Tödliche Bruchlandung

Schwerer Flugzeug-Unfall in San Francisco: Eine Boeing 777 zerbricht am Boden und brennt aus. Zwei junge Chinesinnen sterben, 182 Menschen werden verletzt  
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Schwerer Flugzeug-Unfall in San Francisco: Eine Boeing 777 der südkoreanischen Fluglinie Asiana mit mehr als 300 Menschen an Bord zerbricht am Boden und brennt aus. Zwei junge Chinesinnen sterben, 182 Menschen werden verletzt

SAN FRANCISCO Das Heckteil ist abgebrochen, Flügelteile sind abgerissen und dort, wo das Dach des Rumpfes sein sollte, klaffen riesige, schwarze Löcher. Zwei junge Chinesinnen kamen uns Leben, 182 Menschen wurden verletzt, als am Samstag die Boeing der Fluggesellschaft Asiana auf dem Flughafen von San Francisco verunglückte. Doch angesichts des Flugzeug-Wracks ist es fast ein Wunder, dass nicht noch mehr passiert ist.

Es war ein planmäßiger Flug der südkoreanischen Fluglinie von Seoul nach San Francisco, ohne technische Probleme und ohne besondere Vorkommnisse. 307 Menschen sind an Bord, davon 16 Crewmitglieder. Erst bei der Landung passierte das Unglück. Der hintere Teil des Flugzeugs reißt ab, die Maschine gerät ins Trudeln, dreht sich und schlingert von der Landebahn. Erst nach 300 Metern kommt sie zum Stehen. Zu diesem Zeitpunkt hat das Flugzeug bereits Feuer gefangen.

Die Flammen zerstören fast das gesamte Dach des Rumpfes. Die meisten Passagiere können sich über zwei Notrutschen ins Freie retten. Die anderen werden von Feuerwehrleuten gerettet, die auch den Brand schnell unter Kontrolle bringen. Nur Minuten nach dem Unglück berichtet ein Manager via Twitter: „Ich bin gerade in SFO bruchgelandet. Heck abgerissen. Den meisten scheint es gut zu gehen. Mir geht’s gut. Surreal.“

Die Retter bringen 182 Verletzte in die umliegenden Krankenhäuser. 49 Menschen sind schwer verletzt, darunter auch zwei Kinder. Warum es zu dem Unfall kam, ist noch unklar. Bereits am Samstag hat die US-Transportsicherheitsbehörde NTSB die Untersuchungen aufgenommen. Laut den Angaben der Fluggesellschaft habe es keinen Triebwerksschaden gegeben. Sicherheitsbehörden schlossen einen Terror-Anschlag aus. Es wird über einen möglichen Pilotenfehler spekuliert. Augenzeugen berichteten, die Maschine sei beim Landeanflug sehr steil hereingeflogen, und das Flugzeug habe sehr früh zur Landung angesetzt.

War es ein Pilotenfehler?

Ein Flugzeugunglück ist nach Experteneinschätzung häufig die Folge einer Verkettung mehrerer Umstände. Oft sei ein Zusammenspiel von menschlichem und technischem Versagen die Ursache, sagte der Hamburger Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. Schellenberg, Vizepräsident des Luftfahrt-Presse-Clubs, warnte bezüglich der Ursachenforschung: „Schnelle Schlüsse sind meistens falsche Schlüsse.“

Es dauere erfahrungsgemäß Wochen und Monate, bis die Gründe für einen Unfall feststünden. Es sei jetzt wichtig, die Besatzung des Cockpits und des Towers zu den Ereignissen zu befragen. Die Funkgespräche könnten Aufschluss geben. Auch sei zu prüfen, wie die Wetterverhältnisse zum Zeitpunkt des Unglücks gewesen sind. Der Experte fügte hinzu: „Wir haben es mit einer sehr guten Fluggesellschaft, einem sehr guten Flughafen und einem sehr guten Flugzeug zu tun.“ Der Flug sei klassisches Tagesgeschäft gewesen. Passagiere erklärten, dass der Pilot kurz vor dem Bodenkontakt die Geschwindigkeit wieder erhöht hat.

„Es klang so, als würden die Motoren wieder hochgefahren“, sagte Elliott Stone dem TV-Sender CNN. „Die Geschwindigkeit nahm zu. Dann setzte das Hinterteil der Maschine auf – und wir flogen alle Richtung Kabinendecke.“ Zu der Frage eines möglichen Pilotenfehlers sagte NTSB-Chefin Debbie Hersman, dass „alles auf dem Tisch“ sei. Erst müssten jedoch die Fakten gesammelt werden, bevor Schlüsse gezogen werden könnten.

Glück hatte Facebooks Vize-Chefin Sheryl Sandberg: Sie hatte für sich und ihre Familie den Asiana-Flug kurzfristig auf einen anderen Flug umgebucht. Auf einem Amateurvideo, das auf der Plattform Youtube hochgeladen ist, sind starke Rauchwolken zu sehen, die vom vorderen Teil des Fliegers aufsteigen. Das Heck ist deutlich tiefer als der Bug. Notrutschen sind zu sehen.

Die Umstehenden am Flughafen können offenbar nicht begreifen, dass sie gerade Zeuge eines Flugzeugunglücks geworden sind. Eine junge Frau, die nach eigenen Angaben vor einem Hotel mit direktem Blick auf die Landebahn steht, twittert: „Ich habe gerade buchstäblich einen Flugzeugabsturz von Anfang bis Ende miterlebt. Ich kann nicht aufhören zu weinen. Ich kann das nicht glauben.“ Sie habe Donner gehört und sich umgedreht: Der Flieger sei instabil gewesen und ein Flügel sei auf die Landebahn aufgeschlagen – danach sei das Flugzeug abgestürzt. Sie lädt ein Foto hoch, das die riesigen Qualmwolken aus einiger Entfernung zeigt. Um sie herum stehen Menschen, die gebannt auf das Unglück sehen. „Es ist traumatisierend“, schreibt sie.

Eine Frau, die nach eigenen Angaben Gast eines Hotels am Flughafen ist, hat das Unglück so erlebt: „Wir liefen gerade vom Frühstück zurück und hielten an, um ein Foto von der Start- und Landebahn zu schießen, und ein Flugzeug war beim Landen in einem schlechten Winkel, kippte, explodierte.“ Später, als sich Stephanie Turner wieder auf ihrem Hotelzimmer befindet, schreibt sie: „Ich kann nicht glauben, was ich sah.“ Den Unfall beschreibt sie so: „Das Heck war viel zu niedrig und schlug zuerst auf.“ Ein Mann, der nach eigenen Angaben in der Nähe des Flughafens wohnt, twittert: „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Der Schock sitzt tief.

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