US-Regierung trainierte Undercover-Agenten

Laut Medienberichten war die US-Regierung deutlich stärker an der Aktion zur Befreiung der früheren kolumbianischen Präsidentschaftskandidatin Betancourt beteiligt. Sie erteilte den Soldaten «Schauspielunterricht im Hollywood-Stil» und gab konkrete Hilfen.
Telefontricks, Schauspieltraining und gewagte Täuschungsmanöver: Die Aktion zur Befreiung von Ingrid Betancourt und 14 anderen Geiseln aus den Händen der Farc-Guerilla im Dschungel Kolumbiens verlief wie nach dem Drehbuch eines Spionage- Thrillers. Wie das New Yorker «Wall Street Journal» am Samstag berichtete, war die US-Regierung sehr früh in den Geheimplan eingeweiht und unterstützte ihn auch mit konkreter Hilfe.
Nachdem frühere militärische Befreiungsversuche anderer Geiseln blutig gescheitert waren, sei den Beteiligten klar gewesen, dass jede neue Aktion «nur durch Gerissenheit und nicht durch Waffengewalt» zum Erfolg führen könne, schreibt das Blatt.
Idee wurde Ende Mai entwickelt
Ende Mai hätten drei Offiziere der kolumbianischen Armee die entscheidende Idee entwickelt: Sie wollten die Rebellen in einem gigantischen Bluff dazu bringen, die Geiseln aus dem Lager des Farc-Führers Gerardo Aguilar Ramirez in das Camp eines anderen Bandenchefs, Alfonso Cano, bringen zu lassen. Die Rebellen sollten glauben, dass Cano neue Verhandlungen mit Frankreich und anderen Staaten beginnen wollte. Grundvoraussetzung dafür war den Recherchen zufolge eine manipulierte Telefonleitung, über die Mitarbeiter des kolumbianischen Militärgeheimdienstes Kontakt in beide Farc-Lager aufnehmen konnten. In einem falschen Spiel überzeugten die Militärs beide Seiten von der Notwendigkeit der Verlegung der Geiseln. Aguilar dachte, er spräche mit Canos Leuten. Cano dachte, er verhandle mit Aguilar - aber in Wirklichkeit sprachen sie immer mit dem Geheimdienst.
«Schauspielunterricht in Hollywood-Stil»
Als sich die Pläne konkretisierten, half die US-Regierung beim Aufbau eines Trainingscamps in der Nähe von Bogotá und gab den Undercover-Agenten «Schauspielunterricht in Hollywood-Stil», schildert das «Wall Street Journal» den Coup. Farc-Aussteiger übten mit den Geheimdienstlern Sprache und Verhaltensweise der Rebellen ein. Andere Teilnehmer der Befreiungsaktion wurden trainiert, sich wie TV-Journalisten zu bewegen. Ein Agent probte die Rolle eines australischen Linksaktivisten, der mit den Rebellen sympathisiert. Als Transportmittel kaufte das kolumbianische Militär zwei russische Hubschrauber und spritzte sie in den Farben Rot und Weiß. Damit ähnelten sie jenen Helikoptern, die im Januar bei der Übergabe von Geiseln in Venezuela benutzt worden waren. Das Täuschungsmanöver war perfekt. (dpa)