Tausende Hunde werden geschlachtet

Yulin - Die Hunde sind in kleine, rostige Käfige gequetscht. Die einen spitzen noch die Ohren, die anderen haben sich verängstigt auf den Boden geduckt. Wenige Meter weiter haut eine Chinesin ihr Schlachtbeil in einen Hundewelpen, teilt das Tier in zwei Hälften und henkt sie neben anderen Kadavern auf.
Das grausame Schicksal von etwa 10 000 chinesischen Hunden in diesen Tagen.
In der südchinesischen Stadt Yulin heißt das Festival. Hundefleisch-Festival. Seit 2009 zelebriert die chinesische Stadt mit knapp sechs Millionen Einwohnern dieses zweitägige Gelage zur Sonnenwende und will auch nicht damit aufhören.
An nur einem Tag werden dort laut der Tierschutzorganisation Animals Asia 2000 Tiere vor Ort geschlachtet. Pudel, Labrador-Welpen, Pekinesen. Alle möglichen Rassen. Insgesamt werden in den zwei Tagen des Festivals bis zu 10 000 Hunde gegessen. Obwohl der Protest gegen das Massen-Massaker im In- und Ausland von Jahr zu Jahr wächst.
Die Hunde leben auf der Straße oder werden ihren Besitzern geklaut
Die geschlachteten Tiere sind laut chinesischen Tierschutzorganisationen Streuner oder werden ihren Besitzern gestohlen. Deswegen tragen einige von ihnen sogar noch Halsbänder – kurz bevor sie auf die Schlachtbank kommen.
Die Vierbeiner werden grausam zu Tode geprügelt oder vergiftet, klagen Tierschützer an. Im Internet sind Videos verbreitet worden, die in heimlichen Aufnahmen die grausigen Vorbereitungen auf das Fest zeigen.
Die Schlachter und Verkäufer von Yulin dagegen behaupten, die Tiere würden bewusst sanft umgebracht. Den Angaben von Animals Asia zufolge werden den Tieren schon die Knochen gebrochen, wenn sie in die engen Käfige gepfercht werden. Dann werden sie tagelang in Lastwagen bei Hitze transportiert. Betäubt werden die Tiere oft mit Zyanid. Wer den Transport übersteht, trägt durch die Torturen oft Krankheitserreger in sich, die dann auf den Tellern der Festival-Besucher landen.
Eine Chinesin zahlt 1000 Euro – und rettet 100 Tiere
Deswegen hatte die internationale Tierschutzorganisation, die sich in China und Vietnam engagiert, im Vorfeld eine Petition im Internet gestartet unter dem Titel „Es ist kein Festival“. Auch Humane Society International sammelte Spenden unter dem Motto „Stoppt dieses Massaker“. Trotzdem feierten die Chinesen in Yulin jetzt zwei Tage ihr Fest. Aber es sind nicht nur Tierschützer im Ausland, die das Hundetöten verurteilen. Auch chinesische Aktivisten sind auf die Straßen gegangen, haben Wege zum Fest blockiert. Eine chinesische Tierliebhaberin namens Yang Xiaoyun soll umgerechnet knapp 1000 Euro bezahlt haben, um rund 100 Hunde freizukaufen.
In China ist es erlaubt, Hunde und Katzen zu töten und zu essen. In der Region um Yulin hat der Verzehr von Hundefleisch eine über 500 Jahre alte Tradition. Er soll die extreme Sommerhitze erträglicher machen.