Überlingen erinnert an Opfer der Flugzeugkatastrophe

Überlingen zehn Jahre danach. An der Gedenkfeier in der Nacht zum Montag darf auch der als "Fluglotsenmörder" bekanntgewordene Witali Kalojew teilnehmen.
von  dpa
Blumen, Gebete und Kerzen: Angehörige an der Absturzstelle in Überlingen.
Blumen, Gebete und Kerzen: Angehörige an der Absturzstelle in Überlingen. © dpa

Zehn Jahre nach der Flugzeugkatastrophe von Überlingen sind viele Hinterbliebene in die Stadt am Bodensee gereist, um an die 71 Todesopfer zu erinnern. An der Gedenkfeier in der Nacht zum Montag darf auch der als "Fluglotsenmörder" bekanntgewordene Witali Kalojew teilnehmen.

Überlingen - Er hatte bei dem Unglück seine beiden Kinder und seine Frau verloren und zwei Jahre danach den dienstleitenden Fluglotsen erstochen. Kalojews Anwesenheit werfe einen Schatten auf die Gedenkfeier, sagte Baden-Württembergs Minister für internationale Angelegenheiten, Peter Friedrich (SPD), der Nachrichtenagentur dpa: "Die Veranstaltung dient dem Gedenken und der Begegnung. Ich hoffe, dies wird nicht durch die Diskussion um Herrn Kalojew überlagert."

Der 56-Jährige wurde am Samstag stundenlang am Münchner Flughafen festgehalten, durfte nach Prüfung seines Visums aber weiterreisen. Der Mann aus der russischen Teilrepublik Nordossetien hatte für seine Tat eine Gefängnisstrafe verbüßt.

Beim Zusammenstoß eines DHL-Frachtflugzeugs mit einer russischen Tupolew-Passagiermaschine waren am 1. Juli 2002 alle Insassen ums Leben gekommen, unter ihnen Dutzende Schulkinder.

110 Hinterbliebene machten sich in einer Sondermaschine aus Russland auf den Weg nach Überlingen. Das Flugzeug landete am Sonntagmorgen in Friedrichshafen am Bodensee. Zum Auftakt des zehnten Jahrestages war am Nachmittag ein Gottesdienst in Owingen-Taisersdorf geplant. Die Stadt Überlingen lud für den späten Abend zu einer Feier an der zentralen Gedenkstätte im Ortsteil Brachenreuthe ein. Außerdem war ein Empfang geplant, bei dem unter anderen rund 155 Besucher aus Russland und Weißrussland erwartet wurden.

Die Hinterbliebenen aus Russland wurden auf ihrem Flug nach Deutschland von Psychologen, einem Arzt, Religionsvertretern sowie Mitgliedern der baschkirischen Regierung begleitet. Der baschkirische Vize-Regierungschef Fidus Jamaldinow dankte den Deutschen für ihre Anteilnahme. "Sie pflegen das Andenken an unsere Kinder, kümmern sich um das Denkmal und den von den Eltern angelegten Garten", sagte er. Auch auf dem Südfriedhof von Ufa gebe es an den Kindergräbern eine Trauerfeier.

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