Tod im Tunnel: So starb Diana wirklich

LONDON - „Es gibt keinen Hinweis, dass der Herzog von Edinburgh Dianas Tod befohlen hat.“ - Ein neues Gerichtsurteil gibt dem Fahrer und den Paparazzi schuld am Unfalltod der Prinzessin.
Der Abschlussbericht dürfte ihm Auftrieb geben. Vielleicht hat der gerade aus der Klinik entlassene Prinz Philip gestern schon wieder einen seiner politisch unkorrekten Witze gerissen und englische Queen, die er gern „Würstchen“ nennt, hat amused und ganz unmajestätisch in ihren Drink geprustet.
Fast elf Jahre nach dem Unfalltod der wenig geliebten Ex-Schwiegertochter Diana im Pariser Alma-Tunnel, der Vernehmung von 270 Zeugen und Kosten in Höhe von rund neun Millionen Euro erklärte Richter Scott Baker in London: „Es gibt keinen Hinweis, dass der Herzog von Edinburgh Dianas Tod befohlen hat.“
Schwangerschaft als angebliches Mordmotiv
Das hatte Kaufhaus-Mogul Mohammed al Fayed, der Vater von Dianas letztem Lover Dodi, über die Jahre unermüdlich behauptet. Vor allem auf Philips Betreiben, so al Fayeds Verschwörungstheorien, habe der britische Geheimdienst MI6 das Paar getötet. Angebliches Mord-Motiv: Diana sei im Sommer 1997 von Dodi schwanger gewesen – und die Royals wollten keinen Moslem in der Firma Windsor.
Seit Montag nun weiß die Öffentlichkeit, was sie eigentlich schon vorher wusste: Es war nicht der MI6. Die Paparazzi, die Diana auf Schritt und Tritt jagten und sie zur meistfotografierten Frau der 90er machten, sowie der betrunkene Fahrer Henri Paul sind die Schuldigen. Einziger Unterschied zu den vorausgegangenen Ermittlungen in Paris, so die Geschworenen: Anfangs war von einem tragischen Unfall die Rede, jetzt von fahrlässiger Tötung, die aber nicht weiter verfolgt wird.
Entsprechend gebrochen verließ der sonst so auskunftsfreudige al Fayed den Gerichtshof. „Es war ein langer Kampf, um die Wahrheit herauszufinden“, ließ er lediglich vor dem Gebäude verlesen. Und, dass er zu seiner Überzeugung stehe: „Es war Mord.“
Kritiker der „Diana-Mania“ erleichtert
Doch nachdem er von Prinz Philip bis hin zu Tony Blair und den französischen Sanitätern fast alle und jeden des Mordes beschuldigt hatte, steht er nun ziemlich allein da mit seinen Theorien. Nur zwei der insgesamt elf Geschworenen (sechs Frauen und fünf Männer) blieben unsicher und konnten sich nicht auf ein einstimmiges Urteil einigen.
Nun dürften nicht nur die Royals aufatmen: Auch die Kritiker der „Diana-Mania“ sind erleichtert, dass „die pure Geld- und Zeit-Verschwendung“ jetzt ein Ende hat. Bis zuletzt glich die Untersuchung mehr einem skurrilen Medienspektakel als einer seriösen Spurensuche. Vor Gericht sagten vom Geheimdienstchef über Heilpraktiker und Ex-Butler bis zur Familie Dianas ständig neue Zeugen aus. Die Öffentlichkeit erfuhr von den Briefen an „Darling Dodi“ wie von ihrem Katz-und-Maus-Spiel mit den Fotografen. Demnach benutzte sie die Medienmeute, um sich in Szene zu setzen und Charles & Co. zu brüskieren.
Ein Teil der Meute hat sie am 31. August 1997 nachts in den Pariser Alma-Tunnel verfolgt. Auf einem der letzten Fotos, die Diana lebend zeigen, schaut sie nach hinten zu ihren Jägern. In den Augen des Fahrers blitzt Panik auf, er gibt Gas – und rast gegen einen Pfeiler.
Wird Diana nun „in Frieden ruhen“, wie es ihre Söhne immer wieder gewünscht haben? Gestern dankten William und Harry der Jury – und stimmten ihrem Urteil zu.
rs