Verschwinden des Flugzeuges weiter rätselhaft
Behörden gehen Terrorverdacht nach - und decken einen Fall von Meschenschmuggel auf
Kuala Lumpur Verdächtige Passagiere an Bord des verschwundenen Flugzeugs aus Malaysia haben in den vergangenen Tagen die Spekulationen in alle Richtungen blühen lassen – nun gehen die Ermittler von einem Fall von Menschenschmuggel aus. Die beiden Passagiere mit falschen Pässen seien "wahrscheinlich" keine Terroristen, erklärte die Interpol.
Vielmehr stecke dahinter wohl ein Schleuserring. Von der am Samstag verschwundenen Maschine fehlte weiter jede Spur. "Es ist Teil eines Menschenschmuggel-Falls und nicht Teil eines Terrorfalls", sagte Generalsekretär der internationalen Polizeibehörde, Ronald K. Noble, in Lyon. Die beiden Passagiere mit falscher Identität seien Iraner gewesen. Sie waren mit gestohlenen Pässen aus Österreich und Italien in Kuala Lumpur an Bord der Maschine von Malaysia Airlines gelangt.
Einer der Iraner wollte nach Angaben der malaysischen Polizei offenbar nach Deutschland einwandern, sein Ticket ging von Peking weiter nach Frankfurt am Main. Der andere Iraner habe Kopenhagen als Ziel gehabt. Offenbar wollten die 18 und 29 Jahre alten Männer ein neues Leben in Europa beginnen – und begaben sich deshalb in die Hände einer Schleuserbande. Die Pässe waren ihren rechtmäßigen Besitzern in Thailand gestohlen worden.
Das Flugzeug war am Samstag auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking plötzlich von den Radarschirmen verschwunden. Da es keinen Notruf gab, bestes Wetter herrschte und ein erfahrener Kapitän im Cockpit saß, gab es sogleich Spekulationen. Aufgrund der genutzten gestohlenen Pässe kam schnell der Verdacht auf, dass die Boeing 777 mit 239 Menschen an Bord durch einen terroristischen Anschlag zum Absturz gebracht worden sein könnte. Auch über eine Entführung wurde spekuliert, ebenso über Sabotage
Interpol-Chef Noble sagte nun aber mit Blick auf die gestohlenen Identitäten: "Je mehr Informationen wir bekommen, desto eher kommen wir zu dem Schluss, dass es kein Terrorvorfall war." Die beiden Iraner hätten Kuala Lumpur verlassen, um einen Flüchtlingsstatus zu bekommen. Nun könnten sich die Polizeibehörden auf die "kriminelle Bande" konzentrieren, die ihnen die Reise ermöglicht habe. Auch die Behörden in Thailand verfolgen die Spur eines Schleuserrings: "Wir glauben, dass die Pässe von einer Menschenschmuggler-Bande gestohlen wurden, die Menschen zum Arbeiten vor allem nach Europa schickt", sagte Polizeichef Panya Maman der Nachrichtenagentur AFP.
Der Iran versprach seinerseits Hilfe bei der Aufklärung. Die Botschaft in Malaysia sei mit den dortigen Behörden wegen des Falls in Kontakt, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Teheran. Immer mehr Iraner – vor allem junge Leute – haben ihr Heimatland in den vergangenen Jahren in Richtung asiatischer Länder verlassen. Von dort aus versuchen sie dann, nach Europa oder auch in die USA und Kanada zu gelangen.
Von dem Flug MH370 fehlte auch am Dienstag jede Spur. Die Behörden haben die Suchzone inzwischen auf die doppelte Größe erweitert, Schiffe aus mehreren Ländern suchen im Südchinesischen Meer in einem Umkreis von knapp 200 Kilometern nach der Maschine oder Überresten von ihr – bisher ohne jeden Erfolg.
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