Über 50.000 erkrankte Kinder in China
Über 100 junge Patienten zeigen nach der Aufnahme von Melamim-verseuchtem Milchpulver schwere Symptome. Auch der Weltkonzern Nestlé hat ein Problem: Die Behörden in Hongkong raten, sein Produkt vom Markt zu nehmen - wegen Melamin.
In China haben die Behörden mehr als 50.000 Fälle von Erkrankungen durch chemisch verseuchte Milchprodukte für Säuglinge registriert. Fast 13.000 Babys liegen noch in Krankenhäusern, nachdem sie mit der giftigen Chemikalie Melamin versetzte Milchprodukte zu sich genommen hatten.
Wie das Gesundheitsministerium in Peking laut Berichten der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua weiter mitteilte, zeigen 104 der jungen Krankenhaus-Patienten schwere Krankheitssymptome. Bislang sind den Angaben zufolge vier Babys an Nierensteinen gestorben, die sich durch das beigemischte Melamin gebildet hatten.
40.000 Kinder ambulant behandelt
Insgesamt seien knapp 40.000 Kinder ambulant behandelt und als geheilt entlassen worden. Rund 1600 seien nach einer stationären Behandlung wieder als geheilt entlassen worden. Mit den neuen Zahlen räumen die chinesischen Behörden ein, dass die Zahl der Erkrankungen damit weit höher liegt als bisher bekannt. Bis Sonntag hatten die chinesischen Behörden nur von 6200 Fällen berichtet. Der Skandal hatte mit der Entdeckung der giftigen Chemikalie in Baby-Milchpulver des chinesischen Herstellers Sanlu begonnen. Eine von den Behörden in der vergangenen Woche veranlasste Massenuntersuchung hatte dann aber ergeben, dass Proben von insgesamt 22 Herstellern Melamin enthielten.
Melamin in geringer Dosis auch in Nestlé-Milchpulver
Am Wochenende wurden in Hongkong geringe Spuren des Stoffs auch in einem Produkt des weltgrößten Nahrungsmittelkonzerns Nestlé nachgewiesen worden. Jedoch sei die Konzentration so gering, dass der normale Konsum der in China hergestellten «Dairy Farm Pure Milk» unbedenklich sei, teilten die Behörden in Hongkong mit. Der Handel sei aber von dem Testergebnis unterrichtet und gebeten worden, das Produkt in Hongkong vom Markt zu nehmen. Das Schweizer Unternehmen hatte zuvor am Sonntag Zeitungsberichte zurückgewiesen, dass auch seine Babymilch verseucht sein sollte. Auf die Bekanntgabe der Hongkonger Regierung reagierte der Schweizer Konzern noch nicht.
Melamin nur im Pulver
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Peking sind alle bislang untersuchten Krankheitsfälle auf Milchpulver und nicht auf flüssige Milch zurückzuführen. Die meisten Kinder, die stationär behandelt werden mussten, seien mit verunreinigten Sanlu-Milchpulver versorgt worden. (dpa)
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