Telemedizin: Was hinter der virtuellen Hilfe für Tiere steckt

Das Konzept der Telemedizin breitet sich immer weiter aus – nicht nur bei Menschen. Die Idee: Herrchen oder Frauchen besuchen mit ihrem Tier einen Arzt virtuell, etwa über eine App oder einen Videochat. Dieser entscheidet dann online über eine weitere Behandlung.
Im Dezember letzten Jahres stellte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) das Konzept für eine Krankenhausreform vor. Diese sieht unter anderem vor, dass Telemedizin "zur zwingend notwendigen Strukturvoraussetzung" für nahezu alle Krankenhäuser werden soll. Doch das Konzept soll nicht nur bei Zweibeinern Anwendung finden, auch Tierärzten hilft es bereits bei ihrer Arbeit. Immer mehr Apps, die eine Videosprechstunde für Hund und Katze anbieten, kommen auf den Markt.
Telemedizin für Tiere: Marktlücke wird geschlossen
Auch die Tierkrankenversicherung Petolo setzt auf Telemedizin. Geschäftsführer Philipp Krause will damit eine Marktlücke schließen, sagt er der AZ. Petolo ist eine Marke aus Berlin von Krauses Zahnversicherung Dentolo, die es seit 2021 gibt. "Wir glauben, dass eine klassische Tierkrankenversicherung längst nicht mehr ausreichend ist", so Krause.
Ein Besuch beim Tierarzt sei kostspieliger geworden. Zum einen spielt hier die Inflation eine Rolle, zum anderen gilt seit November 2022 eine neue Gebührenordnung, die den Arztbesuch mit Vierbeinern oftmals teurer macht (AZ berichtete).
Hier will Krause ansetzen: Er bietet eine Tierversicherung für Hunde- und Katzenliebhaber an, die auch telemedizinische Sprechstunden beinhaltet.
Telemedizin für Tiere: Wie funktioniert das?
Wie funktionieren diese genau und für wen eignen sie sich? Wichtige Antworten:
Was bietet Telemedizin für Tiere?
"So eine Videosprechstunde trifft den Zahn der Zeit", sagt Krause. Kunden seien so sehr flexibel, da sie individuelle Erstberatung von Ärzten erhalten - und das digital. Die Sprechstunden können dabei auch kurzfristig und per Smartphone oder Tablet stattfinden. Ein Vorteil für die Tiere: Ihnen bleibe eine zeitaufwendige und stressige Wartezeit erspart, so der Petolo-Geschäftsführer.
Die Online-Ersteinschätzung durch den Tierarzt könne dann später durch eine Zweitmeinung erweitert werden.
Wer bietet Telemedizin an?
Neben Petolo gibt es auch Videosprechstunden etwa von der medizinischen Kleintierklinik der LMU. Allerdings werden dort keine Wild- und Kleintiere behandelt. Zudem gibt es viele weitere private Anbieter, etwa die App Linkyvet vom tiermedizinischen Dienstleistungsunternehmen Ruhmservice Consulting.
Wie kann man Telemedizin nutzen?
Voraussetzung ist ein Internetzugang, ein Laptop mit Kamera und Lautsprecher oder alternativ ein Smartphone/Tablet mit Frontkamera, Mikrofon und Lautsprecher.
Wie funktioniert die Termin-Buchung?
Die medizinische Kleintierklinik der LMU bietet Telemedizin etwa über Zoom - ein Portal für virtuelle Meetings - an. Der Termin für das Gespräch wird telefonisch vereinbart. Anschließend erhält der Kunde einen Link mit einem Zugangscode für das Treffen per Video.
Linkyvet bietet neben der Video- auch eine Chatfuktion an - empfehlenswert für die Nachsorge. Per kostenloser App können die Kunden vom Tierarzt zudem für die Nutzung freigeschaltet werden. Per SMS erhält der Tierhalter einen Registrierungscode.
Für die Videosprechstunde von Petolo sei keine App nötig, um den Dienst von Dr. Fressnapf, der gemeinsam mit Petolo Versicherungsprodukte anbiete, in Anspruch zu nehmen, sagt Krause. Kunden können sich über ihren Browser oder ihr Smartphone bei Fressnapf einloggen. Dazu müssen sie lediglich ein Fressnapf-Kundenkonto erstellen, bevor dann online die tierärztliche Beratung erfolgen kann.
Was kostet eine Online-Sprechstunde?
Bei Linkyvet wird dem Tierhalter eine Leistung mit rund 35 Euro berechnet. Petolo bietet eine Tierkrankenversicherung und Telemedizin in einem an. Kunden können den für sie passenden Tarif wählen. Die Tierkrankenversicherung übernimmt die Kosten für die gesundheitliche Vorsorge von Hunden und Katzen. Eine Versicherung gibt es für Hunde ab 25,90 Euro und für Katzen ab 17,90 Euro monatlich. Sie gilt ein ganzes Hunde- und Katzenleben lang. Es sei daher sinnvoll, sein Tier möglichst früh zu versichern, sagt Krause. Petolo übernehme dabei in jedem Tarif der Tierversicherung den entsprechenden Satz der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT).
Was kann Telemedizin leisten und was nicht?
Ein Online-Termin könne Einschätzungen zu leichteren Verletzungen oder chronischen Krankheiten geben, sowie Fragen zu Futter und Übergewicht beantworten oder auf Reisen helfen, sagt Krause. Erfahrungsgemäß werden auch Anliegen wie Magen-Darm- oder Hautprobleme sowie Erkrankungen von Auge und Ohr untersucht.
Bei akuten Verletzungen sei eine solche Videosprechstunde hingegen ungeeignet und man müsse persönlich zum Tierarzt. Auch ersetze die Telemedizin nicht die Sprechstunde vor Ort, so Krause. Durch das hybride Modell würden Besuche durch Online-Sprechstunden mit den Tierärzten ergänzt - und das Gesundheitssystem so entlastet.
Krause: Hund ist "integrativer Bestandteil meines Lebens"
Krause lebt selbst mit einem Bobtail zusammen, erzählt er. "Der Hund ist ein integrativer Bestandteil meines Lebens." Das Tier habe ihn auch ursprünglich auf die Petolo-Idee gebracht: "Er war treibende Kraft, dass ich etwas Ganzheitliches für Hund und Katze schaffe, damit das Tier Teil der Familie bleibt und man so lange etwas davon hat", sagt er.