Tsunami überflutet Samoa-Inseln - Zwei Deutsche verletzt

Bis zu vier Meter hohe Wellen haben nach einem Erdbeben mit voller Wucht die Inselgruppe Samoa im Pazifik heimgesucht. Mindestens 120 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein, zwei Deutsche wurden verletzt.
von  Abendzeitung
Alles unter Wasser: Die Inseln wurden nach dem Tsunmai zum Katastrophengebiet erklärt.
Alles unter Wasser: Die Inseln wurden nach dem Tsunmai zum Katastrophengebiet erklärt. © ap

Bis zu vier Meter hohe Wellen haben nach einem Erdbeben mit voller Wucht die Inselgruppe Samoa im Pazifik heimgesucht. Mindestens 120 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein, zwei Deutsche wurden verletzt.

Eines der heftigsten Erdbeben des Jahres hat im Südwestpazifik einen Tsunami ausgelöst und die Südküsten der Samoa- Inseln verwüstet. Die Wucht der Wellen riss an den langen Stränden Hütten und Ferienanlagen um. Häuser wurden von ihren Fundamenten gerissen. Fischerboote wurden hunderte Meter ins Landesinnere geschleudert, Autos und Dächer aufs Meer hinausgezogen. Die Behörden rechneten am Mittwoch mit mindestens 120 Todesopfern.

„Es hat vor allem Kinder und ältere gebrechliche Menschen getroffen“, sagte Marita Huch, die Reporterin des lokalen Radiosenders „2AP“, der Deutschen Presse-Agentur dpa. Sie fuhr mit einem Team aus Apia 80 Kilometer an die Südküste und sah dort Leichen, die in angeschwemmten Schlamm- und Sandbänken feststeckten. „Es ist vieles schwer beschädigt, und die meisten Touristenanlagen sind zerstört“, sagte Samoas Vize-Regierungschef Misa Telefoni.

Von dem Tsunami betroffen war neben der ehemaligen deutschen Kolonie West-Samoa auch die Schwester-Insel Amerikanisch-Samoa. Dort wurde vor allem die Hauptstadt Pago-Pago getroffen. Eine Brücke sei durch den Sog des Wassers eingestürzt, sagte der Gouverneur Togiola Tulafono im Fernsehen. Besonders die zweite der rund fünf Tsunamiwellen sei verheerend gewesen. US-Präsident Barack Obama erklärte die Insel zum Katastrophengebiet. Dort sollen mindestens 28 Menschen ums Leben gekommen sein.

Das Beben ereignete sich am Dienstag um 19.48 Uhr MESZ – 06.48 Ortszeit. Samoa, auf halbem Weg zwischen Neuseeland und Hawaii, liegt östlich der internationalen Datumslinie und deshalb zeitlich 13 Stunden hinter Mitteleuropa. Die meisten Menschen in den Küstenregionen suchten nach dem Erdstoß umgehend das Weite, wie sie es gelernt hatten. „Das hat vielen das Leben gerettet“, meinte Huch. „Wir haben seit dem Tsunami im Indischen Ozean 2004 regelmäßig Tsunami-Übungen abgehalten. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn das eben mitten in der Nacht passiert wäre.“ Bei dem Tsunami 2004 waren rund um den Indischen Ozean 230 000 Menschen ums Leben gekommen.

Der Deutsche Ronald Kubik wurde von dem Erdbeben aus dem Schlaf gerissen. Er lebt in der Hauptstadt Apia, nur 100 Meter vom Strand der Nordküste entfernt. Innerhalb von wenigen Minuten hörte die Familie den Tsunamialarm: überall in Kirchen und Nachbarschaften trommelten Menschen auf leere Gaszylinder. Der Krach weckte die meisten in der Nachbarschaft auf. Kubik packte seine drei Kinder ins Auto und fuhr auf eine Anhöhe, wo sich zahlreiche Nachbarn einfanden. Wie sich herausstellte, war die Nordküste aber nicht betroffen.

Tausende Menschen trauten sich nach dem Tsunami nicht in ihre Häuser zurück. Die Küstenregionen seien wie ausgestorben, sagte Huch. „Wir sind alle aufgerufen worden, Familien aufzunehmen, die aus der Küstenregion kommen“, sagte sie.

Die besonders betroffene Südküste der Hauptinsel Upolu ist ein Touristenparadies. Die Hotels waren gut besucht, weil in Australien und Neuseeland Schulferien sind. Wie viele Ausländer ums Leben kamen oder vermisst wurden, war zunächst unklar. Die neuseeländische Luftwaffe schickte ein Aufklärungsflugzeug in die 2 800 Kilometer entfernte Region, um nach Überlebenden zu suchen, die vielleicht auf das Meer hinausgerissen worden waren.

An der Küste machte auch ein deutsches Ehepaar Urlaub. Die Berliner erlitten leichte Verletzungen und wurden in einem Krankenhaus versorgt, sagte der deutsche Honorarkonsul, Arne Schreiber. Die 25 auf Samoa lebenden Deutschen seien wohlauf. Unklar war, wie viele Deutsche in der Gegend Urlaub machten. Nach Angaben des Konsuls erkundigten sich einige per E-Mail bei ihm nach Angehörigen, die in der Region vermutet wurden. Ein Überblick über die Lage zu bekommen, war aber schwierig. „Die Telefone sind tot. Die Telefonverbindungen wurden wohl auch mitgerissen“, sagte Schreiber der dpa.

Wendy Booth betrieb die Ferien-Anlage „Sea Breeze“ an der Südküste, die nach ihren Angaben völlig zerstört wurde. „Die zweite Welle traf uns durch den Fußboden. Das Wasser rauschte zur Hintertür hinaus und riss uns mit“, berichtete sie dem australischen Radiosender Fairfax Radio Network. „Wir konnten uns an einem Geländer festhalten, mein Mann und ich klammerten uns aneinander. Der Sog zurück in Richtung Meer nach der Welle war gigantisch. Die Kraft des Wassers zog unsere Einrichtung durch das Dach.“

dpa

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.