, von Agenturen, die 16-Jährigen sagen, ihre Fotos würden besser werden, wenn sie erst einmal Sex gehabt hätten, von Vorstellungsgesprächen via Videotelefonie, bei denen Männer zu masturbieren anfingen.
All das möchte das US-amerikanische Model Russell nun öffentlich machen, um zu zeigen, wie weit verbreitet das Problem ist, wie der "Guardian" berichtet.
Das Model von Victoria's Secret hofft auf einen Neubeginn
Nach und nach melden sich immer mehr Models zu Wort, die Russells Aktion befürworten. Etwa Supermodel Christy Turlington Burns, die in den 90er-Jahren zu den fünf erfolgreichsten Models zählte.
Brisant ist die Tatsache, dass Filmmogul Harvey Weinstein mit Georgina Chapman verheiratet ist. So saß er immer wieder in der ersten Reihe vor den Catwalks. Mittlerweile hat sich Chapman von Weinstein getrennt.
Deswegen fragt Modejournalistin Amy Larocca, warum das Modegeschäft Weinstein so sehr liebte. "Hätte nicht alles an diesem schwer atmenden Mann die Alarmglocken in dem von Frauen dominierten Geschäft auslösen müssen?", stellt sie in den Raum.
Cameron Russell schreibt auf Instagram, sie hoffe, der Weinstein-Skandal bedeute einen "Beginn der Machtverschiebung" für junge Fragen im Modegeschäft. Sie selbst sei oft als Feministin bezeichnet worden, nur weil sie unerwünschtes Betatschen, den Druck, sich zu verabreden oder Stalking per Telefon gemeldet habe.
Auch Victoria's-Secret-Model Sara Sampaio (26) hat sich zu sexuellem Missbrauch geäußert. Sie schreib ebenfalls auf Instagram: "Ich bin seit zehn Jahren in dem Geschäft und ich möchte, dass jedes Mädchen und jeder Junge weiß, dass es euer Recht ist Nein zu sagen. Ihr seid nicht allein und solltet gehört werden."
Sie selbst berichtete von einer unangenehmen Erfahrung mit dem französischen Männermagazin "Lui". Sie habe mehrmals während der Fotoaufnahmen betont, nicht nackt posieren zu wollen und einzelne Körperstellen nicht zu zeigen. Beim Sichten danach seien ihr Bilder aufgefallen, auf denen genau diese Körperstellen zu sehen waren.
Obwohl man ihr versprach, diese Aufnahmen nicht zu verwenden, landet genau eines dieser Bilder auf dem Cover der Zeitschrift. Nur, weil sie in der Vergangenheit manchmal nackt posiert habe, gebe das niemandem das Recht, das bei jeder Gelegenheit wieder zu verlangen, schreibt das portugiesische Model. "Als Models und als Frauen müssen wir zusammenstehen und den Respekt einfordern, den wir verdienen", schreibt sie.
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