Valkyrie: Unterhaltsamer Thriller?

Nach der Premiere in New York: Was Cruise, die Welt und Deutschland von dem Film „Operation Walküre – das Stauffenberg Attentat “ erwarten.
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Gibt sich siegessicher: Tom Cruise ohne Frau und Tochter bei der Premiere in New York. Am 22. Januar läuft der Film bei uns an.
Reuters Gibt sich siegessicher: Tom Cruise ohne Frau und Tochter bei der Premiere in New York. Am 22. Januar läuft der Film bei uns an.

Nach der Premiere in New York: Was Cruise, die Welt und Deutschland von dem Film „Operation Walküre – das Stauffenberg Attentat “ erwarten.

Es war ein Zeichen: Bei der Premiere von „Valkyrie“ im kleinen Saal des New Yorker Lincoln Centers war Ehefrau Katie Holmes nicht dabei. Tom Cruise (46) will raus aus den Klatschspalten der Peinlichkeiten und wieder Quotenbringer werden als ernstzunehmender Schauspielstar.

Denn hinter künstlich überdrehtem Dauerverliebtheits-Rausch und Eigen-Präsentation als irre netter Familien-Papa (Tochter Suri, 2) steht die schmerzliche Erkenntnis, dass Cruise so leicht keine Kassenerfolge für seine extem teuren Produktionen mehr bringt.

Ob „Operation Walküre – das Stauffenberg Attentat“ die Wende bringt? Das Branchenblatt „Hollywood Reporter“ kommentierte zur Premiere: „Es ist ein feiner Film, der mäßigen Erfolg haben wird. Aber wenn man Cruises Karriere als momentan blockiert ansieht, dann ist ,Valkyrie’ nicht der Ruck, den er sich für einen sprunghaften Start erhofft.“

Das ist hart, aber unfair: Denn der Film eröffnete Cruise eine schwierige, ernstzunehmende Charakterrolle, die sich für Massenpublikum nicht eignet, wie überhaupt das deutsche historische Thema, auch wenn Cruise versucht, den Film wörtlich als „unterhaltsamen Thriller“ zu verkaufen. Der weihnachtliche Kinostart am 25. Dezember ist ohnehin ein schwieriges Datum für ernste Filme.

Einen merkwürdigen „Bambi“-Preis für „Mut“ hat Cruise im letzten Jahr schon für seine Rolle bekommen, die ursprünglich Thomas Kretschmann spielen sollte.

Als der Starttermin dreimal nach hinten verschoben wurde, unkten viele, der Film sei ein Flop.

Schon bei den Vorbereitungen schauderte die Familie Stauffenberg bei der Vorstellung, wie ein Scientology-Sektenmitglied einen ethisch ringenden Hitler-Attentäter spielen könnte? Dennoch investierte der Deutsche Filmförderfonds (DFFF) 4,8 Millionen Euro Standortförderung für die Dreharbeiten in Babelsberg. Aber als im ehemaligen Reichswehrministerium, dem Bendlerblock, gedreht werden sollte, verweigerte der deutsche Finanzminister, die Zustimmung: „Die Würde des Ortes", mit seiner Gedenkstätte, sei gefährdet. Dann knickte die deutsche Politik ein. Aber das im Bendlerblock gedrehte Film-Material ging bei der Entwicklung kaputt. Außerdem verletzten sich elf Komparsen beim Dreh am Flughafen Tempelhof.

Mit der Premiere in New York ist die Kritik erst einmal verstummt. In Deutschland startet „Operation Walküre“ am 22. Januar.

Adrian Prechtel

Wie ist der Film wirklich?

Alles hätte Hollywood falsch machen können: Ein Action-Verrat an der erschütternden Geschichte konservativer Widerstandshelden, die den Tyrannenmord versuchen und dafür mit dem Leben bezahlen? Und wie passt ein klassisches Gut-Böse-Filmschema zu der schwierigen Wahrheit, dass einige aus dem Attentäter-Kreis selbst blutig in das NS-System verstrickt waren?

Mit der Weltpremiere in New York ist jetzt öffentlich klar: „Operation Walküre“ vermeidet Peinlichkeiten, nimmt die Geschichte ernst und macht auch sonst vieles richtig, wenn man akzeptiert, dass der 20. Juli 1944 überhaupt als starbesetzer 100-Millionen Dollar-Kinofilm möglich ist. Der Film verzichtet auf Melodramatik, kein Trommelwirbel oder schluchzende Geigen schaffen unpassendes Pathos. Auch spielt Tom Cruise Claus Schenk Graf von Stauffenberg unreißerisch ruhig. Etwas kurz kommen in der Film-Konzentration die historisch interessanten Skrupel beim Widerstand wegen des Eides auf Hitler oder aus religiösen Gründen.

Aber dem Film gelingen eindrückliche Szenen, wie eine gespenstische Ordensverleihung an zerschossene Kriegsverwundete in einem totenstillen Hospital oder die fast autistischen Auftritte Hitlers bei den Lagebesprechungen und ein beklemmendes Kaffekränzchen der Nazi-Führung in den Hallen des Berghofs.

Das alles hinterlässt das Gefühl: Ja, so kann es gewesen sein. Und das ist bei einem derart komplexen und heiklen Thema viel.

adp

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