Trauer am Nanga Parbat

MAILAND - „Wir müssten andere Leben riskieren, um ihn zu bergen und das ist unmöglich. Ich bin sicher, dass auch Karl es so gewollt hätte. “Die Leiche des Bergsteigers Karl Unterkircher (†37) kann nicht geborgen werden. Seine Frau (35) will nun ins Himalaya fliegen – um dort Abschied zu nehmen
Elf Tage ist ihr Lebensgefährte Karl Unterkircher tot. Seine Leiche liegt in 6000 Metern Höhe auf dem Nanga Parbat, eingeschlossen in einer Gletscherspalte. Und dort wird sie bleiben. „Wir müssten andere Leben riskieren, um ihn zu bergen und das ist unmöglich. Ich bin sicher, dass auch Karl es so gewollt hätte“, sagt Rettungsleiter Agostino da Polenza.
Unterkirchers Lebensgefährtin Silke Perathoner will jetzt zum Nanga Parbat reisen, um dort von ihrem Freund und dem Vater der drei gemeinsamen Kinder Marco, Miriam und Alex Abschied zu nehmen. „Ich will und muss das tun. Unser geliebter Karl ruht dort droben, in seiner Welt, glücklich und frei“, sagt sie. Die 35-Jährigewirkt gefasst, zeigt keine Wut. „Niemand trifft, glaube ich, eine Schuld, dass Karl nicht wiederkommt. Die Berge waren Karls Leidenschaft.
„Wir sind völlig kaputt“
Für Karl wäre es noch ein größeres Leid gewesen, auf die Berge verzichten zu müssen. Er wäre mit Sicherheit langsam dahingestorben.“ In den nächsten Tagen will Perathoner eine Trauerfeier für ihren Karl organisieren. „Eine Beerdigung wird schwierig. Auf das Familiengrab werden wir ein Foto anbringen.“ Auch Kehrer und Nones sollen zu der Feier kommen. Sie trafen am Wochenende auf dem Mailänder Flughafen ein – und wurden stürmisch von ihren Familien begrüßt. „Wir sind völlig kaputt“, sagte Nones, „am Donnerstag waren wir noch auf 7000 Metern Höhe und heute sind wir hier, und wir wissen noch nicht mal, welcher Tag heute ist.“
Die Tage seit der Rettungwaren hektisch. „Ich habe auch keine große Lust zu reden“, sagte Nones, „denn wennman eine Expedition mit drei Mann antritt und zu zweit zurückkommt, dann ist das nicht schön.“ Nur wenige Meter vor ihnen sei Unterkircher in den Schnee eingebrochen, 15 Meter tief gefallen. Kehrer habe sich abgeseilt und mit dem Händen gegraben, aber „das Eis war hart wie Beton.“ Ihre Gedanken seien bei Unterkirchers Familie, sagte Nones: „Für uns ist es wichtig, jetzt seiner Familie nah zu sein.“