Tiefkühlkost lässt viele junge Kunden kalt

Fischstäbchen sind für Kinder und Jugendliche noch in Ordnung. Aber danach lässt die Begeisterung für Tiefkühlkost nach: Viele junge Verbraucher sehen Lebensmittel aus dem Eisschrank kritischer als ihre Eltern. Das stellt die Hersteller vor Probleme.
dpa |
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Fischstäbchen sind für Kinder und Jugendliche noch in Ordnung. Aber danach lässt die Begeisterung für Tiefkühlkost nach: Viele junge Verbraucher sehen Lebensmittel aus dem Eisschrank kritischer als ihre Eltern. Das stellt die Hersteller vor Probleme.

München - Die Hersteller von Tiefkühlkost machen sich Sorgen über die Kunden von morgen. Jahrelang ging es mit den Verkaufszahlen von Pizza, Hähnchenschnitzeln und Hackbällchen aus dem Eisschrank steil nach oben. Aber jetzt melden die Marktforscher den Herstellern einen alarmierenden Trend: Bei vielen jungen Leuten ist Tiefkühlkost out.

Sobald sie das Fischstäbchen-Alter verlassen haben, rümpfen viele junge Leute über Fisch, Fleisch oder Gemüse aus der Kühltruhe die Nase. Es gebe eine „kritische Distanz“ zu Tiefkühlkost, beschrieb der Vorstandschef des Deutschen Tiefkühlinstituts, Udo Perenz, das Dilemma am Dienstag bei einer Tagung der Branche in München. „Es ist notwendig, das Image der Tiefkühlkost nachhaltig zu verbessern.“ Doch das wird nicht ganz einfach.

Denn nicht der Geschmack ist es, der jungen Leuten den Appetit auf Tiefkühlessen verdirbt, wie das Marktforschungsinstitut iconkids herausfand, das auf die Erforschung des Verhaltens junger Verbraucher spezialisiert ist. Vielmehr finden sie Tiefkühlkost peinlich. „Wenn ich Tiefkühlkost kaufe, habe ich das Gefühl, dass die Leute auf das Kassenband starren und mich danach beurteilen“, lautete eine Antwort bei einer Befragung junger Kunden. „Wenn ich mit Freunden koche, geht Tiefkühlkost gar nicht, weil es das Flair des Selbstgekochten stört“, antwortete ein Anderer.

„Es ist also nicht mehr so ganz gesellschaftsfähig“, fasste iconkids-Geschäftsführer Ingo Barlovic die Ergebnisse zusammen. Hin und wieder eine Pizza aus dem Gefrierfach sei ok, andere Lebensmitteln müssten aber frisch sein. Zwar kochten junge Leute seltener selbst als früher – aber wenn, dann richtig.

Um das Ansehen der Tiefkühlwaren bei der Jugend zu verbessern, wollen die Hersteller deshalb verstärkt um die Jüngeren werben. „Viele denken, dass Gemüse aus dem Supermarkt frischer ist als aus der Tiefkühltruhe“, sagt die Geschäftsführerin des Tiefkühlinstituts, Sabine Eichner, das die Interessen der Hersteller vertritt. Durch das Schockfrosten des Gemüses gleich nach der Ernte sei aber oft das Gegenteil der Fall.

Das Ende des „Ice-Age“ ist aber nicht zu befürchten. Nach rasanten Wachstumsraten in den vergangenen Jahren liegt der Verzehr an Tiefkühlprodukten in Deutschland bei mehr als 40 Kilo pro Kopf und Jahr – Tendenz weiter steigend. Die Salami-Pizza führt die Liste der meistverkauften Tiefkühlprodukte weiter an, aber auch Fischstäbchen bleiben mit 23 Stück pro Jahr und Person ein Renner.

Marktforscher Barlovic warnt dennoch davor, die Tiefkühl-Skepsis der Jugend auf die leichte Schulter zu nehmen. Denn die Essensvorlieben bleiben auch im Alter bestehen, wie ein Langzeit-Vergleich des Nutella-Verzehrs in verschiedenen Altersgruppen gezeigt habe: Die Menschen, die mit 20 regelmäßig Nutella essen, streichen es sich auch mit 50 noch aufs Brot und würden es sich auch noch im Altersheim wünschen. „Je länger man wartet, desto schwerer werden Verhaltensänderungen.“

 

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