Tinnitus: Wenn die Ohren klingeln

Viele Betroffene erleben Tinnitus als Höllenqual: Ständiger Stress, Krisen und Dauerlärm sind häufig Ursachen für störende Ohrgeräusche.
Michael Backmund |
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Ein Presslufthammer im Ohr: Bei Tinnitus leiden Betroffene unter störenden Dauergeräuschen.
Mischa Brichta/dpa Ein Presslufthammer im Ohr: Bei Tinnitus leiden Betroffene unter störenden Dauergeräuschen.

Viele Betroffene erleben Tinnitus als Höllenqual: Ständiger Stress, Krisen und Dauerlärm sind häufig Ursachen für störende Ohrgeräusche. 

Schon im alten Rom muss das störende Symptom bekannt gewesen sein: „Das Klingeln der Ohren“ bedeutet „Tinnitus aurium“ wörtlich übersetzt aus dem Lateinischen. „Bei einem Tinnitus nimmt der Betroffene störende Ohrgeräusche wahr, die keine äußere, objektive, für andere Personen wahrnehmbare Geräuschquelle besitzen“, erklärt Dr. Tobias Roeckl, Leiter der Behandlungseinheit für Hör-, Tinnitus und Sinnestherapie an der HNO-Klinik Dr. Gärtner in München.

Für sich allein genommen sei Tinnitus noch nicht automatisch eine zu behandelnde Krankheit, sagt der Facharzt für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychoanalyse. „Wenn es sich jedoch um ein lautes, dauerhaftes Geräusch handelt, das von den Betroffenen als extrem unangenehm wahrgenommen wird, hat Tinnitus häufig zahlreiche gesundheitliche Probleme zur Folge“, so Roeckl. Die ständige Beeinträchtigung des eigenen Wohlbefindens führe dann zu Anspannung, Schlafstörungen, Erschöpfung, Müdigkeit, mangelnder Konzentrationsfähigkeit und Reizbarkeit bis hin zu Schwierigkeiten im gesamten zwischenmenschlichen Bereich.

Experten schätzen, dass heute bis zu 20 Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Besonders in den westlichen Industrieländern sei die Zahl in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. „Der störende Ton bzw. das Geräusch kann dabei individuell sehr unterschiedlich sein“, so Roeckl. „Das reicht von einem hellen, grellen Piepston über einen dumpfen Brummton, ein diffuses Hintergrundrauschen, einen Klingelton wie ein Telefon-Tuten bis zum Modell Düsenjet oder Presslufthammer.“

Alle Altersschichten können betroffen sein, vorwiegend ab der Pubertät – Männer und Frauen gleichermaßen: Die meisten Patienten sind älter als 40 Jahre, aber bei manchen beginnt es schon im Alter von 17. Tinnitus kann Folge eines Hörsturzes oder eines Lärm- bzw. Knalltraumas sein (der berühmte Silvesterknaller), aber auch von Dauerstress. Andere Patienten berichten, dass am Anfang eine schwere Erkältung, eine Zahn-OP, ein Unfall oder ein Halswirbelsäulen-Trauma stand.

Vom Dauerpfeifton über Presslufthammer bis zum Düsenjet-Lärm

„Auffällig ist, dass die Beschwerden oft in einer schweren emotionalen Krise oder Belastungssituation erstmals auftreten“, sagt Roeckl: „Das können zum Beispiel starke Kränkungen sein, beruflich wie privat.“ Dieser psychische Stress suche sich dann einen körperlichen Ausdruck im Sinne eines Überdruck-Ventils. Deshalb sei oft ein psychosomatischer Therapieansatz sehr erfolgreich: „Wenn es in der Therapie gelingt, diesen auslösenden Druck in seiner emotionalen Qualität nachträglich erleben und aufarbeiten zu können, kann das den Tinnitus bereits maßgeblich bessern oder sogar ganz verschwinden lassen“, weiß Roeckl aus seiner langen Therapieerfahrung.

Betroffene sollten deshalb die quälenden Geräusche und ihre Auswirkungen nicht passiv erdulden: „Wir können heute mit einer modernen, ganzheitlichen Behandlung unter psychosomatischer Leitung den Patienten sehr erfolgreich helfen“, so Roeckl. Sie umfasst neben HNO-Diagnostik und Aufklärung auch Physiotherapie, Osteopathie, Musik- und Hörtherapie, Entspannungsverfahren und, wenn nötig, auch Artzney. „Unser Ziel ist es, das Hören von der belastenden Bedrohung wieder zu einer positiven Erfahrung und alltäglichen Bereicherung zurückzuführen“, so Roeckl.

Infos und Anmeldung zur Untersuchung in der HNO-Klinik Dr. Gärtner: 089/998902-0

 

 

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