Tod im U-Boot: Was geschah an Bord der Nautilus?

Eine Journalistin verschwindet spurlos, ein Frauentorso wird gefunden – und ein schillernder Erfinder steht unter Verdacht. Was geschah an Bord der Nautilus?
von  Sigrid Harms

Freitag, 11. August. Vier Freunde schippern mit ihem Motorboot in der Køge-Bucht vor der Südküste Dänemarks. Die Angeln sind ausgeworfen. Es ist ein schöner Tag, die Stimmung gut. Plötzlich sehen die Männer etwas Ungewöhnliches. Ein U-Boot, im Ausguck steht ein Mann: Peter Madsen, Ingenieur, Erfinder und U-Boot-Bauer. "Bist du ok?" fragt John, einer der Freunde.

Und Madsen antwortet: "Ja, aber seid so nett und wartet einen Moment. Ich muss versuchen, was zu reparieren und das könnte gefährlich sein." Daraufhin verschwindet Madsen im U-Boot, kehrt aber gleich wieder zurück. Die "Nautilus" sinkt und die vier Freunde retten Madsen aus dem Wasser.

Laut Helsingør Dagblad erklärt Madsen seinen verdutzten Rettern, ein Ventil am Ballasttank sei kaputt gegangen und bei dem Versuch, es zu reparieren, sei der Griff abgebrochen. Über Funk teilt Madsen der Polizei mit, er sei allein an Bord gewesen. Die schwedische Journalistin Kim Wall habe er am Donnerstagabend abgesetzt. Zeugen hatten gesehen, wie die 30-Jährige zuvor in Kopenhagen an Bord der "Nautilus" gegangen war.

Vorwurf an Madsen: Fahrlässige Tötung

Sie wollte eine Reportage über den Ingenieur schreiben, der 46-Jährige gilt in Dänemark als schillernde Persönlichkeit. Die "Nautilus" ist seiner Homepage zufolge mit knapp 18 Metern eines der größten selbstgebauten U-Boote der Welt. Sein anderes Steckenpferd ist die Raumfahrt. Seit Jahren arbeitet er an der Entwicklung von Raketen, weshalb ihn dänische Medien auch "Raketen-Madsen" nennen.

Als sich Kim Wall in der Nacht nicht zurückmeldet, alarmiert ihr Freund die Seenotrettung. Die versucht Kontakt zur "Nautilus" aufzunehmen – ohne Erfolg. Erst am nächsten Morgen, am Freitag, antwortet Madsen. Dann sinkt sein U-Boot. Für die Polizei ist schnell klar, dass das Verschwinden von Kim Wall keinen natürlichen Grund hat. Madsen wird festgenommen und am nächsten Tag einem Haftrichter vorgeführt. Der Vorwurf: fahrlässige Tötung.

Ein Torso wird gefunden

Der Fall wird hinter verschlossenen Türen behandelt – aus Rücksicht auf die Familie der Journalisten. Am 12. August wird das U-Boot aus sieben Metern Wassertiefe in der Køge-Bucht südlich von Kopenhagen gehoben und in den Hafen gebracht. Einen Tag später gehen Techniker an Bord, ein Mensch wurde nicht gefunden. Doch es gibt Anzeichen, dass die "Nautilus" absichtlich versenkt wurde. Dann beginnt die Suche – mit Tauchern und Helikoptern.

Andere Skipper werden aufgefordert, die Augen offen zu halten. Schnell ist klar: Man sucht nach einer Leiche. Die Polizei selbst sagt, sie glaube nicht, dass Kim Wall noch lebt. Wann Madsen aussagt, dass die Journalisten an Bord seines U-Bootes starb, ist unklar. Die Öffentlichkeit erfährt davon erst elf Tage nach Verschwinden der Schwedin. Sie sei durch ein Unglück gestorben, behauptet Madsen im Verhör. Ihre Leiche habe er unterwegs ins Wasser gelassen, "bestattet".

Was genau auf der "Nautilus" geschah, bleibt für die Öffentlichkeit ein Rätsel. Am späten Montagabend schließlich bekommt der Krimi eine neue Wendung: Ein Radfahrer findet am Ufer der Insel Amager bei Kopenhagen eine Leiche, beziehungsweise einen Torso ohne Kopf, ohne Beine, ohne Arme. Die Polizei kann nicht bestätigen, dass es sich um den Körper von Kim Wall handelt. Das müsse die Obduktion ergeben.

Lesen Sie hier: Weltrekord-Bau - Brenner Basistunnel: Halbzeit beim Mega-Projekt

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.