Totgeglaubte kämpfen länger

Mit dem Spiel «Command & Conquer 3» kommt man nie zur Ruhe. Nun ist die Ergänzung «Kanes Rache» erschienen. Die Handlung setzt noch vor der des Hauptspiels ein, wie Björn Blassl und Frank Magdans spielerisch erfahren haben.
Wir schreiben das Jahr 2034. Der zweite Krieg zwischen der Global Defense Initiative (GDI) und der Bruderschaft von Nod ist vorüber. Weite Teile der Erde sind verwüstet oder durch Tiberiumkristalle, eine mysteriöse und für Menschen schädliche Substanz, kontaminiert und somit unbewohnbar geworden.
Anknüpfend an das Ende der GDI-Kampagne des Vorgängers, «C&C: Operation Tiberian Sun» (1999), glaubt man, Kane, den radikalen Führer der Bruderschaft von Nod, aus dem Weg geräumt zu haben, was den Zerfall des Ordens zur Folge hat. Doch Kane lebt. Und gemäß seiner Maxime «Friede durch Macht» sinnt er auf Rache. Das bringt er gleich im Intro unmissverständlich zum Ausdruck. Also auf ins Gefecht! Im ersten Akt der insgesamt 13 Level umfassenden Kampagne von «C&C 3: Kanes Rache» gilt es dann, die rivalisierende Splittergruppen von Nod zu vereinen, damit die Bruderschaft sich wie der Phoenix aus der Asche erheben kann. Ist dies gelungen, springt die Handlung ins Jahr 2046. Der zweite Akt setzt kurz vor dem dritten Tiberiumkrieg ein und bietet eine neue Perspektive auf einige Ereignisse aus «C&C 3: Tiberium Wars».
Offene Fragen
Primär geht es um Intrigen und Verrat, die Ankunft der außerirdischen Scrin und darum, wie Kane den Weg zu seiner von langer Hand geplanten Vergeltung geebnet hat. Trotz guter Vorsätze bleiben aber auch dieses Mal viele Fragen offen. Beispielsweise wünscht man sich, weitaus mehr über die Beweggründe Kanes zu erfahren. Dass dem nicht so ist, ist schade, hat aber offensichtlich gute Gründe, hat Electronic Arts mit «Tiberium» doch für Ende 2008 eine Ego-Shooter-Variante des Universums angekündigt.
Im dritten Akt hat die Bruderschaft von Nod zwar erneut den Krieg verloren, doch Kanes Fanatismus ist weiterhin ungebrochen. Der Grund: Es ist ihm gelungen, sich des Tacitus, eines im Verlauf der Reihe immer wieder auftauchenden Artefakts, zu bemächtigen, mit dessen Hilfe er nun ein neues Zeitalter einläuten will. An dieser Stelle endet allerdings das Geschehen abrupt. Bis dahin sind gut 15 Stunden Spielzeit vergangen.
Altbewährtes Interface
«C&C 3» steht weitaus deutlicher in der Tradition des Originals, als es bei sämtlichen vorhergehenden Titeln der Fall war. Anstatt das Rad neu erfinden zu wollen, haben sich die Macher auf Altbewährtes besonnen: Auch wenn die Grafik aufgepeppt wurde und die Soundkulisse gewohnt souverän ausfällt, so erinnern vor allem die Menüführung und die intuitive Steuerung an den Klassiker «C&C: Der Tiberiumkonflikt» aus dem Jahr 1995. Das Gameplay kommt rasant daher und besonders die Mehrspielerpartien bestechen durch ihre hohe Dynamik und ein relativ ausgewogenes Balancing der gegnerischen Teams. Von taktischem Interesse dürften die neuen Einheiten und Upgrades sein, die jede der spielbaren Gruppen erhält. So können Gebäude fortan vor gegnerischer Infiltration geschützt werden, indem sie von einem Energiezaun umgeben werden.
«Schwarze Hand»
Die Bruderschaft von Nod verfügt jetzt über eine mobile Haubitze, die für ein Mehr an Action auf dem Schlachtfeld sorgt. Die Scrin erhalten mit dem Ravager die schnellste Einheit im Spiel, während für die GDI ein weiterer Orbitalschlag hinzukommt.
Zudem besitzt jede Gruppe eine Supereinheit, die zwar nicht so mächtig wie beispielsweise die Titanen in «Age of Mythology» ist, aber sich durchaus dazu eignet, in kritischen Situationen das Blatt zu wenden. Ebenfalls neu sind die beiden Untergruppen, die jede Seite fortan ihr eigen nennen darf. Bei den Nod kommt beispielsweise die «Schwarze Hand» hinzu. Mit ihr lassen sich Flugabwehrpanzer bauen, den Gebrauch der ansonsten bei den Nod üblichen Tarnfelder lehnt die Untergruppe jedoch kategorisch ab.
Spielmodus wie in «Risiko»
Des Weiteren gibt es einen neuen Spielmodus. Die «Globale Eroberung» ermöglicht dem Spieler auf einer Weltkarte um die Tiberium-verseuchte Erde zu kämpfen. Vergleichbar mit dem Brettspiel «Risiko» wird auch hier rundenbasierend gezogen, um anschließend in Echtzeit oder automatisch vom Computer das Ergebnis einer Konfrontation ausfechten zu lassen.
Bedauerlicherweise ist dieser Modus noch nicht mehrspielertauglich und wirkt im Gegensatz zu «Star Wars - Empire at War» unausgereift. Scheinbar wollte auch EA auf den aktuellen Trend aufspringen, ähnlich wie es erst kürzlich die Entwickler von «Warhammer 40.000: Dawn of War - Soulstorm» taten. Sie webten rundenbasierende Elemente in ein ansonsten in Echtzeit ablaufendes Geschehen ein.
Filmszenen mit Natasha Henstridge
Selbstverständlich dürfen auch in «C&C 3: Kanes Rache» Filmsequenzen nicht fehlen. Schließlich sind sie ein wichtiges Markenzeichen der Reihe. Kane wird erneut von Joseph David Kucan gespielt, der bereits seit 1995 die Rolle des charismatischen Antagonisten innehat. Die neue Powerfrau an seiner Seite ist nicht mehr Tricia Helfer aus «Battlestar Galactica», sondern die aus «Species» bekannte Schauspielerin Natasha Henstridge. Sie tritt als die religiöse Fanatikerin Alexa Kovacs auf.
Wie gewohnt unterstreichen die atmosphärischen Kurzfilme das Geschehen und sorgen für das gewisse Flair. Überhaupt ist die Handlung mit Bezügen zu früheren Titeln regelrecht gespickt, wodurch der Unterhaltungswert für Kenner spürbar aufgewertet wird. Fiktive Geheimdienstberichte vermitteln zudem eine Fülle von Hintergrundinformationen.
Gelungene Rückbesinnung
Die Rückbesinnung auf das ursprüngliche Spielkonzept war das Beste, was der «C&C»-Reihe passieren konnte. Vergessen scheint der kontrovers diskutierte zweite Teil «C&C: Operation Tiberian Sun», der damals dank seiner teils recht radikalen Änderungen für Unmut unter den Spielern sorgte. Wer das Original mochte, der wird den dritten Teil und die Erweiterung rund um Kanes Rache lieben. Insofern darf man zu Recht gespannt sein darf, was das so genannte «Tiberium-Universum» an Überraschungen bereithält. «Command & Conquer 3: Kanes Rache» - EA, Ende März 2008, rund 28 Euro - wurde von uns am PC gespielt. Voraussetzung dafür ist entweder «Command & Conquer 3: Tiberium Wars» oder «Command & Conquer - Saga». Das Spiel ist auch für die Xbox 360 erhältlich.