Vertreter der reinen Lehre

Für die einen Spaß, für die anderen Zwang: Die Deutschen greifen jetzt vermehrt zu Schrubber und Putzeimer.
Michael Heinrich |
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Putzfimmel oder Putzmuffel?
dpa Putzfimmel oder Putzmuffel?


München -  Frühling, das sind nicht nur die einschlägigen Gefühle und die erste Sonne auf nackter Haut. Frühling ist für viele Zeitgenossen der Drang, die Wohnung zu putzen, zu entrümpeln oder sogar Möbel umzuräumen. Frühjahrsputz heißt der Mythos, von dem niemand so genau weiß, woher er kommt. Vielleicht vom Gefühl, das Erwachen und Aufblühen in der Natur müsse ihr Pendant in den eigenen vier Wänden finden. Die AZ stellt die Typologie der Frühjahrs-Putzer vor:

DER PUTZTEUFEL: Mit grimmiger Miene, aber unbändiger Energie geht er/sie ans Werk. Gegen Staub, Fett und Bakterien werden die schärfsten Waffen aufgefahren, die die Chemie zu bieten hat – und deren martialische Namen noch eher verharmlosend wirken: „General”, „Meister Proper” oder „Sagrotan”. Hinterher schauen Küche, Bad und Wohnzimmer so steril aus wie die in den TV-Werbesendungen, in denen ebenso sterile Sauberfrauen stolz das Ergebnis ihres Putzfimmels präsentieren.
AZ-Tipp: Gehen Sie es lockerer an, ein bisschen Dreck schadet nicht, schützt sogar vor Allergien.

DER SCHLAMPER: Frühjahrsputz, na klar, den macht er/sie. Gehört sich ja schließlich. Was würden denn sonst die Nachbarn sagen. Aber: Mein Home ist mein Castle und deswegen nimmt sie/er es mit dem Putzen nicht so genau. Also: Der Küchenfußboden ist ja noch gar nicht soooo dreckig. Und im Flur ist es ja so dunkel, dass man den Staub in den Ecken nicht sieht. Eher lustlos putzt er/sie die Fenster, durch die man zwar hinterher wieder etwas besser hindurchschauen kann, aber eben nur etwas.
AZ-Tipp: Wenn Sie sich so wohlfühlen, o.k. Wenn sich Gäste ansagen, können Sie ja das Licht dimmen oder Sonnenbrillen ausgeben.

DER SNOB: Putzen? Ich doch nicht! Weil sie/ihn der schlierige Küchenfußboden, der staubige Teppich und die dreckigen Fenster aber schon stören, beansprucht der Snob Fremdhilfe: Einmal im Jahr – meist im Frühjahr, so viel Tradition muss sein – leistet er sich eine Reinigungsfirma. Nein, nicht die wöchentliche Zugehfrau, die gönnt er sich ja sowieso. Nein, ein richtiges professionelles Putzgeschwader, das mit Hightech anrückt und auch noch dem letzten Stäubchen den Garaus macht.
AZ-Tipp: Bleiben Sie dabei: Gute Arbeitsförderungsmaßnahme.

DER VERWEIGERER: Bei den ersten Frühlingsanzeichen greift sie/er zu Liegestuhl und Sonnencreme statt zu Putzlappen und Allzweckreiniger. Ihm ist’s egal, wenn die ersten Sonnenstrahlen kaum noch durch die Fensterscheiben dringen oder sich Staubmäuse breit machen. Geputzt wird nicht, weil sich der Frühjahrsputz gehört, sondern höchstens nach Bedarf: Wenn zum Beispiel die Schwiegereltern zu Besuch kommen.
AZ-Tipp: Bleiben Sie entspannt – wenn’s zu dreckig wird, hilft zum Beispiel ein Umzug.

DER LUST-PUTZER: Wer einen von ihnen kennt, ist immer wieder erstaunt: Eigentlich ist es ein ganz normaler Mensch, mit allen Stärken und Schwächen. Doch sobald er einen Putzeimer oder die Flasche mit dem Generalreiniger sieht, ist es um seine Contenance geschehen: Ihn überkommt die unwiderstehliche Putzlust. Mit beseeltem Gesichtsausdruck wird hier gewischt, dort gescheuert und überall gesaugt – ob’s es braucht oder nicht. Der Frühjahrsputz ist dann der lustvolle Höhepunkt.

AZ-Tipp: Wenn es einen überkommt – warten, bis der Anfall vorüber ist.

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