Verdacht auf Sprengstoff-Anschlag in Chemnitz: Großeinsatz der Polizei
Chemnitz - Die Polizei in Chemnitz hat bei ihrem Anti-Terror-Einsatz in einer Wohnung mehrere hundert Gramm Sprengstoff gefunden. Das sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Samstag.
"Das ist kein Spaß mehr", sagte er. In der sächsischen Stadt lief seit dem Morgen ein Großeinsatz der Polizei wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Bombenanschlags mit islamistischem Hintergrund.
In einer seit dem Morgen gesperrten Plattenbausiedlung müssten dem Sprecher zufolge nun weitere Bewohner in Sicherheit gebracht werden. In dem Fritz-Heckert-Wohngebiet im Südwesten der Stadt leben auch viele Migranten.
Am Nachmittag wurden zudem drei Verdächtige festgenommen. Die Männer stehen im Verdacht, Kontakt zu dem flüchtigen Hauptverdächtigen, einem 22-jährigen Syrer, gehabt zu haben, wie das Landeskriminalamt berichtete.
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Die Männer würden nun befragt. Zwei der Festgenommenen wurden am Hauptbahnhof gefasst, einer in der Plattenbausiedlung. Rund um den Bahnhof gebe es Sperrungen.
Via Twitter gab die Polizei Sachsen bekannt, dass der derzeitige Großeinsatz wegen einer "statischen Gefährdungslage" durchgeführt wird. Ort des Einsatzes ist das Fritz-Heckert-Wohngebiet in der Straße "Usti nad Labem".
Erhöhte Sicherheitsstufe am Flughafen Schönefeld
Die Behörden erhöhten am Samstag die Sicherheitsvorkehrungen am Flughafen Berlin-Schönefeld: Man habe die Einsatzkräfte dort verstärkt, sagte der Sprecher des Brandenburger Polizeipräsidiums, Torsten Herbst. Ein Einsatzzug der Bereitschaftspolizei bestehend aus 30 Beamten führe am Terminal Sichtkontrollen durch, Autos und Busse würden angehalten und kontrolliert, ob sich der gesuchte 22-jährige syrische Verdächtige aus Chemnitz darin befinde.
Dies sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, betonte Herbst. Es gebe keinen konkreten Hinweis, dass der Mann in Schönefeld sei. Busse fahren nach Angaben der Berliner Verkehrsbetriebe nicht mehr bis zum Terminal. Der Flugbetrieb sei nicht eingeschränkt, sagte ein Flughafensprecher.
Der Lagedienst im Potsdamer Innenministerium sprach von "präventiven Maßnahmen". Die Bundespolizei hat die Streifen im Terminal "entsprechend sensibilisiert", wie ein Sprecher sagte. "Wir beteiligen uns an der Fahndung."
Hauptbahnhof teilweise gesperrt
Im Zuge der Anti-Terror-Ermittlungen gegen einen mutmaßlichen islamistischen Bombenbauer in Chemnitz sperrte die Polizei den Hauptbahnhof teilweise für Reisende.
Ein Spezialroboter untersuchte dort auf einem Gleis einen roten Koffer, den zwei dort festgenommene Verdächtige bei sich hatten. Das teilte das Landeskriminalamt mit.
Hinweis kam vom Verfassungsschutz
Der Großeinsatz werde wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Sprengstoffanschlags, hieß es.
Ein Haus wurde evakuiert, eine Wohnung von Einsatzkräften gestürmt. Die Hintergründe waren zunächst unklar. Gegen 13 Uhr war eine Explosion im betroffenen Gebiet zu hören, die sich aber als Zugriffsmaßnahme der Polizei herausgestellt hat. Ein Verdächtiger wurde bisher allerdings noch nicht gefunden.
Der Sprecher des Landeskriminalamts, Tom Bernhardt, sagte: "Es gab gestern Abend einen Hinweis vom Verfassungsschutz, dass es zu einer ernsthaften Gefährdung kommen könnte." Laut Bernhardt gab es bis zum frühen Nachmittag keine Festnahme. Es werde noch gefahndet. "Keine Panik, wir haben die Lage unter Kontrolle", sagte er.
Update: Großflächige Fahndung beginnt
Gegen 14 Uhr veröffentlichte die Polizei Sachsen ein Video auf Facebook, welches den Pressesprecher der LKA zeigt. Seinen Angaben zufolge werden die "erste Maßnahmen wieder heruntergefahren" – von der Phase der Durchsuchung und des Zugriffs wird jetzt in die Fahndung gewechselt. Dem Sprecher zufolge sucht die Polizei gezielt nach einer Person. Hinweise auf Sprengstoff wurden gefunden – allerdings keine großen Mengen.
Verbindungen zur "IS"-Terrormiliz
Aus Sicherheitskreisen erfuhr die Deutsche Presse-Agentur, dass es einen Zusammenhang mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" gibt.Mittlerweile veröffentlichte die Polizei Sachsen weitere Informationen sowie Fotos zum Verdächtigen. Bei der Zielperson handelt es sich um den 22-jährigen Jaber Albakr (andere Schreibweise: Dschaber Al-Bakr) aus Syrien. LKA-Sprecher Bernhardt: "Wir müssen davon ausgehen, dass die Person gefährlich ist."
Noch sei unklar, ob der Gesuchte als Flüchtling nach Deutschland gekommen sei. Beim Verfassungsschutz hätten jedoch "Erkenntnisse" zu ihm vorgelegen.
Zur Zeit haben wir eine statische Gefährdungslage im Fritz-Heckert-Gebiet in #Chemnitz, #C0810 und sind mit starken Einsatzkräften vor Ort
— Polizei Sachsen (@PolizeiSachsen) 8. Oktober 2016
(1/3) Wir führen aktuell in #Chemnitz einen Großeinsatz wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Sprengstoffanschlages durch. #c0810
— Polizei Sachsen (@PolizeiSachsen) 8. Oktober 2016
Bitte unterstützt die Einsatzkräfte vor Ort, in dem ihr das Gebiet meidet. Neugierde hilft in diesem Fall niemand. #C0810
— Polizei Sachsen (@PolizeiSachsen) 8. Oktober 2016
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