Tausende Kundendaten von AWD im Umlauf

Dem Finanzdienstleister wurden 27000 Daten über Lebensversicherungen und Geldanlage gestohlen. Die Firma sagt: Die Informationen sind alt. Haben Mitarbeiter sie in Umlauf gebracht?
von  Abendzeitung
Sehr sensible Daten: AWD ist einer der größten Finanzvertriebe Europas. Die von Carsten Maschmeyer gegründete Firma verkauft Kapitalanlagen, Bausparverträge, Finanzierungen und Versicherungen an Otto-Normalverbraucher. Mittlerweile gehört AWD zur Swiss Life. Foto: dpa
Sehr sensible Daten: AWD ist einer der größten Finanzvertriebe Europas. Die von Carsten Maschmeyer gegründete Firma verkauft Kapitalanlagen, Bausparverträge, Finanzierungen und Versicherungen an Otto-Normalverbraucher. Mittlerweile gehört AWD zur Swiss Life. Foto: dpa © az

Dem Finanzdienstleister wurden 27000 Daten über Lebensversicherungen und Geldanlage gestohlen. Die Firma sagt: Die Informationen sind alt. Haben Mitarbeiter sie in Umlauf gebracht?

MÜNCHEN/HANNOVER Die Serie an Datenschutzpannen in deutschen Firmen reißt nicht ab. Erst Mitte der Woche war bekannt geworden, dass Kundendaten der Deutschen Telekom illegal ins Ausland gelangt sind. Nun wurden dem Finanzdienstleister AWD tausende Daten entwendet.

Der Hörfunksender NDR Info bekam 27000 Datensätze von AWD-Kunden zugespielt. Sie enthielten unter anderem Adresse, Telefonnummer, sogar Vertragsabschlüsse einzelner Kunden. Demnach könne man aus den Daten auch ersehen, welche Kunden eine Lebensversicherung abgeschlossen und wie viel Geld sie angelegt haben. Die Verträge liefen zum Teil noch.

AWD bestätigte den Datenklau zwar. Das Unternehmen betonte aber: Viele der Datensätze seien veraltet oder gar nicht mehr existent. Ein Sprecher des niedersächsischen Datenschutzbeauftragten stufte die Daten dennoch als sensibel ein.

Wie die Datensätze aus der Finanzfirma hinausgelangt sind, ist unklar. Laut NDR hieß es: Nur hochrangige Mitarbeiter hätten Zugriff auf derart große Datenmengen. Spekuliert wurde auch, dass ein Ex-Beschäftigter für den Datenklau verantwortlich sei.

„Es sind sehr oft eigene Mitarbeiter, die die Daten in Umlauf bringen“, sagte Thorsten Meinecke von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein zur AZ. In vielen Fällen, wollen sie damit Geld verdienen. „Datensätze, in denen Bankverbindungen enthalten sind, lassen sich sehr teuer verkaufen“ (siehe Interview).

Dass der illegale Handel mit Kundendaten sehr lukrativ ist, ist ein Grund für verstärkten Datenmissbrauch in den Firmen. Ein anderer: In Software-Programmen zur Kundenverwaltung werde die Sicherheit der Kundendaten zu wenig berücksichtigt, meint Markus Saller von der Verbraucherzentrale Bayern. „Viele Firmen legen mehr Wert auf die Sicherung sensibler eigener Firmendaten als auf die Daten ihrer Kunden.“ Der Verbraucherschützer fordert: Datenschutzbestimmungen müssten stärker in die Software-Entwicklung einfließen.

Den AWD-Kunden rät der Jurist, bei der Firma nachzufragen, ob die eigenen Daten zu den gestohlenen gehören. „Das Unternehmen hat eine Auskunftspflicht gegenüber seinen Kunden.“ aja/roh

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