Traurige Gewissheit: Flüchtlingsjunge Mohamed (4) ist tot

Am 1. Oktober wurde der vierjährige Mohamed zuletzt in der Öffentlichkeit gesehen. Die Suche nach ihm blieb wochenlang ohne Erfolg. Nun führen Fahndungsfotos zum mutmaßlichen Entführer. Der Fall endet trotzdem tragisch.
von  dpa, az
Ein Plakat mit einem Suchaufruf nach dem vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed. Die Suche blieb leider erfolglos.
Ein Plakat mit einem Suchaufruf nach dem vierjährigen Flüchtlingsjungen Mohamed. Die Suche blieb leider erfolglos. © dpa

Berlin - Der vor vier Wochen in Berlin verschwundene kleine Flüchtlingsjunge Mohamed ist aller Wahrscheinlichkeit nach tot. Die Polizei nahm am Donnerstag einen 32-jährigen Verdächtigen fest, in seinem Auto wurde eine Kinderleiche gefunden, wie die Polizei mitteilte. Volle Gewissheit über die Identität des toten Kindes sowie über die Todesursache und den Zeitpunkt soll eine Obduktion am Donnerstag bringen. Die Polizei will auf einer Pressekonferenz am späten Nachmittag weitere Informationen bekanntgeben.

Entführer wurde gefilmt

Der kleine Mohamed war Anfang Oktober mit seiner Mutter und Geschwistern an einer Sammelstelle für Flüchtlinge im Zentrum Berlins gewesen, als er verschwand. Die Familie stammt aus Bosnien-Herzegowina und lebt nach Medienberichten seit zwei Jahren in Deutschland.

Bei dem Festgenommenen soll es sich um den Mann handeln, den Bilder aus mehreren Überwachungskameras in Berlin-Moabit zeigten. Kameras hatten gefilmt, wie Mohamed am 1. Oktober an der Hand eines Mannes von dem Gelände des Berliner Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) weggeführt wurde. Das Lageso ist die zentrale Anlaufstelle für Flüchtlinge in der Hauptstadt.

Familie des Täters lieferte entscheidenden Hinweis

Hinweise auf den mutmaßlichen Täter kamen nach Angaben der Polizei aus dessen eigener Familie. Der Verdächtige wurde am Donnerstag von Polizei und Staatsanwaltschaft vernommen. Er soll ebenfalls im Stadtteil Moabit wohnen. Nach einem Bericht der "Berliner Zeitung" wurde er in Brandenburg gefasst.

Die Polizei hatte mit Videofilmen und Fotos nach dem Mann gefahndet und Anwohner befragt. 350 Hinweise gingen bis Donnerstagmorgen ein. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Belohnung von 10.000 Euro für Hinweise auf den Täter ausgesetzt. Weitere 10.000 Euro kamen von zwei Privatleuten.

"Die Tat ist so unvorstellbar grausam"

Die Polizei hatte ihre Fahndung in den vergangenen Tagen noch einmal verstärkt. Sie veröffentlichte neue hochauflösende Bilder. Am Dienstag befragten Dutzende Polizisten bis zum späten Abend Bewohner und Passanten rund um das Lageso in Berlin-Moabit. "Wer den Mann kennt, der erkennt ihn auch auf den Bildern", sagte ein Sprecher zu den zuletzt veröffentlichten Fotos.

In einer ersten Reaktion teilte Berlins Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD) mit: "Der Tod des kleinen Mohammed ist unfassbar. Die Tat ist so unvorstellbar grausam und menschenverachtend. Die Familie ist aus dem Bürgerkrieg geflüchtet, um in Deutschland Schutz zu finden – nun ist ihr Kind hier in Berlin getötet worden."

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