Unterm Bienenstock

Von Marge Simpson bis Amy Winehouse: Die „Beehive“-Frisur feiert nach 50 Jahren ein Comeback auf den Köpfen. Was der Look über die Trägerin verrät
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Fahrt ins Blaue: Homer Simpson liebt erklärtermaßen die Turmfrisur seiner Frau Marge.
ddp/Fox 3 Fahrt ins Blaue: Homer Simpson liebt erklärtermaßen die Turmfrisur seiner Frau Marge.
"Eher eine Notlösung" urteilt ein Experte über Gesine Schwans hohe Haarpracht.
AP 3 "Eher eine Notlösung" urteilt ein Experte über Gesine Schwans hohe Haarpracht.
Mit Diva-Frisur: Stil-Ikone Amy Winehouse.
AP 3 Mit Diva-Frisur: Stil-Ikone Amy Winehouse.

Von Marge Simpson bis Amy Winehouse: Die „Beehive“-Frisur feiert nach 50 Jahren ein Comeback auf den Köpfen. Was der Look über die Trägerin verrät

Ihr Ehemann Homer ernährt sich hauptsächlich von Donuts und Bier, prügelte sich im Abwasserkanal mit George Bush senior, löst als Sicherheitsbeauftragter in einem Atomkraftwerk gelegentlich eine Kernschmelze aus und schob sich als Kind einen Buntstift ins Großhirn, was sich klar zu Lasten seiner Konversationsfähigkeit auswirkte.

Vom gemeinsamen Sohn Bart wollen wir lieber gar nicht erst anfangen. Dessen Sündenkartei würde wohl die halbe AZ füllen. Fest steht: Marge Simpson hat es wirklich nicht leicht im Leben. Und trotz allem: Die Frisur sitzt.

Mehr als das. Sie ist Marges Markenzeichen, macht sie unverwechselbar in der gelben Gemeinde, ragt als blauer Fels geschätzte zweieinhalb Meter aus der Brandung. Das ist überzeichnet, klar. Eine Zeichentrickserie halt, die aber deshalb so erfolgreich ist, weil sie sich hart an der Realität bewegt - zurzeit im Falle der Marge-Simpson-Turmfrisur, die zurück ist auf den Köpfen.

Und das pünktlich zum Jubiläum. 1958 war’s, als sich die Pracht erstmals von einem Damenhaupt erhob, einem Bienenstock ähnelte und auf Englisch bis heute auch so gerufen wird: Beehive.

Seinen Höhepunkt erreichte der haarige Turmbau in den 60er Jahren. Prominente Trägerinnen: Diven wie Brigitte Bardot und Maria Callas. Kein Wunder, dass die Frisur während der Studentenbewegung Ende des Jahrzehnts in sich zusammenfiel. Auch die behauptete Ähnlichkeit mit einem B52-Bomber muss den Blumenkindern verdächtig vorgekommen sein. Unemanzipiert sei dieser Stil, etwas für Industriellengattinnen.

Dabei geht das Revival ausgerechnet von einer Frau aus, die nicht gerade den Eindruck macht, als würde sie sich stundenlang vorm Spiegel das Näschen pudern; die nicht die Kontrolliertheit einer Callas ausstrahlt, wenn sie, zum Beispiel, in der Öffentlichkeit erbricht oder in Handschellen zum Drogentest geführt wird. Trotzdem: Die Skandalsängerin Amy Winehouse ist zurzeit die bekannteste Beehive-Trägerin; ein Riot-Girl mit Diva-Frisur – kein Widerspruch, sondern stilbildend.

Ohne Bienenkorb geht Winehouse gar nicht mehr auf die Bühne. Je mehr Lampenfieber sie habe, desto höher müsse das Ungetüm auf ihrem Kopf sein, ließ die Britin in einem Interview wissen.

„Eine Beehive-Trägerin bietet dem Leben die Stirn, strahlt Selbstbewusstsein aus und will sich abgrenzen“, sagt der Münchner Star-Friseur Wolfgang Lippert. Dazu passt auch, dass die hessische SPD-Rebellin Dagmar Metzger eine Art Beehive spazieren führt. Sie hatte sich geweigert, im Landtag mit den Linken zusammenzugehen und damit ihre Partei gegen sich aufgebracht. „Sturkopf“, schimpften Kritiker. Anhänger sahen „wahre Größe“. Die Frisur ließe beide Interpretationen zu.

Einen Sonderfall bildet laut Wolfgang Lippert Bundespräsidentschaftskandidatin Gesine Schwan. „Das sieht eher aus wie eine Notlösung, wirkt unentschlossen“, urteilt der Experte über ihre hohe Haarpracht. „Sie sollte mehr wagen.“ Mit einem Bienenkorb auf dem Kopf komme man schließlich überall rein – „von der Oper bis ins P1“. Vielleicht ja auch in die Villa Hammerschmidt.

Immer vorausgesetzt, dass die hohe Kunst gelingt - Wolfgang Lippert fachsimpelt von „Chignon-Knoten“ und „Kriss-Kross-Bananen“. Sein Tipp: „Am besten mit dem Friseur trainieren.“ Wer die Technik beherrsche, komme auch ohne zwanzig Liter Haarspray aus.

loko

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