Todesschütze: "Sie hat rassistische Kommentare gemacht"

Für die Reporterin und ihren Kameramann sieht es nach einem ganz normalen Einsatz in Virginia aus. Doch mitten im Interview fallen plötzlich Schüsse. Kaum zu fassen: Der Mann filmt seine Tat, stellt sie ins Netz.
von  az/dpa
© twitter.com/WDBJ7

Eine US-Reporterin und ihr Kameramann sind während einer Live-Schaltung erschossen worden. Sie drehten am Mittwochmorgen gerade im US-Bundesstaat Virginia, als sie von tödlichen Schüssen getroffen wurden.

Moneta (Virginia/USA) - Die Tat ist live übertragen worden, weil die Beiden gerade eine Live-Sendung machten. Bei den Opfern handelt es sich um die Reporterin Alison Parker (24) und den Kameramann Adam Ward (27). Alison Parker interviewte gerade eine Frau zum Thema Tourismus, als plötzlich Schüsse fielen, wie WDBJ7. In einem Video des Vorfalls sind mindestens acht Schüsse und mehrere Schreie zu hören. Der Schütze konnte zunächst fliehen.

 

Nach einer groß angelegten Verfolgungsjagd wurde der Mann (41) gefasst.

Beim Versuch, sich das Leben zu nehmen, verletzte sich der 41-jährige Verdächtige schwer. Er kam in sehr kritischem Zustand in ein Krankenhaus, starb aber später, wie der zuständige Sheriff bekanntgab. Der Schwerverletzte war auf der Schnellstraße I66 gefasst worden, fast 280 Kilometer entfernt vom Tatort. Er war vor einiger Zeit von WDBJ gefeuert worden.

Die interviewte Frau, eine Vertreterin der lokalen Handelskammer, wurde in den Rücken geschossen und kam ins Krankenhaus.

Todesschütze filmte sich bei der Tat selbst

Der Schütze hat die Erschießung der beiden Menschen um 06.45 Uhr (Ortszeit) gefilmt und anschließend Bilder auf Facebook und Twitter verbreitet. "Ich habe die Schüsse gefilmt, siehe Facebook", war in seinem Account zu lesen. Das Video dauert insgesamt eine Minute. Die Bilder wurden in beiden Netzwerken rasch entfernt.

"Alison hat rassistische Kommentare gemacht", twitterte er nach der Tat. Anscheinend beschwerte er sich auch darüber, dass die Journalisten angestellt und er nicht weiterbeschäftigt worden sei.

WDBJ-Manager Jeff Marks sagte Fox News, der 41-Jährige sei ein schwieriger Mensch gewesen, mit dem man nicht gut habe zusammenarbeiten können. Er habe sich schlecht behandelt gefühlt, an seien Vorwürfen sei aber nichts dran gewesen. Er habe zwei Jahre für den Sender gearbeitet.

Das Weiße Haus sprach von einer schrecklichen Tat. Dieser Zwischenfall zeige erneut, wie dringend der Kongress eine Verschärfung der Waffengesetzgebung angehen müsse, sagte Sprecher Josh Earnest.

Der Sender ABC erhielt nach eigenen Angaben ein 23-seitiges Fax von jemandem mit dem Namen des Mannes. ABC bezeichnete das Fax als "eine Art Manifest" und übergab es den Behörden.

Auf den Live-Sequenzen sind zunächst Schüsse zu hören, bevor die Kamera von Adam Ward auf den Boden fällt. Die Reporterin wird außerhalb des Sichtfeldes erschossen, es sind lediglich ihre Schreie und mindestens acht Schüsse zu hören. Nach dem Attentat schaltet der Sender zurück ins Studio. Dort sagt eine verstörte Moderatorin: „Ich weiss nicht, was da eben passiert ist.“

 

 

Mithilfe der Bilder, die der Kameramann Adam Ward kurz vor seinem Tod gemacht hatte, konnte der Täter  identifiziert werden.

Es handelt sich um einen ehemaligen Mitarbeiter des Senders.

 

Die Reporterin feierte ihren letzten Tag, der Kameramann wollte bald heiraten

 

Die 24-jährige Alison Parker feierte am Mittwoch ihren letzten Tag bei dem Sender, Kameramann Adam Ward wurde 27 Jahre alt. Laut ABC wurde auch die Interviewte durch die Schüsse verletzt. Sie soll derzeit operiert werden.

Die Polizei suchte einem Bericht der «Washington Post» zufolge nach dem flüchtigen Täter. Umliegende Schulen wurden abgeriegelt, wie der Schulbezirk Bedford County auf Facebook mitteilte. «Dies ist eine von Strafverfolgern empfohlene Vorsichtsmaßnahme», hieß es. «Die Sicherheit unserer Schüler und Mitarbeiter liegt heute Morgen über allem anderen.» Auch Straßen wurden gesperrt, WDBJ7 zeigte ein Foto Dutzender Polizeiautos in der Nähe des Tatorts.

«Dies ist ein schrecklicher Tag für unsere Family und die Gemeinde, der wir dienen», schrieb Meteorologe Brent Watts auf Twitter. «Uns bricht das Herz», sagte WDBJ7-Manager Jeff Marks. Parker, die vor etwa vier Jahren als Praktikantin bei dem Sender begann, sei dort ein «Rockstar» gewesen, sagte ihre Kollegin Kimberly McBroom. Ward war mit einer weiteren Mitarbeiterin des Senders verlobt, die beiden wollten bald heiraten. «Wir stehen alle unter Schock», sagte Nachrichtensprecherin Jean Jadhon. Im Studio höre man die Mitarbeiter weinen. «Wir lieben Euch, Alison und Adam», twitterte der Sender.

 

 

Auch Alison Parker war offenbar mit einem WDBJ-TV-Mitarbeiter liiert.

 

 

We didn't share this publicly, but Alison Parker and I were very much in love. We just moved in together. I am numb. We...

Posted by Chris Hurst Wdbj on Mittwoch, 26. August 2015
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