Twitter-Trend: Prostituierte – und stolz drauf

Das Sex-Gewerbe ist dreckig, ungerecht und ausbeutend – so lautet wohl nicht nur hierzulande die gängigste Meinung zum Thema Prostitution. Dagegen wollen Sex-Arbeiter unter #FacesOfProstitution nun ein Zeichen setzen.
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Sexarbeiter heißt nicht, ein hilfloses Opfer zu sein: Unter dem Hashtag #FacesOfProstitution wehren sich Prostituierte weltweit gegen eine Vorverurteilung.
dpa/twitter Sexarbeiter heißt nicht, ein hilfloses Opfer zu sein: Unter dem Hashtag #FacesOfProstitution wehren sich Prostituierte weltweit gegen eine Vorverurteilung.

Sydney/München - 25 Jahre ist es her, da stöckelte Julia Roberts als selbstbestimmte Prostituierte in "Pretty Woman" über die Leinwand. Sie verliebt sich in ihren Freier, gespielt von Richard Gere, der ihr die Teilnahme an einer besseren Gesellschaft ermöglicht. Kurz: Roberts mausert sich in ihrer Rolle von der Prostituierte zur Gesellschaftsdame.

Eine romantische Entwicklung, die höchstens in der Traumfabrik von Hollywood möglich ist. Das Sex-Business in der Realität sehe ganz anders aus, schreibt die australische Bloggerin Laila Mickelwait auf der Webseite des Frauenmagazins Mamamia. Für Mickelwait ist der Hollywood-Blockbuster von 1990 dafür verantwortlich, dass viele junge, naive Frauen den Weg in die Prostitution suchten – geblendet von der romantischen Fantasie aus "Pretty Woman". "Prostitution ist keine romantische Fantasie, sondern eine tragische Horrorgeschichte", so die Aktivistin.

Alles Quatsch! Sagen jetzt die Anhänger einer Sex-Arbeiterbewegung im Internet. Unter dem Hashtag #FacesOfProstitution posten Hunderte Prostituierte weltweit Selfies auf Twitter und Instagram. Sie wollen ein Zeichen gegen die immergleiche Vorverurteilung ihres Berufsstandes setzen. Sie machen ihren Job aus freiem Willen und lieben was sie tun, ihre Selbstbestimmtheit stehe im Vordergrund: so lassen sich die meisten Texte unter den geposteten Selfies ganz gut zusammenfassen.

Tilly Lawless (21), Prostituierte mit abgeschlossenem Geschichtsstudium in Sydney, hat die Onlineaktion ins Leben gerufen. Sie postete ein Bild von sich als Statement gegen den Artikel von Mickelwait. "Studentin, angehende Anwältin, Tochter, Schwester, Prostituierte", schreibt die Australierin in einem weiteren Post.

 

 

In einem Interview mit der BBC sagt Lawless, dass alle Frauen, die im Gewerbe tätig sind, zur Prostitution gezwungen und unterdrückt würden, sei ein Mythos. "Ich wehre mich dagegen, mich für meinen Job zu schämen", so die 21-Jährige. Sie selbst arbeite seit zwei Jahren in der Branche und sieht es als ein Privileg, sich aussuchen zu können, wie sie ihr Geld verdient. So, wie es nun mal in einer kapitalistischen Gesellschaft üblich ist.

Kurz: Das Sex-Gewerbe hat nicht nur eine (dunkle) Seite. Es gibt viele Prostituierte, die Spaß in dem Business haben und sich nicht ausbeuten und schon gar nicht von der Gesellschaft als hilflose Opfer stigmatisieren lassen wollen. Dass sich der Großteil der weltweit Prostituierte, ob legal oder illegal, erst gar nicht an der Aktion beteiligt, sei an dieser Stelle dahingestellt. Es wäre vermessen zu sagen, im Sex-Gewerbe seien Selbstbestimmung und freier Wille das oberste Credo.

Dennoch wollen die Anhänger von #FacesOfProstitution der Welt zeigen: Schaut her, ich bin kein Opfer.

 

 

 

 

 

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