Tödlicher Staub für Jets

Flughäfen in England und Skandinavien geschlossen. Hunderte Ausfälle. Auswirkungen bis nach München. Die Flugverkehrsbehörde Eurocontrol sagt: "Jeder vierte Flug in Europa fällt aus."
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Kann der Vulkan nicht morgen ausbrechen?“ Maria Baier muss mit ihren Kindern Frederik und Magdalena nach London.
Marta Schlüter Kann der Vulkan nicht morgen ausbrechen?“ Maria Baier muss mit ihren Kindern Frederik und Magdalena nach London.

Flughäfen in England und Skandinavien geschlossen. Hunderte Ausfälle. Auswirkungen bis nach München. Die Flugverkehrsbehörde Eurocontrol sagt: "Jeder vierte Flug in Europa fällt aus."

Maria Baier stellt ihren Koffer ab, ihr Blick hängt an dem schmalen Streifen Papier in ihrer Hand. „British Airways Central Information Germany“ ist dort zu lesen und eine Telefonnummer. „Am Schalter wurde mir gesagt, dort brauche ich heute überhaupt nicht mehr anrufen“, sagt Maria Baier, die eigentlich mit Tochter Magdalena (12) und Sohn Frederik (7) von München nach London fliegen wollte. Doch der Flieger startet nicht. Der Grund: Der isländische Vulkan spuckt riesige Mengen Asche. Hindurchzufliegen wäre gefährlich.

„Kann der Vulkan nicht morgen ausbrechen?“, ärgert sich Maria Baier. Wie ihr und ihren Kindern geht es an diesem Donnerstag tausenden anderen Fluggästen. Flüge nach Manchester, Birmingham, Oslo, London fallen ersatzlos aus. An den Schaltern der Lufthansa in Terminal 2 bilden sich lange Schlangen. British Airways streicht alle Flüge von München.

Persönliche Dramen spielen sich ab: Eine Passagierin ist eigentlich auf dem Weg zur Beerdigung ihrer Mutter in London. Ein anderer Fluggast aus England erklärt: „Meine Frau liegt im Krankenhaus. Ich muss zu ihr.“ Als er sich nach Flügen nach Paris erkundigt, von wo aus er mit der Bahn nach London könnte, erfährt er: Der Eurostar ist ausgebucht.

Chaos, Verwirrung, Ausfälle – der Vulkanausbruch im mehr als 2000 Kilometer entfernten Island wirbelte gestern nicht nur den Flugplan am Münchner Airport durcheinander. In ganz Europa, vor allem im Norden des Kontinents, war der Luftverkehr lahmgelegt – mit unbekannter Dauer. Ein Überblick:

Luftraumsperrungen

In Großbritannien, Irland und in Teilen Skandinaviens wurde der Luftraum komplett gesperrt. In Deutschland gab es zunächst widersprüchliche Meldungen. Zunächst hieß es, der Luftraum über Norddeutschland werde ab 14 Uhr gesperrt. Doch später gab es dann vorläufige Entwarnung. Christina Kelek, die Sprecherin der Deutschen Flugsicherung, zur AZ: „Wir haben über Deutschland den Luftraum nicht abgesperrt, dies kann aber durchaus in den nächsten Tagen notwendig werden – je nachdem, wohin die Wolke zieht.“

Flughafen Frankfurt

Am größten deutschen Airport fielen bis zum Nachmittag insgesamt mehr als 100 Starts und Landungen aus. Allerdings wurde mit einer steigenden Zahl gerechnet.

London

Auf der wichtigsten Drehscheibe des europäischen Flugverkehrs in London Heathrow lief gar nichts mehr: Zehntausende Passagiere saßen fest, und niemand konnte ihnen sagen, wann es Entwarnung geben wird. Heathrow ist einer der wichtigsten Flughäfen der Welt und ein internationales Drehkreuz. Dort werden pro Tag etwa 1300 Flüge und 180 000 Passagiere abgefertigt.

Dänemark

Besonders betroffen war der Flughafen Kastrup in Kopenhagen. Das wichtige Flug-Drehkreuz für Nordeuropa wurde komplett geschlossen. Dies soll auf jeden Fall noch heute Bestand haben.

Kostenerstattung

Die von den Flugverboten in Nord- und Westeuropa betroffenen Passagiere können von ihren Fluggesellschaften den kompletten Ticketpreis zurückfordern. Alternativ besteht ein Anspruch auf die kostenlose Umbuchung auf einen anderen Flugtermin, erläuterte der Reiserechtler Holger Hopperdietzel.

Vanessa Assmann/Michael Heinrich

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