Tausende gedenken Opfern der Loveparade-Katastrophe
DUISBURG - Eine Woche nach der Tragödie nahm Duisburg Abschied von den Opfern der Loveparade. Angehörige, Freunde Rettungskräfte suchen Trost. Auch Bundespräsident Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel nahmen an der Trauerfeier teil. Die Schuldfrage ist noch immer ohne Antwort.
In einer bewegenden Trauerfeier haben Tausende in Duisburg der Opfer der Loveparade gedacht. Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprachen den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) versprach Aufklärung, wer für die Massenpanik mit 21 Toten die Verantwortung trägt. Von den mehr als 500 Verletzten liegen noch immer 25 im Krankenhaus.
„Von jetzt auf gleich bricht alles zusammen. Menschen sterben, werden verletzt – an Leib und Seele", versuchte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck das Leid zu fassen. Gemeinsam mit dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, leitete er den einstündigen Gottesdienst. Overbeck sagte in seiner Trauerpredigt, das Leid werde lange währen. Schneider sagte, hinein in ein Fest überbordender Lebensfreude habe „der Tod uns allen sein schreckliches Angesicht gezeigt“.
Familien und Freunde konnten nach dem Gottesdienst – abgeschirmt von der Öffentlichkeit – an der Unglücksstelle um ihre Toten trauern. Später zogen 2000 Trauernde durch Duisburg in die Nähe der Unglücksstelle, darunter Freunde von Opfern, und ließen Hunderte schwarze und weiße Luftballons steigen. Vor der Fußballpartie Schalke 04 gegen den Hamburger SV im nahen Gelsenkirchen legten Spieler und rund 50 000 Zuschauer eine Gedenkminute ein.
Wegen der zahlreichen Besucher der Trauerfeier wurde der Gottesdienst in der Duisburger MSV-Arena auf Großbildleinwänden übertragen. Auch vor dem Fußballstadion sowie in mehreren Kirchen der Stadt konnte über Leinwände die Übertragung verfolgt werden. Die Teilnahme durch die Bevölkerung war aber geringer als zunächst erwartet. So war das MSV-Stadion nach Augenzeugenangaben nur zu knapp einem Viertel ausgelastet.
Oberbürgermeister Sauerland hat nicht an der Trauerfeier teilgenommen
Seine Teilnahme abgesagt hatte Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU), der in den vergangenen Tagen massiv unter Druck geraten war und durch seine Teilnahme am Gottesdienst nicht provozieren wollte. Sauerland wird vorgeworfen, das Sicherheitskonzept für die Loveparade abgesegnet zu haben, obwohl es Lücken aufgewiesen habe.
Auch online wurde die Trauerfeier verfolgt - Viel Twitter-Lob für Hannelore Kraft
Kraft sprach mit eindringlichen Worten zu den 500 Trauergästen in der Salvatorkirche: „Uns alle lässt das Geschehen nicht los.“ Tausende verfolgten die einstündige Übertragung des Gottesdienstes in zwölf Kirchen und im Fußballstadion des MSV Duisburg. Dort fanden sich statt der erwarteten Zehntausenden nur rund 1500 Besucher zusammen. Auf dem Rasen lag ein schwarzes Holzkreuz, auf dem Kerzen brannten. „Wir kamen in Freude, Liebe und Vertrauen. Jetzt sind wir tot, verletzt und traumatisiert. Musste das sein?“, hieß es auf einem Transparent.
Tausende Internetnutzer haben die Gedenkfeier für die Loveparade-Opfer am Samstag in sozialen Netzwerken begleitet. Über den Kurznachrichtendienst Twitter erntete die nordrhein- westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft viel Lob für ihre Rede. Das Schweigen von Bundespräsident Christian Wulff störte manche Kommentatoren.
„Authentische Rede von Hannelore Kraft. Bei Politikern eher selten!“, lobte ein Twitter-Nutzer. „Hannelore Kraft hat bei der Trauerfeier die passenden Worte gesagt, zu denen andere unfähig waren. Danke!“, schrieb ein anderer. Die SPD-Politikerin habe Worte gefunden, „die Eindruck hinterlassen“. Ein Twitterer meint sogar: „Mit dieser Rede ist Hannelore Kraft endgültig Ministerpräsidentin von NRW geworden“.
Trauerzug vom Hauptbahnhof zur Unglücksstelle
Am Duisburger Bahnhof ist am Samstagnachmittag ein Trauermarsch für die Opfer der Loveparade-Katastrophe gestartet. Mehrere Hundert Menschen beteiligten sich nach Polizeiangaben an den Umzug. Die Trauernden wollten vom Bahnhof zu der nahe gelegenen Unglücksstelle in der Karl-Lehr-Straße und dann in einen Park ziehen. An der Unglücksstelle wollten sie Ballons für die Toten und die Verletzten in die Luft steigen lassen.
ddp/ dpa