USA: 43 Minuten Todeskampf bei qualvoller Hinrichtung

Clayton Lockett sollte im US-Staat Oklahoma mit Giftspritzen hingerichtet werden. Nach 43 Minuten bei Bewusstsein stirbt er an einem Herzinfarkt.
von  mab
Clayton Lockett (l) starb einen qualvollen Todes. Die Hinrichtung von Charles Warner (r) wurde ausgesetzt.
Clayton Lockett (l) starb einen qualvollen Todes. Die Hinrichtung von Charles Warner (r) wurde ausgesetzt. © dpa

Oklahoma City - Der Todeskampf von Clayton Lockett dauerte 43 Minuten. Der verurteilte Mörder versuchte sich aufzurappeln, murmelte Wortfetzen, stöhnte. „Es war ein schreckliches Spektakel“, so sein Anwalt David Autry. Weil in Oklahoma die Hinrichtung Locketts per Giftspritze jetzt komplett aus dem Ruder gelaufen ist, wird in den USA wieder die Todesstrafe diskutiert. Eine weitere Hinrichtung wurde ausgesetzt.

Im Jahr 1999 hatte Lockett eine 19-Jährige vergewaltigt und erschossen. Ein Gericht verurteilte ihn deshalb zum Tod. Als er am Mittwoch in Oklahoma City zur Exekution musste, lief alles schief. Zehn Minuten nach Verabreichung der ersten Spritze erklärten die Ärzte Lockett für bewusstlos - ein Fehler. Denn als ihm dann der tödliche Cocktail injiziert werden sollte, war der 38-Jährige noch bei Bewusstsein, rang nach Luft und stammelte „Oh Mann!“ Die offizielle Version der Ärzte: Eine Vene sei geplatzt. Die Hinrichtung wurde abgebrochen. Nach 43 Minuten erlitt Lockett schließlich einen Herzinfarkt und starb.

Die Angehörigen und der Anwalt Locketts glauben nicht so recht an die Version mit der geplatzten Vene. Gouverneurin Mary Fallin - eine Befürworterin der Todesstrafe - ordnete eine Untersuchung an. Auch der Staatsanwalt ermittelt. Locketts Verteidiger hatte bereits vor der Hinrichtung wissen wollen, welche Substanzen seinem Mandanten gespritzt werden sollten. Ein Gericht wies das Ansuchen aber zurück.

Hintergrund für die Zweifel: Den USA gehen die Todesdrogen aus. Viele Hersteller weigern sich, die Mittel für die Giftspritzen zu liefern - aus Angst, am Pranger zu stehen. Anwälte von Todeskandidaten glauben deshalb, dass die Behörden auf die Todescocktails von zweifelhaften Herstellern zurückgreifen. Dabei stellt die US-Verfassung klare Bedingungen für das Verhängen der Todesstrafe. Sie schreibt vor, dass die Exekutionen weder grausam noch ungewöhnlich sein dürfen. Kritiker glauben schon seit einiger Zeit, dass der Staat diese Bedingungen nicht mehr erfüllen kann. 32 der 50 US-Bundesstaaten vollstrecken noch die Todesstrafe. Seit 2007 haben sechs Staaten sie abgeschafft.

Nach der verpfuschten Hinrichtung Locketts sollte der Todeskandidat Charles Warner per Giftspritze sterben. Seine Hinrichtung wurde nun aufgeschoben. „Clayton Lockett wurde zu Tode gefoltert“, sagt Warners Anwältin Madeline Cohen und fordert eine unabhängige Untersuchung. „Ohne Frage müssen wir vollständige Antworten darüber erhalten, was schief gegangen ist“. Cohen forderte die Behörden auf, Informationen über die Todesdrogen zu veröffentlichen - und auch deren Herkunft und Wirksamkeit.

Sogar US-Präsident Barack Obama schaltete sich ein. Über seinen Sprecher ließ er erklären, dass die Hinrichtung Locketts nicht menschenwürdigen Standarts entsprochen habe. Obama hält die Todesstrafe aber für einige „abscheuliche“ Straftaten weiter für angemessen. Das gelte auch für den Fall von Lockett.

 

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