Tote und Verletzte bei neuem Erdbeben in der Türkei
Die osttürkische Provinz Van ist erneut von einem Erdbeben erschüttert worden. Nach Angaben des Katastrophenschutzes starben mindestens sieben Menschen.
Ankara/Berlin - Einsatzkräfte zogen bis Donnerstagvormittag 26 Verschüttete aus den Trümmern, berichtete das türkische Staatsfernsehen TRT.
In drei eingestürzten Gebäuden - darunter zwei Hotels - könnten noch 100 bis 150 Menschen sein, meldeten Zeitungen. Die US-Erdbebenwarte gab die Stärke des Bebens mit 5,6 an.
Das Epizentrum der Erdstöße von Mittwoch 21.23 Uhr Ortszeit (20.23 Uhr MEZ) lag in Edremit, ein Ort 20 Kilometer südwestlich der Stadt Van. Nach Angaben des Nachrichtensenders CNN Türk seien etwa 100 Menschen in Krankenhäuser gebracht worden. Die Rettungskräfte suchten die ganze Nacht nach Überlebenden.
Bereits am 23. Oktober hatte ein schweres Erdbeben der Stärke 7,2 die Provinz Van erschüttert. Dabei kamen mehr als 600 Menschen ums Leben, Tausende Menschen wurden verletzt. Die Epizentren der beiden Beben lagen etwa 40 Kilometer voneinander entfernt.
Insgesamt seien bei dem neuen Erdbeben 25 Gebäude eingestürzt. Von ihnen seien 22 seit dem Oktober-Beben leer gewesen, da sie als unsicher eingeschätzt worden waren, teilten lokale Behörden mit. Warum die anderen drei Häuser noch benutzt werden durften, blieb unklar. Zu ihnen gehörte auch das Bayram Hotel in der Stadt Van. Es war bei Journalisten beliebt, die über das Beben vom 23. Oktober berichtet hatten.
Hotelinhaber Aslan Bayram sagte dem türkischen Nachrichtensender NTV: "Ich habe mein Hotel als sicher empfunden und übernachte seit dem Beben vor drei Wochen hier. Ich habe alles kontrollieren lassen. Mit dem Gebäude war alles in Ordnung." Nach seinen Angaben waren zum Zeitpunkt des Bebens 15 Menschen in dem Hotel, mindestens drei seien bislang gerettet worden.
Assia Shihab, Reporterin des französischen Fernsehens, sagte am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa, sie habe Risse in den Wänden gesehen. Der Fahrstuhl habe nicht funktioniert. Die Journalistin hatte drei Nächte in dem Hotel verbracht. "Die Angestellten haben uns gesagt, es ist sicher. Aber man konnte sehen, dass sie sich selbst nicht sicher waren." Ihr Kameramann habe es vorgezogen, im Auto zu schlafen.
Der türkische Kameramann einer privaten Nachrichtenagentur sagte, er und seine beiden Kollegen hätten im Auto gemerkt, dass die Erde wackelte. Sie seien zurück zum Bayram Hotel gefahren, um ihre Ausrüstung zu holen. Als sie ankamen, sei das Gebäude bereits eingestürzt gewesen, sagte der Mann dem Sender Channel 24 TV.
In der Region müsse mit weiteren Erdstößen gerechnet werden, die eine Stärke von bis zu 6,2 erreichen könnten, zitierte die Zeitung "Milliyet" den Experten Mustafa Erdik des türkischen Kandilli Observatoriums. Nach dem erneuten Beben werden vermutlich noch einmal Tausende Menschen ihre Häuser verlassen und im Freien übernachten - aus Angst vor weiteren Erdstößen. Die türkische Regierung hat Zelte geschickt, Meteorologen erwarten Schneeregen.
Die Provinz Van liegt im Südosten des Landes und grenzt an den Iran. Sie wird mehrheitlich von Kurden bewohnt. Die Türkei wird immer wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht.