USA: Warten auf "Sandy" - „Besser, man bringt sich in Sicherheit“
Der Respekt vor dem herannahenden Hurrikan „Sandy“ ist groß an der Ostküste der USA. „Uns wurde gesagt, wir sollten bloß abhauen“, sagt Hugh Phillips.
New York - Er ist einer der ersten, die sich nach der Öffnung einer Notunterkunft des Roten Kreuzes am Sonntagmittag in Lewes im US-Staat Delaware dort einfinden. „Ich wollte erst (zu Hause) bleiben, aber es ist besser, man bringt sich in Sicherheit, als dass es einem später leidtut.“ „Ich denke, dieser Sturm wird uns richtig zu schaffen machen“, sagt Mark Palazzolo, der gerade sein Geschäft für Angelbedarf in Point Pleasant Beach, New Jersey, mit Brettern vernagelt. Dasselbe Holz hat er bereits bei früheren Stürmen verwendet. Jetzt streicht er die Namen der Hurrikane „Isaac“ und „Irene“ darauf durch und sprüht „Sandy“ daneben.
„Gestern hat mich ein Freund aus Florida angerufen und gesagt: 'Mark: Hau ab! Wenn es nicht der Sturm ist, werden die Folgen schlimm. Die Leute werden in den Straßen um Benzin und Nahrungsmittel kämpfen.'“ Auf den Bahnsteigen für Amtrak-Züge in der New Yorker Penn Station warten am Sonntagmorgen mindestens doppelt so viele Passagiere wie sonst. Viele versuchen, New York früher als geplant zu verlassen. Die Züge mittags und um 13 Uhr nach Boston sind ausgebucht. Randall Ross, ein Buchhändler aus Shreveport, Louisiana, und seine Reisegefährtin Mary McCombs, warten auf einen Zug nach Syracuse, mehrere hundert Kilometer nordwestlich im Staat New York.
Dieses Ziel hatten sie gewählt, nachdem Versuche, Flüge in acht andere Städte zu buchen, gescheitert waren. „Ich will irgendwo anders sein als in New York“, sagt McCombs. Sie will bei Freunden in Syracuse unterkommen, bis sie und Ross einen Flug bekommen. „Ich will nichts riskieren.“ Auf dem New Yorker Flughafen LaGuardia ist das Terminal der Fluggesellschaft American Airlines am Sonntag überfüllt. Familien sitzen auf dem Fußboden und warten auf einen Flug – irgendeinen Flug, Hauptsache: weg. Einige gehen nervös vor den Anzeigetafeln mit den gestrichenen Flügen auf und ab und hoffen, dass ihr eigener Flug nicht auch bald dazu gehören wird.
Passagiere berichten von mehrstündigen Wartezeiten bei den telefonischen Hotlines der Fluggesellschaften. Trotz eindeutiger Warnungen der Behörden weigern sich einige Menschen dennoch, dem Sturm zu weichen. Jonas Clark aus Manchester Township in New Jersey – der Gegend, in der „Sandy“ auf Land treffen soll – steht vor einem Supermarkt, trinkt eine Tasse Kaffee und fragt sich, warum sich alle Welt so verrückt macht.
„Ich habe in meinem Leben eine Menge großer Stürme gesehen, und man kann nichts machen, außer vernünftige Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen und das Ganze so gut es geht zu überstehen“, sagt der 73-Jährige. „Die Natur macht, was sie macht. Es ist schön, dass es so viele Informationen darüber gibt, wie man sich und sein Zuhause schützen kann, aber letztlich läuft es doch nur darauf hinaus: Nutze deinen gesunden Menschenverstand.“