Todesschüsse in den USA: Warum rannte Walter S. weg?
Charleston - Ein neuer Fall von Polizeigewalt gegen Schwarze schockt die USA. Ein Video zeigt, wie ein Polizeibeamter in der Stadt North Charleston einen Afroamerikaner mehrfach in den Rücken schießt. Der 50-jährige Walter S. war von dem Polizisten Michael S. angehalten worden, weil ein Rücklicht seines Mercedes Benz nicht funktionierte. Im Video ist zu sehen, wie der Schwarze nach der Kontrolle versucht, zu flüchten. Dann eröffnet der Beamte das Feuer.
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Zuvor soll es laut New York Times eine kurze Verfolgungsjagd zu Fuß gegeben haben. Auch soll der Polizist zunächst seinen Elektroschocker gegen Walter S. eingesetzt haben. Die sogenannte Taser-Gun konnte den Afroamerikaner aber nicht stoppen, wie es im Polizeireport heißt.
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Warum ist Miachel S. überhaupt weggerannt?
Der 33-jährige Miachel S. hatte nach den Todesschüssen vom vergangenen Samstag angegeben, er habe um sein Leben gefürchtet, nachdem ihm der Mann seine Elektroschock-Waffe entrissen habe. Das Video zeichnet allerdings ein anderes Bild. Ganz offensichtlich flüchtet Michael S. vor dem Beamten, der dann acht Schüsse abfeuert. Fünf Kugeln treffen das Opfer, vier davon verletzen den Rücken. Eine Patrone streift das Ohr.
Warum rannte Walter S. bei einer scheinbar harmlosen Verkehrskontrolle weg? Eine Antwort darauf will Walters Bruder Anthony haben. In postandcourier.com sagt der Bruder, er glaube, Walter rannte weg, weil er mit Unterhaltszahlungen für seine Kinder im Rückstand war.
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Walter S. sei in der Vergangenheit etwa zehnmal festgenommen worden. Meistens, weil er Unterhalt für die Kinder nicht bezahlt hatte oder nicht zu Gerichtsterminen erschienen war. 1987 wurde er wegen eines Angriffs festgenommen. 1991 gab es Ermittlungen gegen den Afroamerikaner wegen des Besitzes eines Knüppels bzw. Totschlägers.
Leisteten die Beamten erste Hilfe?
Eine weitere Frage steht im Raum: Haben die Beamten überhaupt erste Hilfe geleistet, bzw versuchten die Polizisten, Walter S. wiederzubeleben?
Im Polizeibericht steht laut New York Times, die Polizisten hätten erste Hilfe geleistet. Im Video ist allerdings zu sehen, wie Walter S. mehrere Minuten nach den Schüssen mit dem Gesicht nach unten und mit Handschellen gefesselt auf dem Boden liegt. Ein zweiter Beamter nähert sich zwar, zieht blaue Handschuhe an, unternimmt aber keine Wiederbelebungsversuche. Ein dritter Polizist kommt dazu, hat ein Erste-Hilfe-Paket dabei, leistet aber auch keine Herz-Lungen-Wiederbelebung.
Die Bundespolizei FBI will den Fall nach Angaben des US-Justizministeriums in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden untersuchen.
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