Tipps für Eier, Hasen, Fisch

München Bunte Eier, Schoko-Hasen, davor Fisch zum Karfreitag – zu Ostern wird konsumiert wie selten. Gründonnerstag ist mittlerweile einer der umsatzstärksten Tage im Jahr. Für den Einzelhandel geht die Fastenzeit definitiv zu Ende. Aber für den Konsumenten ist das Ende der Bescheidenheit mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Wer bedenkenlos zugreift, begeht womöglich kleine Süden und Fehler, die sich meist vermeiden lassen. Ob mit fair gehandelter Schokolade, Eiern von glücklichen Hühnern oder umweltschonend gezogenem Fisch: Der Konsument kann auch vor diesen Feiertagen ganz einfach „Politik an der Ladentheke“ machen. Bewusst einkaufen macht nicht nur ein gutes Gewissen, es macht auch Spaß. Also dann: Faire Ostern.
Süße Hasen – Bittere Schokolade
Kakao wird in Afrika zum größten Teil unter menschenunwürdigen Bedingungen produziert Die Regale in den Supermärkten biegen sich zur Zeit mit Schokohasen und bunten Eiern. Dabei fällt aber auf, dass kaum ein Schoko-Ei fair produziert ist. Nicht nur an Ostern wird dieses Phänomen deutlich. Übers Jahr gesehen liegt der Marktanteil von fair gehandeltem Kakao bei nur 0,2 Prozent. Faire Produkte werden nur selten gekauft. Organisationen wie Fairtrade oder das Netzwerk Inkota weisen gerade jetzt vor Ostern auf die widrigen Bedingungen der Kakaobauern hin. Sie fordern faire Bedingungen im Handel mit Schokolade. Kakao kommt mit 2,8 Millionen Tonnen im Jahr vorwiegend aus Westafrika. Hauptlieferanten sind die Elfenbeinküste und Ghana. „Der Cadmium-Anteil im Boden ist dort sehr gering – anders als beim Vulkanboden der Anbaugebiete in Lateinamerika“, sagt Brigitte Frommeyer von Gepa. Westafrika ist aber auch dafür bekannt, dass die Kakaobauern unter prekären Bedingungen arbeiten. Evelyn Bahn vom Netzwerk Inkota sagt: „Die Mehrheit der 5,5 Millionen Bauern leben unterhalb der Armutsgrenze. Eine halbe Million Kinder schuften bei den Bauern unter ausbeuterischen Arbeitsbedingungen.“ Die Strukturen dort seien sehr schwer aufzubrechen, sagt Edith Gmeiner von Fairtrade Deutschland. „Vor allem Kleinbauern bewirtschaften Kakaobäume. Das ist sehr hart. Dazu kommt, dass sie oft abgelegen wohnen. Die Infrastruktur ist schlecht, viele haben keinen Zugang zu Trinkwasser, es fehlen Straßen und die nächste Schule ist weit weg.“ Nicht nur innerhalb der Familien müssten die Kinder mitarbeiten. Oft würden auch Kinder aus Nachbarländern als billige Arbeiter eingesetzt. Fairtrade versucht, mit lokalen Beratern vor Ort diese Strukturen aufzubrechen. Bauern, die sich dem fairen Handel anschließen, sind in Kooperativen organisiert. Sie bekommen Mindestpreise, arbeiten gänzlich ohne Kinder- oder Zwangsarbeit und ohne den Einsatz von Pestiziden. Seit Januar können Hersteller nicht nur fair zertifizierte Schokolade auf den Markt bringen, sondern auch fairen Kakao oder Zucker als Einzelrohstoff beziehen. Neben Mars, Rewe, Lidl und Kaufland bezieht jetzt auch „Küsschen“-Hersteller Ferrero fairen Kakao. In den nächsten drei Jahren hat sich der Produzent der Rocher-Kugeln zum Kauf von 20000 Tonnen fairem Kakao verpflichtet. av
Käfighaltung im Osternest
Verbraucherschützer raten vom Kauf gefärbter Eier aus dem Supermarkt ab Zu Ostern gehen Millionen von bunten Eiern über die Ladentheken: Leider stammen viele davon aus Käfighaltung. In fast allen Fällen wird bei den hart gekochten, gefärbten Hühnereiern nicht angegeben, ob die Hennen artgerecht gehalten werden. Die bayerische Verbraucherzentrale warnt daher vor einem Kauf. Es gibt auch Alternativen. Die bunten Ostereier gelten als „verarbeitete Erzeugnisse“, ihre Herkunft müsse deshalb nicht mehr gekennzeichnet werden, erklärt Verbraucherschützerin Susanne Moritz. Die Konzerne nutzen dies aus, um Eier aus Massentierhaltung zu verkaufen. Auch in anderen Produkten wie Nudeln, Kuchen oder gebackenen Osterlämmern dürfen solche Eier enthalten sein - legal und ohne Kennzeichnung. Normalerweise sind auf Eiern Zahlen- und Buchstabenreihen gestempelt. Sie kennzeichnen die Art der Hühnerhaltung: Beginnt die Reihe mit „0- DE“ stammt das Ei von „glücklichen“ Bio-Hühnern aus Deutschland. Klasse „1“ bezeichnet Freilandhaltung, in der ein Stall mit Auslauf vorgeschrieben ist. Klasse „2“, die Bodenhaltung, findet nicht mehr im Freien statt. Das Ende der Skala bildet Klasse „3“, die Haltung im Käfig. Hier sind die Hennen auf engstem Raum zusammengepfercht und mit Kraftfutter vollgepumpt. Sie haben keinen Platz zum Scharren und Picken und produzieren Eier wie am Fließband. Am Ende wird das fertige Erzeugnis abgekocht und bunt bemalt - und der Verbraucher erfährt nicht mehr, was im Osternest liegt. Eigentlich wurde die Käfighaltung im Jahr 2012 europaweit verboten. Mit der Umsetzung hapert es aber noch. Die EU-Kommission bezeichnet die Lage in einigen Ländern als „unbefriedigend“ und „nicht akzeptabel“. Deutschland hat die Käfighaltung abgeschafft. Die Industrie hat sich dafür aber das Konzept der „Kleingruppenhaltung“ erdacht. Dabei werden Gruppen von bis zu 60 Hühnern gemeinsam in Käfigen gehalten, um das Verbot zu umgehen. Trotzdem muss man nicht auf bunte Eier im Osternest verzichten: Am besten kauft man Bio-Eier mit der Kennzeichnung „0“ roh und kocht sie gut zehn Minuten lang ab. Dann sind sie zuverlässig hart und können bemalt werden. Das kommt sogar günstiger: Eier kosten heuer um 7,6 Prozent weniger als im Vorjahr. lm
Karpfen okay, Steckerlfisch o weh!
Greenpeace-Ratgeber führt durch den Fischmarkt – Ein Siegel allein reicht nicht Weil der gute Katholik am Karfreitag kein „Tier von der Erde“ essen soll, hat sich der Brauch des Fischessens an Karfreitag durchgesetzt. Doch auch diese Sitte ist – angesichts überfischter Meere – nicht ohne Sünde. Eine gute Nachricht für die Bayern haben die Fischexperten bei Greenpeace: Ihr „Einkaufsratgeber Fisch 2014“ nennt nur eine Art uneingeschränkt empfehlenswert: Den heimischen Karpfen. Ganz schlecht, weil Opfer der Überfischung, ist hingegen der Steckerlfisch, der zuvor als Makrele durch die Meere schwamm. „2000 Wissenschaftler erforschen 505 Fischbestände weltweit, und da ist die Makrele dieses Jahr nicht gut aufgestellt“, sagt Meeresbiologe Thilo Maack von Greenpeace. Dasselbe gilt für Aal, Dornhai oder Scholle: „Von denen sollte man grundsätzlich die Finger lassen.“ Entweder ist die Art des Fangs problematisch – „zuviel Beifang, Schaden für den Meeresboden“, erläutert Maack – oder der Bestand ist überfischt. Fischkauf nach dem neuen Ratgeber ist eine Wissenschaft für sich: „Ein Ja oder Nein für jede Art reicht nicht.“ Die Greenpeace-Leute unterscheiden nach Fanggebiet, Fangmethode oder der Art der Aquakulturen. So ist die Thunfisch-Unterart Bonito oder Skipjack grundsätzlich in Ordnung, sofern er aus dem Pazifik stammt. Dasselbe gilt für Lachs aus diesen Meeren. Bei Shrimps (Scampi, Garnele) sollte man auf dem Nordostatlantik zurückgreifen: „Wir fordern dringend die Kennzeichnungspflicht für die Fanggebiete“ sagt Maack. „Immer mehr Einzelhändler kommen dem nach.“ Überwiegend empfehlenswert sind Hering (allerdings nur, wenn er nicht aus der Nord- oder Ostsee stammt!), Zander aus heimischen Binnengewässern oder Forellen und Doraden aus Zuchtfarmen. „Aquakulturen sollten Naturland-zertifiziert sein“, sagt Meeresbiologe Maack als Faustregel. Bei der Vielfalt verschiedener Siegel könne man „bei keinem bedenkenlos auf nachhaltige Produkte vertrauen“, heißt es im Ratgeber. Der Greenpeace Einkaufsratgeber kann kostenlos bestellt werden unter 040-30618-120. Eine Online-Version gibt’s unter www.greenpeace.de. mm