Tod im Feuer: Ungarische Schüler sterben auf der Autobahn bei Busunfall

Feuer und Tod auf der Rückreise aus der Skifreizeit: Bei einer Buskatastrophe in Norditalien sind mindestens 16 Menschen gestorben. Weitere 13 Insassen des ungarischen Reisebusses wurden schwer verletzt, wie Polizeikommandant Girolamo Lacquaniti sagte.
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Nur noch ein Wrack blieb übrig: Der nahe Verona verunglückte Reisebus brannte völlig aus.
dpa Nur noch ein Wrack blieb übrig: Der nahe Verona verunglückte Reisebus brannte völlig aus.

Schrecklicher Unfall nahe Verona: Auf der Heimreise von einer Skifreizeit kamen mindestens 16 Menschen bei einem Busunfall ums Leben. Ein Feuerball soll zur tödlichen Falle geworden sein.

Budapest - Feuer und Tod auf der Rückreise aus der Skifreizeit: Bei einer Buskatastrophe in Norditalien sind mindestens 16 Menschen gestorben. Weitere 13 Insassen des ungarischen Reisebusses wurden schwer verletzt, wie Polizeikommandant Girolamo Lacquaniti sagte.

Der Bus mit Schülern zwischen 15 und 19 Jahren sowie mehreren Lehrern kam am Freitagabend kurz vor Mitternacht bei Verona von der Autobahn ab, krachte gegen einen Pfeiler und ging in Flammen auf.

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Deutsche Busunfallexperten sprachen von besonders "tragischen Umständen" beim Unfallhergang. Medienberichten zufolge rettete ein Sportlehrer vielen Jugendlichen das Leben.

Ein ausgebranntes Wrack bleibt übrig

In dem Bus waren Schüler und Lehrer des Budapester Szinyei-Merse-Gymnasiums, die in Frankreich einen Skikurs besucht hatten. Insgesamt sollen bis zu 60 Insassen in dem Bus gewesen sein. Vor der Schule versammelten sich am Samstagabend hunderte Trauernde: Sie entzündeten Kerzen und legten Blumen nieder, viele trauerten still. Ministerpräsident Viktor Orban ordnete für diesen Montag Staatstrauer an.

Bilder von dem Unglück zeigen einen Feuerball, der für viele zur tödlichen Falle wurde. Von dem Fahrzeug blieb nur ein ausgebranntes Wrack.

Lehrerpaar rettet viele Schüler

Nach dem Aufprall spielten sich auf der A4 dramatische Szenen ab: Sportlehrer Gyorgy Vigh sei immer wieder in den brennenden Bus geklettert und habe mit seiner Frau Erika einen Schüler nach dem anderen herausgeholt, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Er selbst liege mit schweren Verbrennungen im Gesicht, am Rücken und an einem Bein im Krankenhaus.

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Den "Helden des ungarischen Busses" nennt ihn die Zeitung Corriere della Sera. Das Paar verlor laut den Berichten selbst Sohn und Tochter (beide 18) bei dem Unfall. Die Frau des Lehrers sagte, sie habe noch mit aller Kraft versucht, ihre Tochter aus dem Bus zu ziehen, habe es aber nicht geschafft. "Einen Moment später war es schon zu spät, man konnte nichts mehr sehen, da war nur noch Feuer." 

Unfallhergang unklar: Rad beschädigt?

Auch ein Schüler habe sich selbstlos eingesetzt und viele Fenster mit einem Notfallhammer eingeschlagen, sagte ein Überlebender der Zeitung La Stampa. Dieser Junge sei - noch mit dem Hammer in der Hand - später tot in der Nähe eines Fensters geborgen worden, berichtete Polizist Lacquaniti.

Zum Unfallhergang wurde Sportlehrer Vigh mit den Worten zitiert: "Es gab kaum Verkehr, die Straße war frei und gut beleuchtet, die Geschwindigkeit war normal. Viele waren eingenickt. Es ist absolut unverständlich, wie das alles so schnell passieren konnte."

In den Unfall seien keine weiteren Fahrzeuge verwickelt gewesen, sagte Polizeikommandant Lacquaniti. Das lasse darauf schließen, dass der Busfahrer in einen Sekundenschlaf fiel oder das Fahrzeug wegen eines technischen Defekts von der Straße abkam. Die Staatsanwaltschaft Verona leitete Ermittlungen ein.

Ein slowenischer Lastwagenfahrer war offiziellen Angaben zufolge Zeuge des Unglücks. Er sagte aus, er habe bei der Fahrt hinter dem Bus festgestellt, dass wohl ein Rad beschädigt gewesen sei. Er habe noch versucht, den Busfahrer mit Lichthupe zu warnen, dies habe aber nichts mehr genutzt.

Kurzschluss löst Brand aus

Der internationale Bustouristik-Verband RDA sprach den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. Nach ersten Erkenntnissen hätten tragische Umstände eine Rolle gespielt: Der Bus sei so unglücklich längs der Leitplanke zum Stehen gekommen, dass sich die rechts liegenden Türen nicht mehr hätten öffnen lassen.

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Der Bus sei nach dem Aufprall wohl wegen eines Kurzschlusses im Hauptstromverteilerkasten rechts vorne in Brand geraten, sagte Johannes Hübner, Leiter der Reisebus-Sicherheitsinitiative des Verbands, der Deutschen Presse-Agentur. "Eigentlich ist es nur so zu erklären, dass sich der Brand so schnell ausgebreitet hat."

Die meisten der überlebenden Jugendlichen sollten noch am Sonntag nach Ungarn zurückgebracht werden, teilte das ungarische Generalkonsulat in Madrid mit. Darunter seien auch zwei der sechs Verletzten, die am Sonntag noch in einem Krankenhaus in Verona behandelt wurden.

Merkel reagiert bestürzt

Bundeskanzlerin Angela Merkel reagierte mit Bestürzung auf das schwere Busunglück. Die Kanzlerin habe Orbán und dem italienischen Regierungschef Paolo Gentiloni ihr Beileid übermittelt, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Samstag. "Ihre Gedanken sind bei den Familien der Opfer."

RDA-Vizepräsident Heinrich Marti sprach von einem schwarzen Tag für die Bustouristik. Er verwies darauf, dass es 2016 die niedrigste Zahl schwerer Reisebusunfälle in Europa seit mehr als zehn Jahren gegeben habe. Sein Verband werde sich weiter für die Verbesserung des "hohen Sicherheitsniveaus" von Busreisen engagieren.

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