Übergewicht und Familie für ein langes Leben
München - Möchten Sie wissen, wie alt Sie werden? Jetzt gibt es vom Deutschen Institut für Altersvorsorge (DIA) einen Lebenserwartungsrechner, der Ihnen einen Blick in die Zukunft erlaubt.
Mit Hilfe von „Lifestyle-Faktoren“ kann sich jeder individuell ausrechnen, wie viel Zeit ihm noch bleibt: Gewicht, sportliche Aktivität, Alkohol und Zigaretten, Stress und der Familienstand sind die Parameter. Aufgrund von internationalen wissenschaftlichen Studien hat das Institut den Rechner entwickelt, der ähnlich auch bei Lebensversicherungen eingesetzt wird.
„Wir waren teilweise überrascht“, sagt Klaus Morgenstern vom DIA zur AZ. Denn tatsächlich räumt der Rechner – unter Berücksichtigung, dass es sich nur um Durchschnittswerte handeln kann – mit einigen Klischees auf. So verlängert sich bei absolutem Verzicht von Alkohol das Leben nicht, im Gegenteil. „Hier gilt: In Maßen besser als gar nicht“, so Morgenstern. Auch Leistungssport garantiert kein längeres Leben. Gute Nachrichten für diejenigen, die etwas mehr auf die Waage bringen: Zu viel bringt mehr als Normalgewicht. Und: Kinder verlängern das Dasein.
Die AZ hat den Lebenserwartungsrechner ausprobiert (Beispiel: 50-jährige Frau, Faktoren jeweils auf dem Mittelwert. Die Zahlen variieren nach Alter und Geschlecht, die Tendenzen bleiben gleich).
Rauchen: Rauchen verkürzt Ihr Leben, jede Zigarette schadet. Eine 50-Jährige, die eineinhalb Packungen am Tag raucht, lebt dem Rechner zufolge sechs Jahre weniger als eine Nichtraucherin. Raucht sie neun Zigaretten am Tag sind es 1,2 Jahre weniger.
Gewicht: Rank und schlank? Für die Lebenserwartung kann das kontraproduktiv sein. Unsere 50-Jährige hat ein Normalgewicht und eine Lebenserwartung von 78,3 Jahren. Ein paar Kilos mehr aber und sie würde 78,9 Jahre alt werden. Wissenschaftliche Studien belegen, dass ein leichtes Übergewicht lebensverlängernd wirkt. In der Not hat der Körper nämlich Reserven. Übergewicht ist laut dem Rechner auch lebensverlängernder als Untergewicht - so lange es kein starkes Übergewicht ist.
Sport: Sport kann das Leben gleich um mehrere Jahre verlängern und ist wohl mit der wichtigste Faktor. Unsere Beispielperson wird als Bewegungsmuffel gerade einmal 71,9 Jahr alt. Schon ab und zu ein Spaziergang erhöht ihre Lebenserwartung auf 73,8 Jahre, regelmäßige Bewegung um nochmal fünf Jahre auf 78,9 Jahre, aktiver Sport sogar auf 82,0 Jahre! Doch nicht übertreiben: Bei Leistungssport liegt die Lebenserwartung nur noch bei 78,8 Jahren.
Stress: Stress ist eine subjektive Empfindung. Anders als vielleicht angenommen, schraubt er laut Rechner aber nur geringfügig an der Lebenserwartung. Unsere 50-Jährige wird bei gelegentlichem Stress 78,9 Jahre alt, ist sie stressfrei wird sie 79,6 Jahre.
Lebenssituation: Zu zweit oder mehr ist besser als alleine. Der Familienstand entscheidet enorm darüber, wie lange wir leben. Lebt unsere 50-Jährige mit ihrem Partner zusammen in einem Haushalt (ohne Kinder), wird sie 78,9 Jahre alt. Haben die beiden einen Trauschein, steigt ihre Lebenserwartung damit auf 81,6 Jahre – bei den genau gleichen sonstigen Bedingungen. Gibt es im ehelichen Haushalt zusätzlich Kinder, werden es sogar 82,4 Jahre. Bei Alleinerziehenden ist der Effekt umgekehrt, aber nicht so stark: Wer sich alleine um Nachwuchs kümmern muss, hat eine geringfügig niedrigere Lebenserwartung als eine Single-Frau.
Alkohol: Abstinenzler aufgepasst. Ein Gläschen Alkohol am Tag verlängert das Leben – bei der 50-Jährigen um fast ein Jahr. Zwei Gläser dagegen sind schon wieder zu viel und bewirken das Gegenteil.
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