Trauer um Rita und Anita: Gefährliche Mission?

Die Menschen trauern um die toten Bibelschülerinnen.Von Johannes H. und seiner Familie fehlt weiter jede Spur. Wollte der gläubige Christ im Jemen Muslime bekehren?
von  Abendzeitung

Die Menschen trauern um die toten Bibelschülerinnen.Von Johannes H. und seiner Familie fehlt weiter jede Spur. Wollte der gläubige Christ im Jemen Muslime bekehren?

SANAA Das Bangen geht weiter: Noch immer fehlt von der im Jemen entführten deutschen Familie jede Spur. Die jemenitische Armee hat die Suche jetzt auf vier Provinzen ausgedehnt, außerdem die Belohnung erhöht. Derweil herrscht in der Heimat der getöteten Bibelschülerinnen Rita S. und Anita G. tiefe Trauer. In der Bibelschule Brake haben Mitschüler einen Raum zum Trauern eingerichtet, alle Veranstaltungen wurden abgesagt. Gestern wurde eine der Leichen zweifelsfrei identifiziert, bei der zweiten jungen Frau steht die Untersuchung noch aus.

Wie die getöteten Bibelschülerinnen arbeiteten der 36-jährige Ingenieur Johannes H. und seine gleichaltrige Frau Sabine im Al-Dschumhuri Krankenhaus in Saada. Sie und die drei Kinder lebten bereits seit sechs Jahren im Jemen. Besonders tragisch: Im kommenden Jahr wollte die Familie nach Deutschland zurückkehren. Dann wird die älteste Tochter Lydia sechs Jahre alt und muss eingeschult werden.

Erst vor wenigen Wochen war Johannes H. zuletzt in Deutschland, zur Goldenen Hochzeit seiner Eltern. H. stammt aus Bautzen, lebte zuletzt im Taunus. Freunde beschreiben Johannes H. als sehr gläubigen Mann – "er wollte im Jemen Muslime bekehren", erzählte ein Nachbar.

Laut Scharia steht auf die Abkehr vom Islam die Todesstrafe

Vielleicht ist ihm genau das zum Verhängnis geworden: Im Jemen ist der Islam Staatsreligion. Zwar wird die Arbeit christlicher Hilfswerke toleriert, allerdings steht auf die Abkehr vom Islam laut Scharia die Todesstrafe, das Missionieren zu anderen Religionen ist verboten.

Johannes H. arbeitete zuletzt für die Organisation "Weltweiter Einsatz für Jesus Christus" (WEC) – dieses Missionswerk will nach eigenen Angaben "Mitarbeiter entsenden, damit Jesus Christus von bisher nicht evangelisierten Volksgruppen erkannt und geliebt wird".

Haben auch Rita S. und Anita G. im Jemen missioniert? Wurden sie deshalb getötet? Oder wurden sie Opfer des Terrornetzwerks El-Kaida, das zum Kampf gegen westliche Touristen aufgerufen hatte? "Sie wurden eindrücklich darauf hingewiesen, nur zu helfen, aber keinesfalls zu missionieren", sagt Volker Hillebrenner von der Bibelschule Brake in Lemgo, die die beiden jungen Frauen zuletzt besuchten. "Die beiden wussten, dass es gefährlich werden könnte. Aber es waren aufgeweckte Frauen, sie standen mit beiden Beinen im Leben. Deshalb haben wir uns keine Sorgen gemacht."

Die Gemeinschaft der islamischen Geistlichen im Jemen hat die Tat verurteilt: "Sie widerspricht dem Islam und unseren Traditionen seit den Tagen des Propheten Mohammed", erklärten sie. In Saada versammelten sich viele Menschen außerdem zu einer Demonstration: "Nein zu Entführungen", war auf den Plakaten zu lesen, und: "Wir verurteilen diese Taten".

Im Internet gibt es für die beiden getöteten Frauen seit gestern eine Unterstützergruppe. Ihr Name: "Rita und Anita, ihr seid Helden."

zo

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