Überlebende berichtet: „Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit“

Sie traut sich kaum noch in ihre Wohnung zurück - zu tief sitzt noch der Schock über die Erdbeben-Katastrophe: Wie die junge Deutsche Saskia Steigleder das schwere Beben in den Abruzzen erlebte.
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Saskia Steigleder wohnt seit einem Jahr in der Nähe von L’Aquila.
privat Saskia Steigleder wohnt seit einem Jahr in der Nähe von L’Aquila.

Sie traut sich kaum noch in ihre Wohnung zurück - zu tief sitzt noch der Schock über die Erdbeben-Katastrophe: Wie die junge Deutsche Saskia Steigleder das schwere Beben in den Abruzzen erlebte.

GORIANO VALLI „Ich bin so müde“, sagt Saskia Steigleder. Die 27-jährige Tübingerin lebt seit einem Jahr in dem Bergdorf Goriano Valli, dreißig Kilometer von L’Aquila entfernt. Sie hat das schwere Erdbeben überlebt. „Aber irgendwie bin ich noch in einer Art Schockstarre“, erzählt die Reiseleiterin der AZ.

„Ich habe seit dem Beben nicht mehr geschlafen“, erzählt Steigleder. Und erinnert sich an den Abend zuvor. „Wir saßen auf der Terrasse und haben einen ersten kleinen Erdstoß gespürt. Und ich weiß noch, ich habe zu meinem Freund gesagt, ,ach, haste gemerkt, ein kleines Erdbeben’. Wir hätten nie gedacht, dass es so schlimm wird. Erdstöße gibt es hier ja ständig. Aber in dieser Nacht bin ich dann auf einmal aufgewacht – es war seltsam, ein paar Sekunden, bevor das Beben losging, bin ich aus dem Schlaf hochgeschreckt. Und plötzlich hat alles gewackelt, die Bilder fielen von den Wänden. Es hat überhaupt nicht mehr aufgehört, es hat sich angefühlt wie eine Ewigkeit.“

Ihr Haus war zum Glück mit Stahlstreben verstärkt

Saskia Steigleder rannte mit ihrem Freund ins Freie – doch sie hatte Glück. „Unser Haus hat zum Glück nur ein paar Risse. Aber es wurde vor ein paar Jahren mit Stahlstreben verstärkt, vielleicht liegt es daran. Die meisten Häuser, die kaputt sind, waren sicher nicht erdbebensicher gebaut.“

Tatsächlich üben Statiker und Bauexperten massive Kritik: So seien nicht nur alte Häuser eingestürzt, sondern auch moderne Wohnblocks. „In Kalifornien hätte es nicht einen Toten gegeben“, sagt Enzo Boschi, Präsident des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO übte massive Kritik: Es könne nicht sein, dass ein Krankenhaus zu 90 Prozent einstürze, wie in L’Aquila.

Saskia Steigleder sagt, die Gegend sehe aus „wie nach einem Bombenangriff“. Auch wenn ihr eigenes Haus noch steht, traut sie sich kaum noch hinein. „Ich habe heute früh dort geduscht und gefrühstückt. Aber ich hatte die ganze Zeit Angst.“

A. Zoch

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