USA: Wirbelsturm Florence beginnt sein zerstörerisches Werk - Mangkhut wütet über den Philippinen
Washington/Miami - Schwere Wirbelstürme toben über dem Südosten der USA und den Philippinen. Das Zentrum von "Florence" stieß am Freitagmorgen (Ortszeit) in Wrightsville Beach in North Carolina auf Land. Der Sturm sorgte für schwere Fluten, heftige Böen und extreme Regenfälle. Einsatzkräfte rückten aus, um Menschen aus überfluteten Häusern zu retten.
Der Wirbelsturm "Florence", der mit seinem Eintreffen an der Küste am Freitag schwere Sturmfluten und Starkregen in den Südosten der USA gebracht hat, ist kein Hurrikan mehr. Das Nationale Hurrikan-Zentrum stufte "Florence" zum Tropensturm herunter, nachdem die Windgeschwindigkeiten auf unter 120 Kilometer pro Stunde nachgelassen haben.
"Florence" entfaltet jedoch weiterhin große Zerstörungskraft, weil er bei seinem Zug über den Atlantik enorme Mengen Wasser aufgesogen hat, die er nun über dem Land ablädt. Er bewegt sich mit fünf Kilometern pro Stunde extrem langsam vorwärts.
Mehr als 400.000 Menschen in North und South Carolina seien ohne Strom, berichtete der Sender CNN. Experten warnen vor tagelangen heftigen Regenfällen. Die Auswirkungen von "Florence" zeigten sich an vielen Orten: Flüsse traten über die Ufer, Uferstraßen wurden überspült. Mehr als 1.300 Flüge wurde laut CNN an der US-Ostküste gestrichen. Es liefen bereits viele Notfalleinsätze in der betroffenen Küstenregion, erklärte die Katastrophenschutzbehörde FEMA.
Philippinen: Stärkster Taifun in diesem Jahr
Der Sturm traf mit Windgeschwindigkeiten von 150 Kilometern pro Stunde auf die Küste. "Florence" hatte sich über dem Atlantik zwischenzeitlich zu einem Hurrikan der Stärke 4 entwickelt, sich aber wieder zu einem Hurrikan der niedrigsten Stufe 1 abgeschwächt. Problematisch sei aber, dass sich "Florence" sehr langsam bewege und enorme Wassermassen in die Küstengebiete trage, sagte der Direktor des Nationalen Hurrikan-Zentrums in Miami (Florida), Ken Graham.
Fünf Millionen Menschen im Südosten der USA könnten von Überschwemmungen betroffen sein. Die Philippinen trafen bereits die Vorboten von Taifun "Mangkhut" hart.
In Teilen der Provinzen Cagayan und Isabela fiel der Strom aus, zahlreiche In- und Auslandsflüge wurden gestrichen. Der Schiffsverkehr wurde eingestellt, mehr als 4.500 Passagiere strandeten in Häfen der Inselgruppe im Westpazifik. Mehr als 800.000 Bewohner der besonders betroffenen Küstenregion sind aufgerufen, Notunterkünfte aufzusuchen.
Am Freitagmorgen hielten sich dort jedoch erst 9.000 Menschen auf. Insgesamt sollen mindestens 5,2 Millionen Menschen von dem Sturm betroffen sein. "Mangkhut" ist mit Böen von bis zu 255 Kilometern pro Stunde der stärkste Taifun, der die Philippinen in diesem Jahr heimgesucht hat.
"Florence": So steht es in North Carolina
Palmen, die sich im Wind biegen. Schäumendes Meerwasser, das mit Wucht über den Strand heranrollt. Meterhohe Flutwellen, umgeknickte Bäume und peitschender Regen. Der Wirbelsturm "Florence" trifft auf North Carolina und schon seine Vorboten haben extreme Wetterbedingungen in die Region gebracht.
Als es hell wird am Freitagmorgen, stehen in mehreren Orten in dem Bundesstaat an der Südostküste der USA Straßen unter Wasser. In mehreren hunderttausend Haushalten ist der Strom weg, Häuser sind zerstört. Um 7.15 Uhr trifft das Auge des Sturms nahe Wrightsville Beach auf Land, mit 150 Kilometern pro Stunde.
Zu den Orten, die mit am schlimmsten mit den Folgen des Sturms zu kämpfen haben, zählt die kleine Stadt New Bern nördlich von Wilmington. Dort tritt der Neuse River über die Ufer. Auf Videos ist zu sehen, wie sich das Wasser durch Straßen schiebt. Helfer retten am Morgen 200 Menschen aus ihren überfluteten Häusern, weitere 150 sitzen zunächst noch fest.
Auch die Mitarbeiter des lokalen Senders WCTI TV müssen ihr Redaktionsgebäude verlassen, weil die Straßen drumherum überflutet sind. Auf der Insel Buxton im Atlantik, die etwa 50 Kilometer vor dem Festland von North Carolina liegt, trotzt eine Radioreporterin dem Sturm und sendet weiter von ihrer Station aus. Mary Helen Goodloe-Murphy versorgt ihre Hörer mit Musik und informiert über die Wetterentwicklungen. "Die einzige Straße zum Festland steht unter Wasser, aber ich habe mich gut auf den Hurrikan vorbereitet", sagt Goodloe-Murphy der Deutschen-Presse-Agentur in einem Telefonat.
Experten: Wasserlast ergießt sich vier Tage lang
"Florence" sei an Buxton südlich vorbeigezogen. Der Wind sei heftig gewesen, lasse aber bereits nach. Dafür regne es stark. Die Radiostation von Radio Hatteras ist laut der Journalistin in einem sicheren Backsteingebäude. Angst habe sie daher keine. "Ich werde hier bleiben und weiter arbeiten." Andernorts ist die Angst vor den Wassermassen, die noch kommen könnten, groß.
Weil es so stark regnet und es meterhohe Flutwellen gibt. An der Küste von North und South Carolina münden mehrere Flüsse ins Meer, auch in Städten weiter im Landesinneren könnte es zu Überflutungen kommen. "Florence" bewegt sich extrem langsam, das macht die Lage so gefährlich, auch wenn der Sturm selbst mittlerweile auf die Kategorie eins heruntergestuft wurde. Das Zentrum könnte sich mit starkem Wind und ergiebigen Regenfällen lange über der Küstenregion halten. Die Experten rechnen damit, dass sich die Wasserlast von "Florence" bis zu vier Tage lang auf das Land ergießt.
Auch in South Carolina sind die Ausläufer des Sturms am Freitagmorgen schon spürbar. In der bei Touristen beliebten Küstenstadt Myrtle Beach kommt es zu heftigen Windböen, Regen peitscht gegen Fenster. Am Donnerstag trat um 19.00 Uhr eine Ausgangssperre in Kraft. Aber nicht jeder hält sich in der Nacht daran.
Unterschlupf im "Waffle House"
Vor einem "Waffle House" im Nordwesten der Stadt parken mehrere Autos, die gelb-schwarze Leuchtreklame des Schnellrestaurants verspricht Hungrigen Zuflucht. Die Kette hat sich einen Namen damit gemacht, dass ihre Restaurants bei schweren Stürmen und Unwettern auch dann geöffnet bleiben, wenn andere längst geschlossen haben.
Auch hier ist es der einzige Laden weit und breit, der offen ist. Drinnen herrscht trotz des grellen Lichts der Neonlampen und der etwas trostlosen Einrichtung eine beruhigende Heimeligkeit. Eine Kellnerin spricht auch Fremde mit "Baby" an. Ihre Kollegin ruft die neuesten Bestellungen durch den Raum.
Auf dem speckigen Grill braten fettige Kartoffelpuffer und Burger. Wie lange sie geöffnet bleiben wollen? Bis man kein Essen mehr habe. Am Morgen sind nur wenige Autos auf den Straßen der Touristenstadt unterwegs. An einer Kreuzung schaukeln die Ampeln an ihren Kabeln bedrohlich hin und her. Palmen biegen sich im Wind, vereinzelt brechen Zweige ab. In einem Hotel im Nordwesten der Stadt harren ganze Familien aus, Kinder spielen auf den Fluren. Das Schlimmste ist noch nicht vorbeihne Strom.
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