Tödliche Gefahr: Rasenroboter rasieren Igel

Immer öfter werden Igel von Rasenrobotern schwer verletzt. Die Chance, eine Begegnung mit der Maschine zu überleben, ist gering.
Natalie Kettinger |
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Dieser Igel hat schwer verletzt überlebt – als bislang einziger.
Tierschutzverein München e.V. 2 Dieser Igel hat schwer verletzt überlebt – als bislang einziger.
Igel vom Rasenmäher erwischt
Tierschutzverein München e.V. 2 Igel vom Rasenmäher erwischt

Mähroboter sind bei Gartenbesitzern immer beliebter – und eine tödliche Gefahr für Wildtiere: Die Anzahl der Igel, die von einer autonomen Mähmaschine verstümmelt und dann im Riemer Tierheim abgegeben wurden, hat sich im Vergleich zum letzten Jahr verdoppelt.

"In der laufenden Saison haben wir bereits acht schwer verletzte Igel reinbekommen", sagt Tierheim-Mitarbeiterin Lydia Schübel. Sieben Stachelträger mussten eingeschläfert werden, nur einer überlebte.

Die Verletzungen der Roboter-Opfer sind grauenhaft: Die scharfen Klingen schneiden den Igeln die Schnauzen ab, zersplittern die Nasenknochen. "Igel nehmen die Roboter oft nicht als Gefahr wahr und rollen sich erst zusammen, wenn sie den Schmerz spüren", sagt Lydia Schübel. Schwer verletzt schleppen sich die Tiere dann ins Gebüsch oder den Nachbargarten, um weiteren Attacken des "Angreifers" zu entgehen.

"Häufig werden sie erst am nächsten Tag gefunden – noch lebend", sagt Lydia Schübel traurig. Die meisten können die Tierschützer nur noch von ihren Qualen erlösen.

Nur ein Igel hat bisher überlebt

Ein einziger Igel hat die Begegnung mit einem Mähroboter bislang überlebt: Er hatte sich zusammengerollt, die Maschine "rasierte" ihm die Stacheln – und mehrere Hautschichten am Rücken.

Im Tierheim verheilte die Wunde, freilassen können die Experten ihren stacheligen Schützling trotzdem nicht. "An der betroffenen Stelle bilden sich keine Stacheln mehr", sagt Lydia Schübel. In Freiheit wäre der versehrte Igel leichte Beute für seine Feinde.

In Zukunft wird er deshalb in einem gesicherten Gehege im Garten einer Tierheim-Mitarbeiterin leben.

Gefährlich für Wildtiere sind vor allem günstige Modelle. "Manche Roboter haben ihre Klingen sehr weit mittig und sind mit empfindsamen Sensoren in alle Richtungen ausgestattet", erklärt Lydia Schübel. "Solche Modelle weichen oft auch sehr kleinen Hindernissen aus und bemerken einen Igel, bevor die Klinge ihn erreichen kann."

Billig-Mäher hingegen weichen häufig nur großen Hindernissen aus und reagieren meist viel zu spät. "Oft sitzt die Klinge auch sehr nah am Rand, so dass sie bereits erheblichen Schaden angerichtet hat, bevor der Roboter das Hindernis überhaupt wahrnimmt."

Äpfel zersäbeln und Schuhe aufschlitzen

Die "Stiftung Warentest" hat dazu im Internet ein Video veröffentlicht. Im Film ist deutlich zu sehen, wie manche Robotertypen Äpfel zersäbeln und Schuhe aufschlitzen.

Viele Hersteller empfehlen aus Sicherheitsgründen, die Maschinchen erst anzuschalten, wenn Kinder und Haustiere nicht auf dem Rasen spielen.

"Daher lassen viele Gartenbesitzer sie nachts laufen – aber dann sind Igel, Molche, Mäuse und andere Wildtiere unterwegs", sagt Lydia Schübel. "Deshalb bitten wir inständig darum, Mähroboter nur tagsüber und unter Aufsicht laufen zu lassen."

Außerdem empfehlen die Tierschützer, den Rasen vorher nach Igel-Kindern und anderen tierischen Garten-Besuchern abzusuchen.

Lesen Sie hier: Es kreucht und fleucht - Schlangen-Schwemme in österreichischen Gärten

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